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Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)

Titel: Das Hochzeitsversprechen: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Kinsella
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kann nicht fassen, dass Strumpfwaren mir meinen Heiratsantrag vermiesen. Ich hätte lieber mit nackten Beinen herkommen sollen.
    »Alles okay?« Richard wirkt etwas verblüfft, als ich unter dem Tisch hervorkomme.
    »Ich muss kurz zur Toilette«, presse ich hervor. »Tut mir leid. Entschuldige. Können wir eine kleine Pause machen? Nur ein Nanosekündchen?«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Wird schon gehen.« Ich bin ganz rot vor Scham. »Mir ist ein … ein kleines Missgeschick passiert. Ich möchte nicht, dass du es siehst. Würdest du dich kurz abwenden?«
    Gehorsam dreht sich Richard um. Ich schiebe meinen Stuhl zurück und durchquere eilig den Raum, ignoriere die Blicke der anderen Gäste. Es hat keinen Sinn, etwas zu verbergen. Der Strumpf hängt in Fetzen.
    Ich stürze durch die Tür in die Damentoilette, streife meinen Schuh und den verfluchten Strumpf ab, dann starre ich mich im Spiegel an, mit pochendem Herzen. Nicht zu fassen, dass ich meinen Heiratsantrag pausieren lasse.
    Ich fühle mich, als würde die Zeit stillstehen. Als wären wir in einem Science-Fiction-Film und Richard wäre erstarrt, und ich hätte alle Zeit der Welt, um darüber nachzudenken, ob ich ihn heiraten will.
    Was ich natürlich gar nicht tun muss, denn die Antwort ist: Ich will.
    Ein blondes Mädchen mit einem Perlenstirnband mustert mich mit ihrem Lipliner in der Hand. Wahrscheinlich sehe ich wirklich etwas seltsam aus, wie ich regungslos dastehe, mit Schuh und Strumpf in der Hand.
    »Da drüben ist ein Eimer.« Sie deutet darauf. »Alles okay?«
    »Ja. Danke.« Plötzlich überkommt mich der Drang, jemandem die ganze Tragweite der Situation mitzuteilen. »Mein Freund ist gerade dabei, mir einen Heiratsantrag zu machen!«
    »Gibt’s ja nicht!« Sämtliche Frauen vor den Spiegeln starren mich an.
    »Was meinst du mit: ›gerade dabei‹?«, will eine dünne Rothaarige in Pink wissen, wobei sie die Augenbrauen zusammenschiebt. »Hat er schon gesagt: ›Willst du …?‹«
    »Er fing gerade an, da habe ich die Katastrophe bemerkt.« Ich schwenke den Halterlosen. »Also macht er jetzt kurz Pause.«
    »Pause?« , fragt jemand ungläubig.
    »Also, ich würde schnell wieder da rausgehen«, sagt die Rothaarige. »Du willst doch nicht, dass er es sich anders überlegt.«
    »Wie aufregend!«, sagt das blonde Mädchen. »Dürfen wir zugucken? Darf ich dich filmen?«
    »Wir könnten es bei YouTube reinstellen!«, sagt ihre Freundin. »Hat er einen Flashmob oder so was mobilisiert?«
    »Ich glaube nicht …«
    »Wie funktioniert das hier?« Eine alte Frau mit stahlgrauen Haaren unterbricht herrisch unser Gespräch. Wütend wedelt sie mit den Händen unter dem automatischen Seifenspender herum. »Wozu erfindet man solche Maschinen? Was ist gegen ein Stück Seife einzuwenden?«
    »Guck mal, so, Tante Dee«, sagt die Rothaarige beschwichtigend. »Du hältst die Hände zu hoch.«
    Ich ziehe meinen anderen Schuh und den Strumpf aus, und da ich schon mal hier bin, greife ich nach der Handlotion, um meine nackten Beine einzucremen. Ich möchte nicht zurückblicken und denken: Es war so ein romantischer Augenblick, nur das mit den schuppigen Schienbeinen war schade . Dann nehme ich mein Handy hervor. Ich muss Fliss eine SMS schreiben. Eilig tippe ich:
    Er tut es!!!!
    Einen Moment später erscheint ihre Antwort auf meinem Display:
    Sag nicht, du schreibst mir mitten im Antrag!!!!
    Damentoilette. Brauch ne Pause.
    Wie aufregend!!!! Ihr seid ein tolles Paar. Gib ihm einen Kuss von mir xxx
    Mach ich! Bis später xxx
    »Welcher ist es?«, fragt das blonde Mädchen, als ich mein Handy wegstecke. »Ich will ihn mir ansehen!« Sie stürzt hinaus, dann kommt sie Sekunden später wieder herein. »Ooh, ich habe ihn gesehen. Der dunkle Typ da in der Ecke? Der gefällt mir. Hey, deine Wimperntusche ist verschmiert.« Sie reicht mir einen Entfernerstift. »Willst du dein Make-up kurz auffrischen?«
    »Danke.« Freundlich lächle ich sie an und entferne die kleinen schwarzen Punkte unter meinen Augen. Meine gewellten rotbraunen Haare sind zu einem Chignon gebunden, und plötzlich frage ich mich, ob ich ihn öffnen soll, damit sie mir im großen Moment wallend über die Schultern fallen.
    Nein. Zu dick aufgetragen. Lieber zupfe ich ein paar Strähnen heraus und drapiere sie um mein Gesicht, während ich mich begutachte. Lippenstift: hübsch korallenrot. Lidschatten: grau schimmernd, um meine blauen Augen hervorzuheben. Rouge: werde ich wohl nicht brauchen, weil ich
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