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Darkover 18 - Hasturs Erbe

Titel: Darkover 18 - Hasturs Erbe
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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erblich, und ich war der nächste in der Reihe. Sie hatten gelernt, mich als seinen Stellvertreter mit einem Kapitänsrang zu dulden. Als Kommandeur würde ich alle Schlachten noch einmal kämpfen müssen.
   Wir redeten eine Weile über Armida, über Pferde und Falken, während Regis sein Gemüse aß. Er nahm einen Apfel und ging zum Feuer, wo ein paar antike Schwerter, wie man sie heute nur noch beim Schwerttanz benutzt, über dem Sims hingen. Er berührte den Griff des einen, und ich fragte: »Hast du im Kloster deine Fechterei ganz vergessen?«
   »Nein, es gab ein paar, die nicht Mönche werden wollten, so ließ uns der Vater jeden Tag eine Stunde üben, und ein Waffenmeister erteilte uns den Unterricht.«
   Über dem Wein diskutierten wir den Zustand der Straßen von Nevarsin.
   »Du bist doch sicher nicht in einem Tag vom Kloster hergeritten?«
   »O nein. Ich habe die Reise in Edelweiß unterbrochen.«
   Das war auf Alton-Gebiet. Als Javanne Hastur vor nunmehr zehn Jahren Gabriel Lanart heiratete, hatte mein Vater ihnen dieses Anwesen verpachtet. »Deiner Schwester geht es gut, hoffe ich?«
   »Ziemlich gut, aber ziemlich schwanger zur Zeit«, sagte Regis, »und Javanne hat etwas Lächerliches gemacht. Es war richtig, ihren ersten Sohn Rafael zu nennen, nach ihrem Vater und meinem. Und den zweiten natürlich Gabriel, den Jüngeren. Aber als sie den dritten Michael nannte, wurde das Ganze absurd. Ich glaube, dieses Mal bittet sie inständig um eine Tochter.«
   Ich lachte. Nach allem, was man so hörte, sollte man die »Lanart-Engel« eher nach den Erzfeinden, nicht nach den Erzengeln nennen, und warum sollte eine Hastur Namen aus der Cristoforo -Mythologie wählen? »Nun, sie und Gabriel haben genug Söhne.«
   »Sicher. Ich glaube, mein Großvater ist verärgert, daß sie so viele Söhne hat und er ihnen nicht das Domänenrecht der Hastur erteilen kann. Ich hätte es Kennard noch sagen sollen. Ihr Mann wird in ein paar Tagen hier sein, um seinen Platz in der Wache anzutreten. Er wäre mit mir geritten, doch Javannes Zeit steht kurz bevor. Er darf bei ihr bleiben bis zur Geburt.«
   Ich nickte. Natürlich würde er bleiben. Gabriel Lanart war niederen Adels aus der Alton-Domäne, ein Verwandter und ein Telepath. Natürlich würde er dem Brauch der Domäne folgen, mit der Kindsmutter den Ritus der Geburt feiern und mit ihr in Kontakt bleiben, bis das Kind geboren und alles in Ordnung war. Nun, ein paar Tage konnten wir ihn schon entbehren. Ein guter Mann, Gabriel.
   »Dyan schien davon auszugehen, daß du dieses Jahr bei den Kadetten sein wirst«, sagte ich.
   »Ich weiß nicht, ob ich es mir aussuchen kann. Hast du es gekonnt?«
   »Natürlich nicht.« Doch daß von allen anderen der Erbe von Hastur dies in Frage stellte - das verschaffte mir Unbehagen.
   Regis saß auf der Steinbank und scharrte unruhig mit den Filzstiefeln über den Boden. »Lew, du bist sowohl Terraner als auch Comyn. Fühlst du dich zu uns gehörig? Oder zu den Terranern?«
   Eine verwirrende Frage, eine ungeheuere Frage und dazu eine, die ich mir selber zu stellen nie gewagt hatte. Ich verspürte Wut, weil er mich das gefragt hatte, als wolle er mich für das, was ich war, verspotten. Ich war ein Fremder unter den Terranern, ein Freak, ein Mutant, ein Telepath. Schließlich sagte ich bitter »Ich habe niemals irgendwohin gehört, außer vielleicht nach Arilinn.«
   Regis blickte mich an, und mich erstaunte die plötzliche Wut in seinem Gesicht. »Lew, wie ist es, Laran zu haben?«
   Ich starrte ihn beunruhigt an. Diese Frage rührte eine andere Erinnerung an. In jenem Sommer in Armida, in seinem zwölften Jahr. Wegen seines Alters und weil es sonst niemanden gab, war es mir zugefallen, ihm Fragen zu beantworten, die man sonst Vätern oder älteren Brüdern überläßt, Fragen, die Jungen in diesem Alter so stellen. Er hatte diese Fragen mit der gleichen verlegenen Dringlichkeit herausgesprudelt, und ich fand es damals ebenso schwierig, sie zu beantworten. Es gibt Dinge, die man kaum mit jemand anderem diskutieren kann, der nicht die gleiche Erfahrung hat. Schließlich sagte ich langsam: »Ich weiß kaum, was ich antworten soll. Ich habe es schon so lange, daß es mir schwerer fiele, mir vorzustellen, wie es ohne Laran sein würde.«
   »Bist du damit geboren?«
   »Nein, natürlich nicht. Doch als ich zehn war oder elf, begann ich zu merken, was die Leute dachten. Oder fühlten.
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