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Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Das Blut der Unschuldigen: Thriller

Titel: Das Blut der Unschuldigen: Thriller
Autoren: Julia Navarro , K. Schatzhauser
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Hugues des Arcis in die Hände fällt, ist es mit der Freiheit unseres Landes zu Ende. Der König will dieses Land für sich, weil seine Herrschaft sonst nichts wert ist. Meinst du, es geht ihm um die Katharer? Gib dich keinen Täuschungen hin, mein Junge: Hier wird nicht im Namen Gottes gekämpft, sondern im Namen der Macht. Man will dieses selbstständige Gebiet den Kronlanden einverleiben.«
    »Aber der Papst möchte den Irrglauben ausrotten!«
    »Mag sein. Aber für den König Frankreichs ist das belanglos.«
    »Ihr sagt da Dinge …«
    »Nun, ich will dich nicht mit meinen Gedanken ermüden, sondern lieber hören, was du zu sagen hast. Noch besser, du beantwortest meine Fragen.«
    Eine volle Stunde lang fragte sie ihn nach tausend Einzelheiten über die Streitmacht des Hugues des Arcis, Verwalter der Krondomäne Carcassonne.
    »Und du, Julián, hältst du nach wie vor am Glauben fest?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin völlig verwirrt und weiß nicht einmal mehr, wer Gott ist.«
    »Wie kannst du so etwas sagen? Sollte ich mich in dir getäuscht haben? Ich habe stets große Dinge auf deine Klugheit gehalten und dich deshalb lernen und bei den Dominikanern eintreten lassen …«
    »Aber Ihr verlangt von mir, dass ich an meinen Ordensbrüdern Verrat übe!«
    »Nein, aber ich erwarte, dass du dem wahren Gott dienst statt dem Dämon, den du für Gott hältst.«
    Erschrocken bekreuzigte Julián sich. Doña Marías ketzerische Ansichten beunruhigten ihn und stürzten ihn in Zweifel. Er konnte sich noch gut an den Tag erinnern, an dem sie ihn zu sich gerufen hatte, um ihm zu sagen, dass sie den wahren Gott gefunden habe und ihm ab sofort dienen müsse. Sie hatte ihm erklärt, eine untergeordnete Gottheit, ein Dämon, habe die Welt erschaffen. Dazu habe er die Engel des Herrn, nämlich die Seelen der Menschen, eingekerkert, die erst mit dem Tod ihre Freiheit wiedererlangen. Ihr Kerker sei der Leib, das schlimmste aller Gefängnisse. Gott habe mit dieser Erde, der terra oblivionis , nicht das Geringste zu tun. Er sei Schöpfer des Geistes, habe aber nichts von dem erschaffen, was auf der Welt greif bare Gestalt besaß. Es gebe zwei Schöpfungen Seite an Seite, die gute und die schlechte, die irdische und die geistige. Wer seinen Leib vollständig besiegt habe, und das seien die Vollendeten, hatte sie hinzugefügt, helfe uns dabei, den Weg zu finden, der die Seele aus dem Gefängnis und in den Himmel führt, zu dem Teil unseres Geistes, der aus uns ein Ganzes macht.
    »Ich habe Euren Sohn Fernando gesehen.«
    »Geht es ihm gut?«
    »Es scheint so. Er ist heute mit anderen Templern ins Lager gekommen, Sie sollen den Bischof von Albi bei einer seiner Kriegslisten unterstützen. Wie es heißt, versteht sich ein Bruder aus einer der Komtureien in der Nähe auf den Bau von Belagerungsmaschinen.«
    »Ich bin froh, dass Fernando hier ist und nicht im Orient. Das gibt mir die Möglichkeit, mich von ihm zu verabschieden.«
    »Er möchte Euch sehen.«
    »Ich ihn auch. Bring ihn her.«
    »Ich? Schickt doch einen Eurer Männer …«
    »Julián, ich habe niemanden, dem ich befehlen kann!«
    »Aber …«
    »Du musst mir gehorchen.«
    »Das habe ich immer getan«, murmelte der Mönch betrübt.
    »Schreibst du die Chronik, um die ich dich gebeten habe?«
    »Ich bin dabei, obwohl mich das in Lebensgefahr bringt.«
    »Klammere dich nicht so sehr an das vom Dämon geschaffene Fleisch. Schreib, Julián, schreib. Die Menschen müssen wissen, was hier vor sich geht. Wenn deine Kirche, die Große Hure, könnte, wie sie möchte, sie würde uns mitsamt der Erinnerung an uns auf alle Zeiten auslöschen. Unsere Geschichte wird nur dann nicht vergessen, wenn jemand schriftlich festhält, dass es uns gegeben hat, was wir getan und woran wir geglaubt haben. Nur eine Wahrheit, die niedergeschrieben wurde, wird für künftige Generationen bewahrt. Wir dürfen nicht zulassen, dass man jede Erinnerung an uns austilgt.«
    »Ich schreibe alles nieder, was hier geschieht, ganz wie Ihr es mir aufgetragen habt, Herrin. Aber ich muss Euch darauf hinweisen, dass Montségur fallen wird. Selbst Euer Sohn ist dessen gewiss.«
    »Glaubst du etwa, ich nicht? Ich verlasse mich nicht darauf, dass der Graf von Toulouse imstande sein wird, den Belagerungsring um die Burg zu sprengen. Er verlangt, dass wir widerstehen, hat uns aber ganz uns selbst, unserem Erfindungsreichtum und unseren eigenen Mitteln überlassen.«
    »Er hat sogar geschworen, die Irrgläubigen zu
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