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Darkover 24 - Die Schattenmatrix

Titel: Darkover 24 - Die Schattenmatrix
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Priscilla von dort weggezogen war. Haus Halyn, der alte Landsitz der Familie, lag fünfzehn Kilometer näher am Meer, und Mikhail hoffte
nur, er war in besserem Zustand als die zerfallene Burg, die sogar aus der Ferne traurig und heruntergekommen aussah.
Aber selbst wenn der Landsitz nicht besser erhalten war, glaubte er sich damit abfinden zu können. Schließlich war es nicht für immer, er würde lange vor seinem Lebensabend entweder die Regentschaft los sein oder ein für alle Mal die Möglichkeit, den Platz seines Onkels einzunehmen.
Seltsam. Früher hatte er sich sogar einmal danach gesehnt, diese undankbare Aufgabe zu übernehmen, die Regis zwei Jahrzehnte lang trefflich erfüllt hatte. Das war allerdings, lange bevor er Marguerida kennen gelernt hatte. Er stieß ein leises Lachen aus, bei dem Stürmer sofort die Ohren aufstellte. Mikhail gestattete sich einen Gedanken an die Listen, die er als junger Bursche angelegt hatte, mit all den Dingen, die er nach seiner Thronbesteigung tun wollte. Sie waren, so vermutete er, ebenso idealistisch wie töricht gewesen.
Der Wind drehte sich, und der Geruch des Meeres von Dalereuth wehte zu ihm herüber. Es war ein scharfer Geruch, nach Salz und etwas, das er nicht benennen konnte. Marguerida würde es bestimmt wissen, schließlich war sie auf einer Welt mit vielen Ozeanen aufgewachsen, nachdem sie Darkover im Alter von fünf Jahren verlassen hatte. Trotz der Eindrücke von Thetis, die er im Lauf der Monate durch sie gewonnen hatte, konnte Mikhail nicht wirklich nachvollziehen, wie es war, direkt an einem tosenden Ozean zu wohnen. Und auch die sonderbaren Geschöpfe, die wie Sterne aussahen, oder die springenden Meeressäugetiere, die sie Dolßne nannte, waren ihm nach wie vor fremd.
Mikhail wusste, dass Marguerida sich manchmal nach Thetis und der Wärme dort sehnte, und er fragte sich, ob sie auf Darkover je glücklich sein würde. Er hoffte es, denn sein Glück war ohne sie nicht vollkommen, und er hätte es nicht ertragen, wenn sie wieder fortgegangen wäre. Sobald sie ihre
Ausbildung im Turm abgeschlossen hatte, würde ihr allerdings freistehen, genau das zu tun - nämlich Darkover zu verlassen. Das war kein erfreulicher Gedanke. Falls sie sich tatsächlich für eine Abreise entschied, würde sie ein großes Chaos verursachen und wahrscheinlich sämtliche Pläne zunichte machen, die Regis gerade ausheckte.
Ein seltsames Krächzen über seinem Kopf ließ ihn aufblicken und verscheuchte seine düsteren Gedanken. Es stammte von einem großen Vogel, einer Art Krähe, wie sie Mikhail noch nie gesehen hatte. Sie war glänzend schwarz, mit vereinzelt weißen Federn am Flügelrand. Das Tier sah ihn aus argwöhnischen roten Augen an, schrie noch einmal und kreiste genau drei Mal über ihm. Mikhail zuckte leicht zusammen, der Vogel sah gefährlich aus mit seinen gewaltigen Klauen und dem scharfen Schnabel.
Mikhail sah ihm zu, wie er seine Kreise drehte, und freute sich an der Vollkommenheit seines Fluges. Er sah ihm nach, bis er endgültig verschwand, dann trieb er sein Pferd an. Bis Haus Halyn waren es noch einige Kilometer, und wenn er vor Einbruch der Dunkelheit ankommen wollte, musste er sich beeilen.
Beim Weiterreiten überlief Mikhail ein leichter Schauder des Unbehagens, doch er schimpfte sich sofort lautlos einen abergläubischen Narren. Diese Seekrähe war bestimmt kein böses Omen, kein Wink des Schicksals. Ihm war nur nicht ganz wohl bei der Sache, weil man ihn mit einer Aufgabe betraut hatte, die er weder angestrebt noch gerne übernommen hatte.
Mikhail stimmte ein Trinklied aus ihrer Studentenzeit an, das er von Marguerida gelernt hatte. Es war ziemlich unanständig, und er hörte die Gardisten hinter sich kichern. Ihre Ausgelassenheit erfreute sein Herz so sehr, dass er seine Sorgen beinahe vergaß, während er auf Haus Halyn zuritt.

2
    Es war ein Jammer, dachte Margaret Alton, dass ihr dieser wunderschöne Tag von Kopfschmerzen verdorben wurde. Sie saß auf einer niedrigen Bank im Duftgarten von Arilinn und versuchte die schmerzlindernden Methoden anzuwenden, die sie in den vier Monaten im Turm gelernt hatte. Doch obwohl sie die Technik beherrschte, hämmerte der Schmerz hartnäckig weiter in ihrem Schädel.
Sie zuckte zusammen, als die Stiche noch heftiger zu werden schienen; sie hatte das Gefühl, als bohrte ihr jemand Stilette in die Stirn, direkt über den Augen. Sie spürte den Puls, der heiß durch ihre Adern pochte, bis ihr plötzlich klar wurde, dass es
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