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Das magische Buch

Das magische Buch

Titel: Das magische Buch
Autoren: Santiago García-Clairac
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an.
    »Ich glaube, heute Abend kommt ein guter Film«, sagt sie. »Wollt ihr ihn sehen?«
    Der Film hat gerade angefangen. Er heißt Braveheart , was so viel heißt wie »tapferes Herz« oder so. Der Schauspieler ist dieser Mel Gibson, ein netter Typ.
    »Stellt den Ton leiser, damit Papa nicht gestört wird«, bittet uns meine Mutter, bevor sie hinausgeht. »Ich muss noch ein paar Dinge für morgen vorbereiten.«
    Die Hauptfigur ist Schotte und heißt William Wallace. Als Kind muss er mit ansehen, wie sein Vater von Engländern getötet wird. Da er jetzt eine Waise ist, lebt er von nun an bei einem Onkel in Irland.
    »César, du solltest Papa nicht immer so löchern mit deinen Fragen«, sagt Javier plötzlich zu mir.
    »Was?«
    »Er muss sich auch mal entspannen können.«
    »Entspannen? Aber er ist doch völlig entspannt mit seinem neuen Buch.«
    Später geht Wallace in sein Land zurück, lernt ein Mädchen kennen und heiratet es.
    »Wir müssen dafür sorgen, dass er in aller Ruhe schreiben kann«, sagt Javier.
    »Aber das tue ich doch!«, rufe ich.
    Die Engländer töten die Frau von diesem Wallace. Da lehnt er sich gegen sie auf und zettelt einen Krieg gegen sie an.
    »Papa braucht uns mehr denn je«, fährt Javier fort. »Vergiss nicht, schließlich ist er wegen uns hier in dieser Stadt geblieben! Vor allem wegen dir …«
    Wallace bittet den schottischen König um Hilfe.
    »Was meinst du damit?«
    »Weißt du, dass Papa fast nie das Haus verlässt?«
    Wallace und der Sohn des schottischen Königs treffen sich, können sich aber nicht einigen. Obwohl sie beide Schotten sind und dieselbe Sprache sprechen, verstehen sie sich nicht …
    »Was soll das heißen?«, frage ich alarmiert.
    »Na, eben das … Seit ein paar Tagen steht er nicht mehr auf, bleibt fast den ganzen Tag im Bett.«
    »Aber er hat doch eben gesagt, dass …«
    »Das Schreiben fällt ihm sehr schwer. Wir dürfen nicht vergessen, dass er zum ersten Mal zwei Bücher in derselben Stadt schreibt …«
    »Erzähl keinen Blödsinn! Er hat mir versichert, dass er keine Probleme damit hat. Er fühlt sich sehr wohl hier, hat er gesagt.«
    »Papa ist bedrückt, deswegen verkriecht er sich in der Wohnung«, erklärt mein Bruder. »Und du machst ihm Druck!«
    »Jetzt übertreib mal nicht! Er hat freiwillig beschlossen, in dieser Stadt zu bleiben.«
    »Ja, aber wegen dir.«
    Der Sohn des Königs von England ist ein Feigling. Er ist unfähig, das Land zu regieren. Und er ist dem tapferen Wallace unterlegen.
    »Ich will jedenfalls nicht schon wieder umziehen wegen der Bücher!«, schreie ich meinen Bruder an.
    »Er ist Schriftsteller, verstehst du das nicht?«
    »Und ich will in Ruhe mein Leben leben! Ich will mir nicht immer neue Freunde suchen müssen! Er hat’s mir versprochen!«
    Wallace stellt eine große Armee zusammen und zieht gegen den König von England in den Krieg.
    Mama hat uns streiten hören und kommt ins Wohnzimmer.
    »Was ist hier los?«, fragt sie.
    »Nichts, wir unterhalten uns nur«, antwortet Javier.
    »Genau, wir unterhalten uns.«
    »Dann schreit hier nicht so rum, euer Vater arbeitet.«
    Noch nie habe ich meine Mutter so nervös gesehen. Sie schimpft nur ganz selten mit uns, fast nie.
    Wallace verliert die Schlacht.
    Das Telefon klingelt. Mama nimmt ab, und kurz darauf sagt sie zu mir:
    »Für dich, César … Es ist Lucía, sie möchte dich sprechen.«
    »Danke, Mama«, sage ich und stehe auf.
    Lucía ist meine Sitznachbarin in der Schule. Wenn sie groß ist, möchte sie Schriftstellerin werden. Sie hat einen Wettbewerb unserer Schule gewonnen, und alle sagen, dass sie sehr gut schreibt. Wir haben bereits Zukunftspläne geschmiedet, Lucía und ich. Nicht heiraten oder so was, nein, etwas anderes: Wir wollen einen Verlag gründen. Sie wird Autorin, und ich veröffentliche ihre Bücher. Die Idee stammt von ihr, aber ich war gleich Feuer und Flamme.
    »Lucía? … Hallo!«
    »Hallo, César! Hast du meine Nachricht gehört?«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Ich hab auf euren Anrufbeantworter gesprochen, aber das ist ja jetzt nicht mehr wichtig. Kannst es löschen, wenn du willst … Seht ihr euch den Film an?«
    »Ja, ich find ihn super.«
    »Ich auch. Es ist geschichtlicher Stoff, alles ist wirklich passiert. Diesen William Wallace hat es tatsächlich gegeben … und seine Frau auch. Eine wunderschöne Liebesgeschichte …«
    »Wovon redest du?«
    »Na, eine Frau heiratet einen tapferen Mann, der verrückt nach ihr ist, und als sie
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