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Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Medica: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Johanna Geiges
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Dorf deiner Eltern und versteck dich da!«, wies der Pater das Mädchen an. »Nimm die Pforte hinter dem Friedhof, der Schlüssel wird noch stecken. Ich komme nach, sobald ich kann, und erkläre dir alles.«
    »Und was ist mit Euch? Mit den Kranken?«
    »Mach dir keine Gedanken um mich. Die Kranken sind in meiner Obhut gut aufgehoben. Gott segne dich, mein Kind!«
    Er deutete hastig mit seinem Daumen das Kreuzeszeichen auf Annas Stirn an, erhob sich mühselig und hetzte zur Tür hinaus.
    Anna saß fassungslos da. Aber dann stand sie entschlossen auf, riss das Tuch von der Strohmatratze, machte einen Sack daraus und packte die wenigen Habseligkeiten, die ihr gehörten, hinein, so schnell sie konnte.
    ***
    Ein Laienbruder brachte dem unruhig auf und ab gehenden Erzbischof und Pater Sixtus einen Krug mit Wein und drei Becher. Konrad von Hochstaden wartete, bis der Diener die Tür hinter sich geschlossen hatte. Dann fingerte er hastig einen Beutel aus seinem Wams.
    »Schnell, Pater Sixtus, schenkt den Wein ein.«
    Pater Sixtus tat, wie befohlen. Der Erzbischof holte etwas aus dem Beutel und gab es Pater Sixtus in die Hand. Pater Sixtus drehte sich zum Kaminfeuer um und sah das Pulver an, das in dem durchsichtigen Röhrchen weiß leuchtete.
    »Wie viel?«
    »Alles«, antwortete der Erzbischof. »Aber rasch!«
    Geschickt, wie man es seinen dicken, beringten Fingern gar nicht zugetraut hätte, entfernte Pater Sixtus den Korken des Fläschchens und ließ den Inhalt in einen vollen Becher mit Wein rieseln. Kaum hatte er das Röhrchen geleert, wurde die Tür der Halle aufgerissen und Pater Urban kam atemlos herein. Schnell verbarg Pater Sixtus das Fläschchen in seinem weiten Ärmel.
    Pater Urban schloss die Tür und blieb stehen.
    »Habt Ihr alles, was noch fehlte?«, fragte ihn der Erzbischof in gemessenem Ton.
    »Alles, was ich im Geheimfach vorgefunden habe, Eure Eminenz!«, antwortete Pater Urban und holte die eingerollten Dokumente unter dem Skapulier hervor.
    Der Erzbischof zeigte auf den Schreibtisch und nahm einen Becher Wein entgegen, den Pater Sixtus ihm reichte. »Legt die Papiere einstweilen hierher. Lasst uns besiegeln, dass nichts von dem, was hier besprochen wurde, jemals nach außen dringt.«
    Pater Sixtus gab Pater Urban den zweiten Becher, den dritten behielt er selbst in der Hand und erhob ihn nun zum Trinkspruch. »Ita nobis deus adiuvat!«
    Pater Urban nickte. »Ita me deus adiuvat!« Dann trank er und leerte wie seine beiden Gäste den Becher bis zur Neige.

IV
    D er Morgen graute schon, als Anna mit dem Sack über der Schulter, in dem sie ihre Habseligkeiten verstaut hatte, heimlich in den Pferdestall des Klosters geschlichen kam.
    Sie hievte das Sattelzeug des Priors von der Stange und ging auf die Box eines Schimmels zu, der sich gelassen satteln und das Zaumzeug anlegen ließ. Sie band den Sack am Holster fest und führte das Pferd vorsichtig, eine Hand über die Nüstern haltend, zum hinteren Stallausgang.
    Misstrauisch spähte sie durch die Bretterritzen nach draußen. Erste Lichtstrahlen drangen durch die Wolken. Als sie nichts Verdächtiges sah oder hörte, drückte sie das Tor auf. Niemand war da. Der große Hof lag menschenleer und verlassen. Sie zog sich die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf und führte das Pferd hinaus.
    Nach einer Weile erreichte sie den Friedhof und ging, mit dem Pferd im Schlepptau, zwischen den Grabsteinen hindurch zur hinteren Pforte, in der, so hoffte sie inständig, der Schlüssel steckte, so wie der Prior es ihr gesagt hatte. Als sie fast an der Pforte war, hob sie den Kopf ein wenig, um unter dem Rand ihrer Kapuze etwas sehen zu können, und erstarrte: Vor ihr stand ein Ritter mit gezücktem Schwert und herrschte sie barsch an.
    »Niemand verlässt das Kloster! Befehl des Erzbischofs. Wer bist du überhaupt?«
    Mit der Spitze seines Schwertes schob ihr der Ritter die Kapuze vom Kopf, und ein breites Grinsen stahl sich in sein Gesicht.
    »Ja, wen haben wir denn da? Der kleine Novize mit dem Pferdefuß! Wolltest dich wohl heimlich aus dem Staub machen, was? Aber nicht mit mir.«
    Hass blitzte aus Gero von Hochstadens Augen. Er setzte Anna die Schwertspitze an die Gurgel.
    »Knie nieder!«
    Anna gehorchte, wenn auch widerstrebend.
    »Deinen Namen. Wie heißt du, Mönchlein?«
    »Bruder Marian«, brachte Anna mit Müh und Not heraus.
    »Wo wolltest du denn hin in aller Herrgottsfrüh, Bruder Marian? Hast du vielleicht vom Klosterschatz etwas mitgehen lassen und
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