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Das Legat der Toten

Das Legat der Toten

Titel: Das Legat der Toten
Autoren: Jason Dark
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Spiegel an, als sie die Ohrclips anlegte. Sie zog die Lippen nach unten, puderte die etwas bleiche Nase und betupfte sich mit ihrem Lieblingsparfüm. Sie fand sich super und verließ den gekachelten Raum, um in den viereckigen Flur zu gehen, in dem die Garderobe an der Wand hing. Direkt dem Bild der nackten Frau gegenüber. Dort stand auch die mittelgroße Reisetasche aus weichem Leder. Sie war mit dem Nötigsten gefüllt. Der Wintermantel hing auch bereit und die kurze Jacke ebenfalls, die sie überstreifen wollte.
    Das tat sie jetzt.
    Es war ein weicher Stoff. Bestes Kaschmir. Dunkel eingefärbt. Sie schmiegte sich an ihre nackte Haut. Für einen etwas längeren Moment schloß sie die Augen und gab sich dem wohligen Gefühl hin. Dann griff sie in die rechte Tasche der Jacke und holte einen viereckigen Gegenstand hervor.
    Er war ungefähr so lang wie ein Bleistift, nur breiter. Ein Ende war mit einer Öffnung versehen, in die Miranda Wayne hineinschaute. Sie hielt den Gegenstand schräg von ihrem Körper weg und drückte am unteren Ende gegen einen leichten Wulst.
    Die eine Berührung reichte aus. Wie ein Kastenteufel sprang die sehr schmale Klinge aus der oberen Öffnung. Nicht breiter als eine Stricknadel, aber wesentlich härter und auch spitzer.
    Miranda war überzeugt, daß alles klappte. Sie ließ die Klinge wieder verschwinden und hörte im gleichen Moment den Türgong. Das war ihr Freund, und er war zehn Minuten zu früh.
    Ihr war es egal, denn somit verkürzte sich auch sein Leben um die gleiche Zeit.
    Sie öffnete.
    Frenton lachte sie an. Er roch nach Bier und Zigarettenrauch. Sein Mantel stand offen. Wie immer trug er seine Lederhose und darüber ein mit schwarzen und weißen Würfeln bedecktes Hemd. Der typische Drei-Tage-Bart war auch vorhanden, und seine schwarzen Haare hatte er auf Millimeterlänge gekürzt.
    »Da bin ich.«
    »Ja, komm rein.«
    Er stürmte fast an ihr vorbei und zog seinen Mantel aus, den er mit in das kleine Wohnzimmer nahm und über einen Stuhl hängte. Er blieb stehen, schaute sich um und wunderte sich über die herabgelassenen Rollos.
    »Du willst doch sonst immer den Ausblick genießen, Süße.«
    »Heute nicht.«
    »Dein Problem.« Er warf sich in einen Sessel, der die Form eines offenen Mundes hatte und so richtig bequem war. »Gib mir einen Drink.«
    »Was willst du?«
    »Wodka.«
    »Okay.«
    Frenton fühlte sich als Star. Als Herr und Meister, der von Miranda’s Job lebte. Er hatte sie dazu gebracht. Er hatte in sie investiert. Er hatte ihr auch das Apartment hier besorgt und kassierte regelmäßig ab. Einen freien Tag im Monat gönnte er ihr. Das war jetzt der Fall, aber da holte er sich auch das Geld ab.
    Miranda hatte ihm einen doppelten Wodka eingeschenkt, und Frenton war sehr zufrieden. »Das finde ich so toll an dir. Du weißt genau, was ich jetzt brauche.«
    »Ich kenne dich doch lange genug.«
    »Klar.« Er schaute sie an. Miranda saß ihm gegenüber und trank nichts, was ihn wunderte. »He, bist du abstinent geworden?«
    »Nein. Ich möchte nur nicht. Ich fühle mich auch etwas müde. Die letzten Tage waren recht anstrengend für mich.«
    Er hatte schon getrunken, jetzt leckte er über seine Lippen. »Wenn das so ist, dann geht es uns ja beiden gut.«
    »Es war eine Hochsaison.«
    Frenton’s Augen bekamen den Geldglanz. »Und was kann ich von dir erwarten?«
    »Ich hole es.«
    Sie mußte an ihm vorbei, und er griff blitzschnell zu. Seine Hand rutschte vom Saum her unter ihr Kleid und strich über den Oberschenkel hinweg.
    »Keine Orangenhaut, wie?« sagte er grinsend.
    »Nein, das nicht.«
    »Ist auch besser für den Job. Immerhin bist du dreißig. Bisher warst du super, aber ich habe läuten hören, daß die Kunden immer jüngeres Fleisch wollen. Kann nichts machen, Miranda, ist nun mal der Lauf der Zeit, verstehst du.«
    »Ja, ich habe verstanden. Und was folgt daraus?«
    »Hm, das ist schwer zu sagen. Ich denke noch nach.« Frenton’s Hand glitt an der Innenseite des Schenkels auf und ab. »Es gibt gewisse Dinge, die ich nicht aus den Augen lassen kann. Kundenwünsche stehen an erster Stelle. Diese Wohnung ist recht groß, auch groß genug für zwei, verstehst du?«
    »Bitte?«
    Er lachte ihr zu. »Sei nicht sauer, aber ich muß im Trend bleiben. Morgen bekommst du eine neue Mitbewohnerin. Sie heißt Claudia, ist achtzehn und ein verdammt scharfer Tiger. Sie stammt aus Puerto Rico. Wirklich einsame Klasse. Ich habe es selbst ausprobiert. So können wir dann
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