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Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)

Titel: Das blutige Land: Die Götterkriege 3 (German Edition)
Autoren: Richard Schwartz
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Lager besah, ohne allzu viel Aufmerksamkeit auf den Waldrand zu verschwenden. Ein Blinder hätte ihn gesehen. Die zwei, die ein paar Schritte links und rechts von ihm hoch in den Baumwipfeln lauerten, waren hingegen so gut versteckt, dass ich sie, obwohl ich durch Seelenreißer wusste, wo sie waren, dennoch kaum erblicken konnte.
    Ich nahm die Einladung nicht an, sondern schlich im Bogen weiter … und fand das gleiche Spiel an anderer Stelle vor. Nur mit Mühe fand ich eine Lücke, dort, wo der kleine Bach, an dem sie lagerten, um einen großen Felsen floss, konnte man sich an dem Stein vorbeischleichen und war auf einer Seite sogar gegen den Beobachter im nächsten Baum gefeit. Der auf der anderen Seite hätte mich vielleicht sehen können, doch auch hier half der Nebel. Zudem hoffte ich, dass er seine Wachsamkeit auf den Waldrand gerichtet hatte. Ich hoffte, kroch und hoffte … und es geschah nichts.
    Wo ich jetzt lag, war ich von drei Seiten von dem grauen Stein abgeschirmt, der allerdings für Seelenreißer kein Hindernis bedeutete. Zählte ich die mit, die sich in den Bäumen verborgen hielten, dann hatte ich es hier mit einer Gruppe von gut dreißig Mann zu tun, die Hälfte von ihnen lagerte scheinbar sorglos in Sichtweite. Offenbar beschrieb der Weg durch den Wald hier einen Bogen oder wir hatten uns in der Nacht in der Richtung vertan, so oder so, hätten wir in der Nacht weiter den Weg verfolgt, wir wären ihnen direkt in die Arme gelaufen.
    Es war das erste Mal, dass ich einen Barbaren sah. Zokora hatte mir vorgeworfen, ich würde jedes Mal einen sehen, wenn ich mich rasierte, und so unrecht hatte sie damit wohl nicht, aber die Barbaren, die einst die Südlande bevölkert hatten, waren mit diesen hier nicht zu vergleichen.
    Auch die Varländer schimpfte man, vor allem in Aldane, gerne Barbaren, und auch mein Freund Ragnar schämte sich nicht, auf das Spiel einzugehen, aber wo in meiner Heimat eher stämmige Menschen mit dunklen Haaren zu finden waren und die Varländer miteinander im Wettstreit zu liegen schienen, wer von ihnen zuerst so groß wurde, dass er die Monde vom Himmel holen konnte, waren diese hier eher schwarzhaarig und drahtig, wenn nicht schon fast dürr zu nennen und nicht besonders groß.
    Woran erkennt man einen Barbaren, hatte mal irgendjemand gefragt. Daran, dass sie Felle tragen und ungewaschen sind. Daraufhin hatte einer der anderen Rekruten gelacht und gemeint, dass dann die meisten Adeligen, die er je gesehen hatte, auch Barbaren wären. Was den Aldanen dazu brachte, das Gegenargument zu bringen, Adelige trügen keine Felle, sondern Pelz, und wenn sie über Wochen die Bäder mieden, nun, dafür hatte man die Duftwasser erfunden.
    Wie auch immer, nach einem Tagesmarsch und nach dieser feuchten Nacht stank jeder von uns wie ein Iltis.
    Irgendwie fand ich die Barbaren enttäuschend unbarbarisch. Nun, zumindest manche von ihnen trugen auch noch Felle. Meist jedoch waren es eroberte Rüstungsteile oder hart gegerbte Lederrüstungen. Sie liefen auch nicht mit rohen Knüppeln umher, sondern trugen zum größten Teil Schwerter, die wohl aus den Arsenalen der Ostmark stammten, drei von ihnen trugen sogar die Schwerter kaiserlicher Legionäre. Ich sah kurze Lanzen, runde Schilder aus sauber gefügtem und mit gehärtetem Leder überzogenem Holz, Dolche und die kurzen Bögen aus Hirschhorn, die nicht weit schossen, dafür aber oft. Ganz hinten lag, an das hintere Rad eines der beiden Handelswagen gelehnt, auch eine leichte kaiserliche Armbrust.
    Mit Lederriemen an das vordere Rad gebunden, entdeckte ich dort zwei Legionäre. Blutig, geschunden und verletzt, aber noch lebend. Auch vier der Mädchen und Frauen aus dem ersten Dorf hatten überlebt, sie wurden mit viel Gelächter und Schlägen dazu ermuntert, die Männer zu bedienen.
    Zumindest tranken sie. Zwar nicht aus Totenschädeln, sondern aus dunkelgrünen Flaschen; die aufgebrochene Kiste, die unweit des Lagerfeuers stand, trug eingebrannt den Namen »Fahrentau«. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie gut der Wein war, unseren Freunden schien er jedenfalls zu munden.
    Nun, das also waren die Barbaren der Ostmark. Auf mich wirkten sie wie jede andere Söldnergruppe, die ich je gesehen hatte, es gab nicht einen, der sich die Haare sonderlich lang hatte wachsen lassen, keine Knochen, die sie sich durch die Nase geschoben oder in ihre Barthaare geflochten hatten, was auch daran liegen musste, dass die meisten von ihnen mehr oder weniger
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