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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze
Autoren: Eva Berberich
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an. Ein klares, durchsichtiges, wie
     ein Schmetterlingsflügel zart geädertes Grün. »Schmeißt du auch mit Schlappen?«
    »Ich hab keine. Meinen letzten Schlappen hat dein lieber Großvater zerfleischt. Komm rein!«
    Eine anständige Katze ignoriert grundsätzlich alles, was auch nur entfernt nach einem Befehl klingt. Sie betrachtete interessiert
     die Efeuranken, die am Haus hinaufkletterten, bis zum Vogelhäuschen in drei Metern Höhe.
    »Ich meine, du mußt nicht. Nur, wenn du willst.«
    Sie gähnte, tatzelte nach einer Fliege, setzte sich auf, buckelte, kratzte sich mit der Hinterpfote am Ohr, schaute über sich,
     wie wenn sie den Himmel um Rat fragen würde, was sie natürlich nicht tat, keine Katze fragt in irgendeiner Sache irgendeine |18| Instanz um Rat, weil jede Katze ihre eigene Instanz ist, stieg in Zeitlupe aus der Schachtel und betrat mit freundlich aufgerichtetem
     Schwanz, dessen Spitze leicht umgekippt war, mein Haus und mein Leben.
     
    Da stand sie nun in der Küche, die junge Katzendame, eher klein als groß, eher zierlich als kräftig. Der Kopf war schön rund,
     rosa das Näschen mit einem winzigen dunklen Fleck, und das Gesicht – so ein Katzengesicht hatte ich noch nie gesehen. Die
     Mundwinkel – oder sagt man Schnauzwinkel? Schnäuzchenwinkel? – zeigten, wenigstens schien es mir so, leicht nach oben, als
     mache sie sich über mich lustig. Sie hatte etwas eindeutig – ja, was denn? Etwas Keckes, fiel mir ein. Keck – das sagt heute
     kein Mensch mehr, der heutige Mensch sagt cool, und das sagt gar nichts. Aber das kurze Wörtchen »keck« riecht nach Neugierde,
     Aufgewecktheit und einer Portion Frechheit. Eine kecke kleine Katze. Nein, eine Dame war sie nicht.
    »Vorne geht’s ja, aber deine hinteren Socken sind verrutscht. Zieh die mal hoch!«
    »Nutzt nix. Die sind immer verrutscht.« Sie beroch die Polster der Eckbank.
    »Du könntest sie mal waschen.«
    »Hab mich ein bißchen im Dreck rumgerollt. |19| Hast du was gegen Rumrollen? Hast du was gegen Dreck?« Die Polster wurden durch Betrampeln auf ihre Weichheit hin überprüft
     und offenbar für passabel befunden.
    »Und wenn ich was dagegen hätt«, sagte ich, »würdest du’s dann lassen?«
    »Klar«, sagte sie und guckte nein. »Ich bin nämlich eine Schmuddelkatz.«
    »Eine Schmuddelkatz?«
    »Hat sie immer gerufen.«
    »Die Milchfrau?«
    »Die nicht. Die Kissenfrau.«
    »Was für eine Kissenfrau?«
    »Die aus dem Fenster geschaut hat. Und die Vorderpfoten hat sie immer auf ein Kissen draufgelegt. Spiel bloß nicht mit der
     Schmuddelkatz, hat sie zu ihrem Kater gesagt, da holst du dir was.« Sie legte den Kopf schräg. »Spielst du mit der Schmuddelkatz?«
    Schräggelegte Katzenköpfe haben etwas Unwiderstehliches. Das wissen die Katzenkopfbesitzer natürlich ganz genau.
    »Mal gucken«, sagte ich.
    »Magst du Faxen?«
    »Wieso?«
    »Er hat gesagt, ich soll bloß keine machen.«
    »Wer? Dieser Kater?«
    »Der Pfarrer, der die Mohren geküßt hat.«
    |20| »Kommt auf die Faxen an«, sagte ich. »Es gibt solche und solche.«
    »Am liebsten mag ich Forellenhäppchen in Gelee, Lachsstückchen in feiner Soße, köstliches Wildragout, knusperzarte Brekkies
     ohne Konser – ohne das farbige Zeug drin.«
    »So was hast du gekriegt? Bei deiner Milchfrau?«
    »Ich nicht. Der Kater von der Kissenfrau. Ich sag’s bloß mal, damit du’s weißt. Kaninchenhäppchen mag ich aber nicht. Paß
     bloß auf, daß du keine Kaninchenhäppchen kriegst, hat er gesagt, sonst mußt du spucken.« Sie sprang auf den Tisch und schleckte
     sich schon mal die Schnauze.
    »Bei mir«, sagte ich, »gibt’s einfache, aber gute Hausmannskost. Für mich oben, für dich unten.«
    »Hast du Maus?« Sie sprang herunter und untersuchte nun den Einkaufskorb in der Ecke, der aber nur leere Pfandflaschen enthielt.
    »Für Mäuse bin ich nicht zuständig. Draußen warten genug auf dich. Aber auch ohne Maus würdest du nicht verhungern. Ist die
     Katze gesund, freut sich der Mensch.«
    Sie setzte sich vor mich hin und sah mich eindringlich an. »Bist du gesund?«
    »Ein bißchen bröckle ich schon ab.«
    »Wo? Zeig mal!«
    |21| »Man sieht’s noch nicht so richtig, aber ich bröckle.«
    »Bröckelst du schnell?« fragte sie, etwas besorgt, wie mir schien. »Sonst könnt ich ja – riecht fein hier – und wenn du nicht
     mit Schlappen schmeißt – und furchtbar gern mit Schmuddelkatzen spielst – aber wenn du bröckelst   –«
    »Eine Weile halt ich
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