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Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht

Titel: Das Buch der Vampire 02 - Schwärzeste Nacht
Autoren: Colleen Gleason
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einfach nicht loslassen. Also schob sie es in ihre Tasche, um es dort weiter festzuhalten, und blickte sich um.
    Das Mädchen. Sie erinnerte sich vage an ein Mädchen.
    Aber da war keines. Es war niemand da, der sehen konnte, was ihre Wut und Mordlust angerichtet hatten, nachdem sie aus ihr hervorgebrochen waren.
    Victoria musterte wieder ihre Hände. Sie hatte schon früher getötet... aber nie zuvor hatte sie Blut an den Händen gehabt.

    Eustacia Gardella hörte das Geräusch noch vor dem Mann, der neben ihr schlief. Unwillkürlich fasste sie nach dem Pflock, den sie neben dem Bett aufbewahrte, dann rollte sie sich mit einer Behändigkeit, die ihre einundachtzig Jahre Lügen strafte, von der Matratze. Kritanu, dessen schwarzes Haar im Mondlicht glänzte, regte sich leise, als er durch ihre Bewegung geweckt wurde.
    Sein Blick fiel auf den Pflock in ihrer Hand, dann sah er sie mit schwarzen Augen wortlos an, bevor auch er seinen drahtigen
Körper unter den Laken hervorgleiten ließ. Er griff nach dem Messer, und Eustacia spürte ihn hinter sich, als sie sich umdrehte und aus dem Zimmer schlüpfte.
    Das Geräusch war schwach gewesen, aber ihre Sensitivität als Venator befähigte sie, drohende Gefahren wesentlich besser zu erkennen als ein Durchschnittsmensch. Sie hatte den Laut nur einmal gehört, dann war es still geworden.
    Ungeachtet der Tatsache, dass Eustacia nicht die Präsenz eines Untoten spürte, umfasste sie den Pflock wie die Hand eines Geliebten, dann schlich sie flink und lautlos die Treppe hinunter. Es gab nur einen einzigen weiteren Diener, Charley, aber der war mit Sicherheit nicht aufgewacht.
    Sie hatte gerade die Hälfte der Stufen zurückgelegt, als sie in dem großen Eingangsbereich ihres Hauses eine Gestalt stehen sah. Sie erkannte sie, und ihr krampfte sich die Brust zusammen.
    »Victoria!« Eustacia hob den Saum ihres Nachtgewands an und umklammerte das weiche Leinen mit derselben Hand wie den Pflock. »Was ist geschehen?«
    Ihre Großnichte stand im Foyer und starrte sie im Licht der goldenen Lampe neben der Treppe an, welches immer die ganze Nacht hindurch brannte. Die dunklen Spuren auf Victorias Gesicht und Händen, die geweiteten, entsetzten Augen erzählten Eustacia bereits einen Teil der Geschichte.
    »Ich wollte so, wie ich aussehe, nicht nach Hause gehen.« Victorias Stimme klang erstaunlich ruhig. »Was soll die Dienerschaft von mir denken?«
    » Cara , was ist passiert?« Eustacia schlang ihre verkrümmten Finger um Victorias kalte, blutbefleckte Hand und zog sie sanft in Richtung Salon.
    Kritanu, Gott segne ihn, hatte bereits eine Decke aus einer
Truhe geholt und legte sie Victoria nun um die Schultern. »Ich werde Tee machen«, sagte er in einem Tonfall, der so tröstlich war wie der Darjeeling, den er ihnen ohne Zweifel servieren würde.
    »Ich hätte ihn beinahe umgebracht.« Victorias Augen hatten die Farbe von Olivenkernen, als sie ihre Großtante ansah. »Da war so viel Blut. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    Die Worte waren schlicht, gelassen, logisch. Sie stand mit geradem Rücken da und schien sich zu entspannen. Aber der Ausdruck in diesen Augen ließ Eustacia die Brauen zusammenziehen. Sie führte ihre Nichte zum Sofa und setzte sich neben sie. »Sag mir, was geschehen ist,Victoria.«
    »Heute Abend war ich auf Patrouille. Ich rechnete nicht wirklich damit, auf irgendwelche Vampire zu stoßen - ich weiß, dass Lilith sie alle mit sich genommen hat - aber trotzdem bin ich raus auf die Straße. Ich musste es tun.«
    »Du musstest irgendetwas tun.« Eustacia wiederholte die Worte absichtlich, in der Hoffnung, dass sie helfen würden, das Entsetzen aus den Augen ihrer Großnichte zu vertreiben. »Natürlich musstest du das. Du bist ein Venator.«
    Ein kurzes Lächeln flackerte über Victorias Gesicht. »Max sagte das auch. In jener Nacht, als Phillip... starb. Er sagte, ich sei wahrhaftig ein Venator.«
    »Tatsächlich?« Eustacias Protegé Maximilian Pesaro war im Anschluss an die Tragödie nach Italien zurückgekehrt, und sie hatte seither nichts mehr von ihm gehört. Die Spannung zwischen ihm, einem erfahrenen Venator, und Victoria war mit Händen greifbar gewesen. Deshalb überraschte es sie, dass Max ihrer Nichte ein derartiges Kompliment gemacht hatte; immerhin war er zuvor der festen Überzeugung gewesen, dass sie sich mehr für Bälle und Verehrer interessierte als für Vampire und Pflöcke. »Also
bist du auf Streifzug gegangen. Erzähl mir, was dann geschah.
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