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Das Laecheln der Sterne

Das Laecheln der Sterne

Titel: Das Laecheln der Sterne
Autoren: Nicholas Sparks
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hören. Sie folgten ihm langsam.
    Später, als sie schon an der Tür standen und gehen wollten, stellten sie Paul die Frage, die er erwartet hatte.
    »Warum wollen Sie das Haus verkaufen?«
    Paul erinnerte sich, wie er den Mann angesehen hatte, denn hinter der Frage, das wusste er, steckte mehr als nur Neugier.
    An dem, was Paul hier tat, haftete etwas Geheimnisvolles, und der Preis, das war ihm klar, war viel zu niedrig angesetzt, selbst wenn er das Haus leer verkauft hätte.
    Paul hätte sagen können, dass er jetzt, da er allein war, so ein großes Haus nicht mehr brauchte. Oder dass das Haus besser geeignet sei für jüngere Leute, denen das Treppensteigen nichts ausmachte. Oder dass er vorhabe, ein anderes Haus zu kaufen oder zu bauen und dass er eine andere Ausstattung wolle. Oder dass er in den Ruhestand treten wolle und das große Haus zu viel Arbeit bedeute.
    Aber keiner dieser Gründe war zutreffend. Statt zu antworten, sah er dem Mann in die Augen.
    »Warum möchten Sie es kaufen?«, fragte er ihn.
    Er hatte in einem freundlichen Ton gefragt, und der Mann warf seiner Frau einen Blick zu. Sie war hübsch, eine zierliche Brünette, ungefähr so alt wie ihr Mann, vielleicht Mitte dreißig.
    Auch der Mann sah gut aus und machte offenbar eine steile Karriere. An Selbstvertrauen schien es ihm jedenfalls nicht zu 24
    mangeln. Einen Moment lang schienen die beiden die Frage nicht zu verstehen.
    »Von einem solchen Haus haben wir immer geträumt«, sagte die Frau schließlich.
    Paul nickte. Ja, dachte er, ich kann mich an das Gefühl erinnern. Bis vor sechs Monaten ging es mir auch so.
    »Dann hoffe ich, dass es Sie glücklich macht«, sagte er.
    Die beiden gingen davon, und Paul beobachtete, wie sie in ihr Auto stiegen. Er winkte ihnen zu, bevor er die Tür schloss, doch als er wieder im Haus stand, spürte er, wie es ihm die Kehle zuschnürte. Beim Anblick des Mannes, so wurde ihm bewusst, hatte er sich an das Gefühl erinnert, das er früher gehabt hatte, wenn er sich im Spiegel ansah. Und aus einem nicht ganz erklärlichen Grund standen ihm plötzlich die Tränen in den Augen.

    Der Highway führte durch Smithfield, Goldsboro und Kinston, kleine Orte, zwischen denen meilenlang Felder lagen, auf denen Baumwolle und Tabak wuchsen. Paul war hier aufgewachsen, auf einer kleinen Farm außerhalb von Williamston, und kannte die Gegend gut. Er fuhr an windschiefen Tabakscheunen und Farmhäusern vorbei. In den hohen, kahlen Ästen der Eichen neben dem Highway sah er Mistelgesträuch. Lange dünne Reihen von Weihrauchkiefern wuchsen entlang der Grenzlinien zwischen den Anwesen.
    In New Bern, einer hübschen Stadt am Zusammenfluss von Neuse und Trent, hielt Paul an, um sich etwas zum Essen zu kaufen. In einem Deli im historischen Stadtkern besorgte er sich ein Sandwich und einen Kaffee und setzte sich trotz des kühlen Wetters auf eine Bank vor dem Sheraton, von wo aus man einen Blick über den Sporthafen hatte. Jachten und Segelboote lagen vertäut an ihren Liegeplätzen und schaukelten sanft in der Brise.
    Pauls Atem bildete kleine Wolken. Nachdem er das 25
    Sandwich gegessen hatte, entfernte er den Deckel von seinem Kaffeebecher. Während er zusah, wie der Dampf aufstieg, überdachte er erneut die Kette von Ereignissen, die ihn hierher gebracht hatte.
    Es war eine lange Reise gewesen. Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben, und sein Vater, dessen einziger Sohn er war, verdiente seinen Lebensunterhalt als Farmer – Paul hatte es also nicht leicht gehabt. Statt mit Freunden Baseball zu spielen oder nach Flussbarschen oder Welsen zu angeln, verbrachte er seine Tage damit, Unkraut zu jäten und Baumwollkapselkäfer von den Tabakpflanzen zu lesen, zwölf Stunden am Tag, unter der glühenden südlichen Sommersonne, die seinem Rücken eine dauerhafte goldene Färbung verlieh.
    Wie die meisten Kinder in seiner Lage klagte er gelegentlich, aber meistens akzeptierte er, dass er arbeiten musste. Er wusste, dass sein Vater auf seine Hilfe angewiesen war. Und dass er ein guter Mensch war. Er war geduldig und freundlich, aber wie schon sein eigener Vater vor ihm sprach er selten, es sei denn, er hatte einen Grund. An den meisten Tagen war es in ihrem kleinen Haus so still wie in der Kirche. Abgesehen von den Standardfragen darüber, wie es in der Schule ging und was an Feldarbeiten anstand, wurde die Stille beim Essen nur durch das Klappern von Messer und Gabel auf den Tellern durchbrochen. Wenn der Abwasch gemacht war,
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