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Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation

Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation

Titel: Das Herz des Yoga: Körper, Geist, Gefühle - Die drei Säulen der Transformation
Autoren: Max Strom
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Solche und ähnliche Symbole wurden durch alle Zeitalter hindurch benutzt und sind nichts Morbides, sondern sollen uns dazu ermahnen, ein erfülltes Leben zu leben. Wir sollen nicht vor dem Leben zurückschrecken und schließlich nur »kleinklein« leben, weil wir dem Tod entgehen wollen. Wir müssen sichergehen, dass wir im Bemühen um unsere Selbsterhaltung am Ende nicht nur das haben, was ich eine Nahlebenserfahrung nenne.

    Yoga des Sterbens
    Fürchte nicht den Tod. Wichtiger noch, fürchte nicht das Leben.
    Meiner Überzeugung nach kann man ohne eine harmonische Beziehung zum Tod nicht an ein echtes spirituelles Leben herangehen. Der augenfälligste Grund dafür besteht darin, dass eine Nicht-Beziehung zum Tod Angst erzeugt, und diese Angst wird reduziert oder ganz beseitigt, wenn man Frieden mit dem Tod schließt.
    Der Tod selbst und die Angst vor dem Tod sind zwei verschiedene Angelegenheiten. Fangen wir mit der Furcht oder Angst vor dem Tod an. Furcht drückt sich darin aus, dass man bekannten Bedrohungen ausweicht oder vor ihnen flieht. Angst ist dagegen das Resultat von Bedrohungen, die als unausweichlich wahrgenommen werden oder die eine unbekannte Erfahrung darstellen. Somit ist es wahrscheinlich, dass wir Angst vor dem Tod haben, da er im Allgemeinen eine unbekannte sowie unvermeidliche Erfahrung ist. Dazu könnte man anführen, dass im universellen Kontext gesehen alle Angst in der Angst vor dem Tod des Körpers, des Ego oder vor dem Ende der bewussten Existenz wurzelt. Angst vor dem Unbekannten ist im Grunde Angst vor Verletzung, Leid oder Tod. Auch die Angst vor dem Kontrollverlust ist eigentlich eine Angst vor Verletzung oder Tod.
    Diese nagende Angst vor dem Tod lässt viele – wenn nicht die meisten – Menschen eine Verdrängungshaltung einnehmen und so leben, als seien sie physisch unsterblich. Das fängt schon in sehr jungen Jahren, manchmal sogar in der Kindheit an. Dadurch wird natürlich ein Paradigma der illusorischen Existenz bestärkt, da wir dann wichtige Lebensentscheidungen treffen, die sich auf einen unterbewussten Glauben an die physische Unsterblichkeit gründen. Dies erzeugt ein verzerrtes Verhältnis zum Leben, und tief in unserem Innern wissen wir das. Wenn uns dann eines Tages die Möglichkeit des Todes vor Augen tritt – entweder ganz plötzlich oder infolge hohen Alters –, kann uns das bis ins innerste Mark erschrecken, weil wir unser Verhältnis zum Tod seit der Kindheit nicht weiterentwickelt haben. Unser emotionales Reaktionsvermögen ist das eines Kindes statt das eines Erwachsenen mit einer erwachsenen emotionalen Infrastruktur.
    Um eine gesunde Beziehung zum Leben haben zu können, müssen wir eine gesunde Beziehung zum Übergangsprozess entwickeln, den wir den Tod nennen. Ein Mensch, der sich auf dem Weg der Transformation und Heilung befindet, muss aufhören, der Bedeutung des Todes aus dem Weg zu gehen. Er muss sie stattdessen in seine innerste Kontemplation und sein tiefstes Studium einbringen. Der körperliche Tod ist unvermeidlich (im Gegensatz zur Auslöschung der Seele), und daher wissen wir mit Sicherheit, dass wir früher oder später durch dieses Tor gehen werden, wobei das später mit jeder Stunde näher rückt.
    Sie meinen vielleicht: Aber warum über den Tod nachdenken? Das ist deprimierend. Meine Antwort darauf lautet: Wenn Sie meinen, dass das deprimierend ist, haben Sie noch nicht darüber nachgedacht. Der Tod ist nicht deprimierend; er ist eine Tatsache, so real wie Ihr Herzschlag und Atem. Ihre Reaktion bestimmt, ob es eine deprimierende oder freudvolle Angelegenheit ist. Wenn Sie einmal genau hinschauen, sehen Sie ihn vielleicht auf ganz neue Weise. Ich glaube, dass das Gewahrsein vom und die Aussöhnung mit dem Tod des Körpers ein sehr viel mutigeres, vitaleres und intensiveres Leben einleitet.
    Der Schriftsteller Henry Miller sagte einmal: »Achtundneunzig Jahre bedeuten ebenso viele Holzscheite, um das Feuer zu entfachen. Es ist das Feuer, das zählt.« Diese Metapher lässt sich ganz wunderbar auf die Praxis und Auswirkung des Yoga und eigentlich aller spiritueller Praktiken beziehen. Sie alle sind hilfreiche Werkzeuge für unsere Transformation. Mit anderen Worten: Was zählt, ist die Erhellung und Erleuchtung der Seele, nicht die von uns ausgeübte Praxis, um dahin zu gelangen. Alle körperlichen Übungspraktiken oder Methoden, die wir anwenden, einschließlich des Körpers selbst, sind vergängliche Technologie. Eine organische und
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