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Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können

Titel: Das Ende des großen Fressens - · Wie die Nahrungsmittelindustrie Sie zu übermäßigem Essen verleitet - · Was Sie dagegen tun können
Autoren: PeP eBooks
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Nahrungsmittel oder Orte eine besondere Macht über uns haben. Wer auf Überessen konditioniert ist, erreicht dieses Stadium meist erst nach einem langen, harten Kampf. Bis dahin gerät er leicht in eine Falle, die mich schmerzlich an jene Fingerfallen erinnert, die einen umso fester halten, je mehr man zieht. [Ref 240]
    Wie wir bereits gesehen haben, liegt das daran, dass es für Selbstkontrolle auf das Bewusstsein ankommt. Nur so können wir uns davor bewahren, automatisch zuzugreifen, wenn der Kuchen bereitsteht. Viele Menschen können sich nur retten, indem sie eine Konzentration aufbauen, die anfangs an Besessenheit grenzt. Der Verhaltensökonom George Ainslie spricht von einem inneren Gesetzgebungsprozess, zu dem ein sehr strenges Reglement gehört. [Ref 241]
    Die intensive Konzentration auf das Meiden einer essbaren Belohnung kann deren Wert jedoch sogar noch erhöhen. Das verstärkte Bewusstsein für bestimmte Kekse bedeutet, dass man sich immer wieder mit den Impulsen auseinandersetzen muss, die sie auslösen.
    Deshalb besteht die Gefahr, sich übermäßig auf Nahrung und den persönlichen Ernährungsplan zu fixieren. Eine fixe Idee entsteht normalerweise angesichts von widerstreitenden Wünschen. Wenn Sie Ihre ganze Energie darauf verwenden, ein Verhalten zu vermeiden, reagieren Sie angespannt und ängstlich.
Damit beginnt das Gefühl, sich etwas zu versagen, was wiederum einen neuen inneren Kampf hervorruft, wenn Sie versuchen, der Verlockung zu widerstehen, das schlechte Gefühl durch Nachgeben zu lindern. Sie zappeln am Haken und kommen von dem Konflikt nicht los, und das ist sehr anstrengend.
    John Foreyt ist einer der führenden Köpfe der Übergewichtsforschung. Er beschreibt eine Patientin, die fast zwanzig Jahre ihr Gewicht halten konnte–aber nur, indem sie sich jeden Tag rund um die Uhr damit beschäftigte. Sie hatte ein sehr restriktives Regelwerk entwickelt und aß jahraus, jahrein praktisch immer das gleiche Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. [Ref 242] Dabei gestattete sie sich nur minimale Varianten in Form von unterschiedlichen gegrillten Fischen oder Fleischsorten.
    Foreyts Frage, ob diese Frau eine Erfolgsgeschichte sei, kann letztlich nur seine Patientin beurteilen. Ein Außenstehender kann ihre Regeln zwanghaft finden, doch sie kann damit ihr Gewicht halten und hat sich entschieden, damit zu leben. Dennoch glaube ich, dass Sie es besser machen können. Das Endziel besteht darin, genug Selbstkontrolle aufzubauen, um über die Phase der Manie hinwegzukommen.

    Eine Reiz-Reaktions-Störung wie Überessen, die uns einfach überwältigt, kann sehr demoralisierend sein. Wenn etwas scheinbar so Harmloses wie ein Schokoladenkeks so viel Macht über uns hat, wächst in uns der Verdacht, dass wir wohl doch keine echten Erwachsenen sind. Das lässt verstörende Gedanken aufkeimen: Warum kann ich dieses Verhalten nicht lassen? Wieso bin ich so unfähig?

    Wenn Sie hingegen die Oberhand gewinnen, kann das Gegenteil eintreten. Dann sind Sie so zufrieden, aus der Essspirale ausgestiegen zu sein, dass diese Zufriedenheit Sie in Ihrem Verhalten bestärkt.
    Die Fähigkeit, kontrolliert auf Hinweisreize zu reagieren, geht mit der Belohnung »Selbstbestimmung« einher. Sie nehmen den Reiz wahr, registrieren, dass Sie dem prompt einsetzenden Verlangen leicht nachgeben könnten, entscheiden sich jedoch dagegen. Diese Gewissheit nimmt dem Reiz nach und nach seine Macht. So sind Sie irgendwann nicht mehr jemand, der von widerstreitenden Wünschen in die Zange genommen wird, und mit dieser Verwandlung wächst ein Gefühl für Kompetenz und Stolz.
    Diese Entwicklung verläuft nicht ohne Rückschläge. Sobald die Entschlossenheit, die Kontrolle zu behalten, mit Ihrem Verlangen nach einer Belohnung ringt, rücken Sie einem möglichen Rückfall ein Stückchen näher. Wenn das Verlangen uns in einem unerwarteten Moment überkommt, ist die Versuchung sehr groß, auf einen besonders lockenden Reiz zu reagieren. Und schon beginnt der innere Monolog, mit dem wir unser Nachgeben rechtfertigen. Dazu reicht ein harter Arbeitstag, ein ungezogenes Kind oder auch nur der enttäuschende Gang auf die Waage.
    Bald werden Sie feststellen, wie Sie Ausreden erfinden, warum Sie jetzt Ihre Belohnung brauchen: »Ich habe ein Recht darauf«, »Das heitert mich auf«, »Ich war diese Woche so gut«, »Ich nehme nur ein bisschen.« Mit vielen kleinen Schritten bringen Sie sich selbst in eine Position, in der es leichter wird, sich
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