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Das Herz des Ritters

Das Herz des Ritters

Titel: Das Herz des Ritters
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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wurde, am besten nähern konnte.
    Ihr Blick glitt von dem Kreuzritter zu dem bogenförmigen Eingang, durch den ein Dienstbote getreten war. In den Händen hielt er ein Tablett mit einer Schüssel Wasser, Stoffbandagen und einer Tasse dampfenden Tees. »Komm herein, Abdul, und kümmere dich bitte um den Knöchel der Dame«, rief der Offizier in fehlerfreiem Arabisch. »Offenbar hat sie ihn sich verrenkt.«
    »Ja, Herr.«
    »Und ich fürchte, es wäre ratsam, wenn du danach auch noch mal nach meiner Wunde siehst«, fuhr der Ritter fort und tat einen Schritt zur Seite, um Abdul, der zu ihnen getreten war, Platz zu machen. »Auf dem Markt gab es heute Morgen Ärger, und mir sind vermutlich mal wieder ein paar Stiche deiner Wundnaht aufgerissen.«
    Er zog den Saum seiner Tunika unter dem Schwertgürtel hoch, hob das weit geschnittene Hemd über den Kopf und entblößte ohne den kleinsten Hauch von Scham seinen Oberkörper. Zahirah konnte den Blick nicht von ihm lösen. An einer Hand ließ sich abzählen, wie oft sie schon die unverhüllte Brust eines Mannes gesehen hatte. Aber die schmalen, sehnigen Körper der Sarazenen, derer sie bei den Waffenübungen in Masyaf ansichtig geworden war, hatten sie niemals derart in ihren Bann gezogen wie die muskulöse, kraftstrotzende Statur des Engländers.
    Breitschultrig und gestählt wirkte sein Körper, eine massive Mauer aus Muskeln, die sich wie gemeißelt bei jeder Bewegung unter der sonnengebräunten Haut abzeichneten. Ein Geflecht schwarzer Haare kräuselte sich auf seiner bronzenen Brust, zog sich in einer schmalen Spur über seinen Bauch und verschwand unter der Bandage um seine Hüften. Seine imposante Erscheinung bot einen höchst unschicklichen, aufregend erotischen Anblick, der Zahirahs Blick gefangen nahm und sich ihr förmlich einbrannte.
    Vermutlich hätte sie ihn noch eine Ewigkeit angestarrt, hätte sich der Kreuzritter nicht zur Seite gedreht, weil einer seiner Soldaten in den Raum getreten war. Es war der Mann, der ihn auch im Souk begleitet hatte; der große Ritter, der mit solch seltsamem Akzent sprach, dass Zahirah Mühe hatte, die in der rauen Lingua franca vorgebrachten Worte zu verstehen.
    »Die mörderische Ratte liegt jetzt auf einem Abfallkarren draußen vor der Tür. Möge sie in der Hölle verrotten.«
    Die spöttische Bemerkung ließ den Ritter die Mundwinkel zu einem flüchtigen Lächeln heben, doch Zahirah konnte an seiner nachdenklichen Miene erkennen, dass er sich mit einer Vielzahl sorgenvoller Gedanken herumschlug. »Weiß man, wer er war?«
    Der Soldat schüttelte den Kopf. »Ich habe mich im Marktviertel umgehört, aber niemand hat ihn erkannt oder zuvor schon einmal gesehen.«
    »Nun, das überrascht mich nicht im Geringsten.«
    »Was wollte er wohl durch den Mord an der Wache bezwecken? Glaubst du, er hat versucht, sich auf diese Weise Zugang zum Palast zu verschaffen?«
    »Ein solch kühner Plan hätte keine Aussicht auf Erfolg gehabt, noch dazu am helllichten Tage«, erwiderte der Kreuzritter kühl. »Außerdem hat er keinen Versuch unternommen, die Tore zu passieren. Mir scheint vielmehr, dass er nach dem Mord absichtlich in der Menge gewartet hat, um unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Um uns zu verhöhnen.«
    »Aye«, stimmte der Soldat zu. »Als ob er wollte, dass wir ihn schnappen.«
    Der Hauptmann gab ein nachdenkliches Brummen von sich. »Oder als ob er uns in eine Falle locken wollte.«
    Zahirah stockte der Atem. Der finstere Kreuzritter kam der Wahrheit gefährlich nahe. Verstohlen richtete sie ihren Blick auf ihn und versuchte insgeheim, herauszufinden, ob er einen begründeten Verdacht hegte oder lediglich eine Vermutung aussprach. Seine unbewegten Züge verrieten ihr nichts.
    »Wenn er uns in eine Falle locken wollte, dann ging sein Plan allerdings gründlich schief, denn der Bastard ist ja nun tot, und es bleibt die Frage, was er im Schilde geführt hat«, stellte der Soldat fest.
    Der Hauptmann seufzte auf und schüttelte den schwarzen Schopf. »Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.«
    Sein Blick glitt zu Zahirah, als spüre er ihr reges Interesse an dem Gespräch. Rasch senkte sie den Kopf und gab vor, leichte Schmerzen zu verspüren, denn glücklicherweise zog Abdul ihr gerade in diesem Moment die Sandale aus und stellte ihren Fuß in die Schüssel mit kaltem Wasser. Sie sprach ihn auf Arabisch an und bat ihn, ein wenig vorsichtiger zu sein, in der Hoffnung, dies würde den Kreuzritter davon überzeugen,
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