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Das Kadett

Das Kadett

Titel: Das Kadett
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Das Gas des Kühlsystems brannte unangenehm in Miles’ Nase, aber das Hauptgift hing konzentriert am anderen Ende der Kabine.
    Kostolitz fluchte und hustete, während er die Kiste mit den Masken durchwühlte und die Angaben ablas. Miles grinste boshaft. Er nahm den Dolch seines Großvaters, schnitt den Venenschlauch in vier Teile, steckte die Y-Anschlüsse darauf, versiegelte alles mit Pflasterstreifen und stopfte diesen Apparat, der ähnlich wie eine Wasserpfeife aussah, in den einzigen Anschluss des Kanisters mit dem Sauerstoff für den Notfall. Dann rutschte er zum Ausbilder.
    »Sir?« Er bot ihm ein zischendes Ende des Schlauches an. »Ich schlage vor, Sie atmen durch den Mund ein und durch die Nase aus.«
    »Danke, Kadett Vorkosigan«, sagte der Ausbilder und betrachtete fasziniert den Apparat. Kostolitz kam keuchend zurück. Miles konnte ihm gerade noch rechtzeitig einen Schlauch in den Mund stecken, ehe er das Bewusstsein verloren hätte. Kostolitz’ Augen waren riesig und tränten – das war nicht nur die Wirkung des Gases, dachte Miles.
    Miles hielt den Luftschlauch zwischen den Zähnen und kletterte zur Steuerbordwand. Kostolitz wollte hinterher, aber er musste feststellen, dass er und der Ausbilder kurze Schlauchabschnitte bekommen hatten, so dass sie Miles nur hilflos zuschauen konnten, während sie im langsamen Yogarhythmus atmeten.
    Miles wechselte den Halt, als er den Mittelpunkt der Kabine überschritten hatte, da ihn die Zentrifugalkraft auf das grüne Gas hinzog, das langsam von der hinteren Wand her den Gleiter füllte. Er zählte die Paneele in der Wand: 4a, 4b, 4c – das musste es sein! Er riss es auf und fand die Abschaltventile, die mit Handbetrieb betätigt werden konnten. Dies? Nein, das! Er drehte, rutschte aber mit der schweißnassen Hand ab.
    Die Paneeltür, auf der sein Gewicht ruhte, brach plötzlich ab, und er wurde über die dicken Gasschwaden getrieben. Der Sauerstoffschlauch glitt ihm aus dem Mund und schlug umher. Er schrie nicht, weil er den Atem anhalten musste. Der Ausbilder wollte helfen, war aber durch den Luftschlauch gebunden. Bis er endlich die Tasche aufgeknöpft hatte, um die Reservemaske zu holen, hatte Miles schon wieder festen Halt gefunden und seinen Schlauch im Mund. Der nächste Versuch. Miles drehte am Ventil, und dann wurde das Zischen achtern schwächer und hörte schließlich auf.
    Das grüne Gas wurde dünner und verschwand, nachdem die Ventilatoren es vertrieben hatten. Miles kletterte zurück und schnallte sich kommentarlos wieder auf dem Sitz des Copiloten an. Außerdem wäre es ihm schwer gefallen, um den Sauerstoffschlauch herum eine längere Rede zu halten.
    Kadett Kostolitz, als Pilot, übernahm wieder die Kontrollen. Dann war die Atmosphäre wieder rein. Er beendete die Drehungen und lenkte den beschädigten Gleiter zurück aufs Dock, wobei er genauestens auf die Anzeigen für die Temperatur der Raketen achtete. Der Ausbilder sah sehr nachdenklich und etwas blass aus.
    Am Lukenkorridor der Orbitalstation wartete bereits der Chefausbilder mit Technikern für die Reparatur. Er lächelte fröhlich und drehte zwei gelbe Armbänder zwischen den Fingern.
    Ihr eigener Ausbilder seufzte und schüttelte nur den Kopf, als er die Armbänder sah. »Nein.«
    »Nein?«, fragte der Chefausbilder. Miles war nicht sicher, ob aus Erstaunen oder Enttäuschung.
    »Nein.«
    »Das muss ich mir ansehen.« Die beiden Ausbilder verschwanden im Gleiter und ließen Miles und Kostolitz einen Moment lang allein.
    Kostolitz räusperte sich. »Diese … äh … diese Klinge da, hat sich doch als verdammt praktisch erwiesen.«
    »Ja, es gibt Augenblicke, wo ein Plasmabogenstrahl längst nicht so gut schneidet«, stimmte Miles ihm zu. »Zum Beispiel, wenn man in einem Raum voll leicht entflammbarem Gas ist.«
    »Ach, Hölle auch.« Kostolitz schien wie vom Blitz gestreift zu sein. »Das Zeug geht hoch, wenn es sich mit Sauerstoff mischt. Beinahe hätte ich …« Er sprach nicht weiter, sondern räusperte sich nochmals. »Dir entgeht wohl nicht viel, oder?« Plötzlich blickte er Miles misstrauisch an. »Oder hast du vorhin von dieser geplanten Panne gewusst?«
    »Nein. Aber ich habe etwas geahnt, als ich die drei Atemmasken in der Tasche des Ausbilders sah.«
    »Du …?« Kostolitz holte Luft. »Hattest du wirklich deinen Schreiber verlegt?«
    »Nein.«
    »Verdammt«, murmelte Kostolitz. Dann wurde er rot und ging stinksauer weg.
    Jetzt! dachte Miles. »He, Kostolitz, ich kenne in
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