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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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Abmessung.
    In den letzten Jahrzehnten haben wir erfahren, dass unser scheinbar stabiler Planet überaus dynamisch ist: Kontinente wandern über die Oberfläche, getragen von riesigen ›tektonischen Platten‹, die 100 km dick sind und auf dem flüssigen Erdmantel schwimmen. Manchmal stoßen sie sogar zusammen. Sie bewegen sich im Durchschnitt rund zwei Zentimeter pro Jahr, und auf der geologischen Zeitskala ist das schnell . Der Nordwesten von Schottland hat einmal zu Amerika gehört, als die nordamerikanische Platte mit der eurasischen Platte zusammenstieß; als die Platten sich später wieder trennten, blieb ein Stück von Amerika zurück und bildete die Moine-Verwerfung. Wenn Platten zusammenstoßen, gleiten sie übereinander und bilden oft Gebirge. Das gegenwärtig höchste Gebirge der Erde, der Himalaja, entstand, als Indien mit der Hauptmasse von Asien kollidierte. Er steigt noch immer gut 1,3 cm pro Jahr auf, obwohl die Erosion oft größer ist, und Indien bewegt sich immer noch nach Norden.
    Jedenfalls kann Granit, der tief in der Erde liegt, vom Zusammenstoß der Kontinentalplatten emporgehoben werden und als Teil eines Gebirgszugs an der Oberfläche erscheinen. Als hartes Gestein bleibt er zurück, wenn die umgebenden weicheren Sedimentgesteine von der Verwitterung erodiert werden. Doch letzten Endes verwittert selbst Granit, und der Berg wird abgetragen. Die Zirkonkristalle sind noch härter, also überstehen sie die Verwitterung; sie lösen sich aus dem Granit und werden von Bächen und Flüssen zur Küste gespült, am sandigen Ufer abgelagert und in die nächste Schicht Sedimentgestein eingebaut.
    Zirkon ist nicht nur sehr hart, sondern auch chemisch sehr stabil und widersteht den meisten chemischen Veränderungen. Während also die Sedimentschicht wächst und sich immer mehr entstehendes Gestein über den Zirkon legt, ist er relativ immun gegen zunehmende Drücke und Temperaturen. Selbst wenn das Gestein von Tiefenwärme aufgeschmolzen und metamorph wird – seine chemische Struktur ändert –, überdauert der Zirkon. Als einziges Zugeständnis an die extremen Umgebungsbedingungen bildet er gelegentlich eine neue Schicht wie eine Haut an seiner Oberfläche. Diese ›Schale‹, wie sie genannt wird, ist ungefähr ebenso alt wie das umgebende Gestein, der innere Kern ist weitaus älter.
    Nun kann sich der Vorgang wiederholen. Der Kern des Zirkons mitsamt der neuen Schale kann mit dem Gestein gehoben werden und einen neuen Gebirgszug bilden. Wenn dieses Gebirge abgetragen wird, kann der Zirkon in die Tiefe der Erde zurückkehren und eine zweite Schale bekommen. Dann eine dritte, eine vierte … So, wie Jahresringe das Wachstum eines Baums anzeigen, spiegeln die ›Zirkonschalen‹ die Abfolge von Gebirgsbildung und Erosion. Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass beim Baum jeder Ring einem Jahr entspricht, während die Zirkonschalen geologischen Zyklen entsprechen, die zumeist Hunderte von Jahrmillionen dauern. Doch wie uns die Breite der Jahresringe etwas über das Klima in den betreffenden Jahren verrät, sagen uns die Zirkonschalen etwas über die Bedingungen während eines bestimmten geologischen Zyklus.
    Durch einen der hübschen Zufälle, die Paley als die Hand Gottes deuten würde, die wir aber heute als unvermeidliche Folge der puren Vielfalt des Universums erkennen (doch, wir wissen, dass diese Aussagen gleichbedeutend sein könnten ), hat das Zirkoniumatom dieselbe elektrische Ladung und ziemlich genau dieselbe Größe wie ein Uranatom. Also können sich Uran-Verunreinigungen leicht in diesen Zirkonkristall einschleichen. Das ist gut für die Wissenschaft, denn Uran ist radioaktiv. Im Laufe der Zeit zerfällt es zu Blei. Wenn wir das Verhältnis von Uran zu Blei messen, können wir die Zeit abschätzen, die vergangen ist, seit ein bestimmter Teil des Zirkonkristalls angelagert worden ist. Jetzt haben wir ein mächtiges Beobachtungswerkzeug, eine geologische Stoppuhr. Und wir haben auch eine einfache Vorhersage, derzufolge wir der Hypothese trauen können, wonach sich der Zirkonkristall in aufeinanderfolgenden Schritten bildet. Der Kern müsste nämlich der älteste Teil des Kristalls sein und jede außen folgende Schale in deutlich abgesetzten Schritten jünger.
    Ein typischer Kristall könnte, sagen wir, vier Schichten haben. Der Kern könnte 3,7 Milliarden Jahre alt sein, die erste Schale 3,6, die nächste 2,6 und die letzte 2,3 Milliarden Jahre. Hier also haben wir in einem
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