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Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken

Titel: Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
Autoren: Hanns Hatt , Regine Dee
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wird seit 1846 nach einem Geheimverfahren hergestellt und weltweit verkauft. Seine Anhänger schwören bis heute auf die wohltuende Wirkung. Freilich nennen sie ihn nicht einfach Schnaps, sondern Wirk-Spirituose.

Bitter macht schlank!

    Bittere Pillen, bittere Armut, bitterer Ernst und bittere Kälte: Dieser Geschmack lockt wahrlich nicht mit Heiterkeit und Frohsinn. Dabei hat er so viele positive Eigenschaften, dass es sich eindeutig um ein PR -Problem handeln muss. Zum Beispiel könnte endlich einmal jemand erwähnen, dass Lebensmittel mit Bitterstoffen weniger Kalorien haben, schneller satt machen und zudem die Fettverbrennung ankurbeln, indem sie das Fett aus der Nahrung direkt zur Verbrennung weiterleiten und nicht zur Einlagerung an Hüfte, Bauch und Po. Dass sie also pflanzliche Schlankmacher sind, wahre Fatburner gar, die einem so manche Stunde im Fitness-Center ersparen können. In der Ayurveda-Lehre gelten Bitterstoffe als energetischer Gegenpol zum Süßen, der Schoko-Sucht und Hunger auf Süßes erfolgreich bremst.
    Allerdings nimmt nicht jeder Mensch die bitteren Anteile von Artischocken und Rosenkohl gleich intensiv wahr. Jeder hat zwar die gleichen fünfundzwanzig Rezeptoren für verschiedene Bitterstoffe, dennoch weist jeder dieser Rezeptoren kleine, vererbte Unterschiede auf, die darüber entscheiden, ob jemand ein Superschmecker, ein Normalschmecker oder ein Mensch ist, der geschmacksblind für einen bestimmten Bitterstoff ist. Zum Beispiel im Kohl. Manche Menschen finden Kohl furchtbar bitter, andere mögen ihn ganz gern und eine dritte Gruppe spürt gar keinen bitteren Geschmack. Dasselbe könnte für Zigaretten gelten, denn auch beim bitteren Nikotin gibt es vermutlich besonders sensible und weniger empfindliche Menschen. Letztere haben dann das Potenzial zum Kettenraucher.
    Figurtechnisch am besten dran sind die Superschmecker, etwa ein Viertel der Bevölkerung. Ihr Sättigungszentrum wird durch ihre sensible Wahrnehmung der Bitterstoffe früher zufriedengestellt. Wie eine Studie zeigte, wiegen sie im Durchschnitt glatt 20 Prozent weniger als Menschen, die für Bitterstoffe unempfindlich sind. Dass sich Bitterstoffe ideal für eine Diät eignen, bewies eine andere Untersuchung. Fünfhundert übergewichtige Frauen und Männer erhielten drei Monate lang zur normalen Kost ein bitterstoffreiches Konzentrat aus Wildkräutern und nahmen durchschnittlich vier Kilo ab, weil sie weniger aßen.
    Die vererbte Bitterstoff-Wahrnehmung prägt ganze Esskulturen. So trinken die Norddeutschen lieber ein bitteres Pils und essen Grünkohl, während Österreicher einfaches, helles Bier bevorzugen und Kaiserschmarrn essen. Noch unterschiedlicher sind die Essgewohnheiten und Bittervorlieben natürlich zwischen Asiaten und Amerikanern, was sich nicht zuletzt im unterschiedlichen Körperumfang messen lässt.
    Einen ähnlich wirksamen Beitrag zu Waschbrettbauch und Wohlgefühl leisten bittere Gemüse wie Chicorée oder Radicchio. Noch besser läuft es, wenn Sie dazu Gewürze verwenden. Voll von Bitterstoffen sind zum Beispiel Ingwer, Majoran, Oregano, Rosmarin oder Basilikum. Zehntausend verschiedene Bitterstoffe bereichern unsere Nahrung – ätherische Öle, Gerbstoffe und Flavonoide. Der allerbitterste Naturstoff überhaupt ist die Substanz Amarogentin in der Wurzel des gelben Enzians. Davon reicht ein Schnapsglas verteilt auf sechstausend Badewannen – und es schmeckt noch immer bitter. Auch der Absinth rangiert ganz oben in den Bitter-Charts. Andere heimische Kräuter, wie der Beifuß, helfen beim Verdauen von fettem Gänsebraten. Für Salate sollte man Rucola und Endivien nicht vergessen, die manchmal so bitter sind, dass man sie vor dem Essen wässern muss. Feiner schmeckt die Artischocke mit ihrem Bitterstoff Cynarin, der die Produktion der Gallensäure beeinflusst und Cholesterin senkt.
    Sollten Sie sich für die Verwendung des wunderbar bitteren Aromas von Löwenzahn entscheiden, tun Sie auch Ihrem Garten ein gutes Werk. Schneiden Sie dazu die Löwenzahnpflanze flach ab (wenn Sie wollen, dass sie wieder wächst), entfernen Sie die älteren äußeren Blätter und blanchieren Sie die jungen Blätter kurz in heißem Wasser, um einige der Bitterstoffe herauszulösen. Anschließend werden die Blätter flach auf einer Platte ausgebreitet, mit Olivenöl und Zitrone überträufelt und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt. Schmeckt richtig schön bitter und macht garantiert nicht dick.

Plätzchen statt Pillen

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