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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition)
Autoren: Walter Scott
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Gelächter brach nun los, als der Gefangene vor die Kriegsmannen geführt wurde und sich in ihm nicht allein eine ganz andre Person entpuppte, als der gesuchte Sir Piercie Shafton, sondern sogar nicht einmal ein Manns-, sondern ein Weibsbild!
    »Reißt der Betze den Mantel von der Fratze!« rief Sir Foster, »und dann jagt sie hinter zu den Stallknechten, denn aus bessrer Gesellschaft kommt sie ja doch nicht. Mein Wort darauf!«
    Sogar der Graf von Murray fühlte sich über diese Täuschung des Hüters der englischen Reichsgrenze zum Lachen gereizt, was bei ihm nicht grade häufig war. Allein daß der schönen Molinara, die nun zum zweiten Male Sir Piercie Shafton dadurch vor schwerer Gefahr behütete, daß sie sich auf der Flucht für ihn ausgab, irgend welches Leid angetan werde, das litt seine ritterliche Ehre unter keinen Umständen.
    »Ihr habt nun des Unheils mehr, weit mehr angerichtet, als sich verantworten läßt,« sagte der Earl; »wollte ich jetzt noch dulden, daß diesem jungen Frauenzimmer auch nur ein Haar gekrümmt werde, würde ich Schmach und Unehre auf mich häufen.«
    »Mylord,« sagte Morton, »wenn Sir John sich dazu verstehen will, auf ein Weilchen mit mir beiseite zu reiten, so werde ich ihm Gründe genug namhaft machen, daß er es für geraten ansehen wird, das Feld zu räumen.«
    Der Graf winkte zustimmend mit der Hand, und der Earl von Morton nahm nun den Hüter der englischen Reichsgrenze beiseite.
    »Sir Foster,« erklärte er ihm, »es nimmt mich Wunder, daß ein Mann wie Ihr, der doch seine Königin kennen sollte, sich in Dinge einläßt, die ihr nicht allein keinen Nutzen, sondern im Gegenteil Verdruß und Schaden bringen müssen, indem sie sie in Zwistigkeiten mit ihren Nachbarn verwickeln. Ich will Euch unverhohlen die Wahrheit bekennen, Herr Ritter. Hättet Ihr wirklich bei solch törichtem Einfall den richtigen Sir Piercie Shafton erwischt, und wäre es durch Eure Heldentat, wie doch bestimmt zu erwarten stand, zu einem tatsächlichen Bruche zwischen den beiden Reichen gekommen, so würde die weltkluge Fürstin und ihr nicht minder weltkluger Kronrat dem Ritter Sir John Foster es schwerlich Dank gewußt haben. Sie hätte wohl eher ihn in Ungnade fallen lassen, als daß sie sich in einen zweifelhaften Krieg mit Schottland eingelassen hätte. Allein, nun da Ihr Euer Ziel nicht erreicht habt, dürft Ihr Euch verlassen drauf, daß Ihr Euch bloß in schweren Verdruß setzt, wenn Ihr die Sache noch weiter verfolgen wolltet. ... Ich will den Grafen Murray zu bestimmen suchen, daß er es durchsetzt, daß Sir Piercie Shafton den Boden Schottlands verläßt. Im weitern aber seid klug und laßt von Gewalt ab, denn wenn Ihrs drauf ankommen ließet, so würdet Ihr mit Euren geschwächten Leuten wohl kaum etwas ausrichten gegen unsre durchaus frische Mannschaft.«
    »Eine verdammte Geschichte!« sagte Foster, nachdem er eine Weile mit gesenktem Haupte neben dem Earl gehalten hatte ... »ich werde für alle Plackerei, die ich heut gehabt habe, wohl nur wenig Dank ernten!«
    Darauf ritt er zu dem Earl zurück und erklärte, daß er aus Rücksicht gegen Seine Herrlichkeit, wie auch mit Rücksicht auf die persönliche Verwendung des Earl von Morton sich dahin entschlossen habe, von allen weitern Feindseligkeiten Abstand zu nehmen und sich wieder über die Grenze zurückzuziehen.
    »Einen Augenblick noch, Sir John!« sprach Murray, »es geht nicht an, daß ich Euch aus dem Reiche lasse, ohne daß Ihr mir eine Geisel stellt, als Sicherheit dafür, daß sich das Unheil, das Ihr über Schottland gebracht habt, nicht wiederhole ...«
    »Das soll niemand in England von John Foster sagen,« rief der Hüter englischer Reichsgrenze, »daß er gleich einem Besiegten sich zur Stellung von Geiseln verpflichtet hätte ... obendrein auf einem Schlachtfelde, auf dem er den Sieg errungen hat. ... Indessen,« setzte er nach einigem Bedacht hinzu, »sollte sich mein Hauptmann Stalwarth Bolton dazu verstehen wollen, aus freien Stücken bei Euch zu verweilen, so hätte ich nichts dawider, und nach meinem Dafürhalten wäre es schon aus dem Grunde recht gut, wenn er hier bliebe, weil er sich doch mit eignen Augen überzeugen könnte, ob dieser Piercie Shafton, den er doch kennt, wirklich des Landes verwiesen wird.«
    »Ich aber betrachte und behandle ihn, wie eine mir von Euch gestellte Geisel,« erklärte der Graf. Sir John Foster tat jedoch so, als hörte er die Worte nicht, sondern machte sich mit Stalwarth Bolton zu
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