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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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sollte sich freuen, einem begegnet zu sein. Den Verkaufszahlen seiner letzter Bücher nach, würde das ohnehin nicht besonders oft geschehen. Aber war da nicht dieser enttäuschte Gesichtsausdruck, als er von seiner großen Liebe erzählt hatte, derentwegen er nach Deutschland ging?
    »Klassentreffen,« sagte Cornelia ohne etwas von seinen Bedenken mitbekommen zu haben. »Das hört sich ja spannend an. Ihre Freunde müssen ja unheimlich stolz sein, mit einem berühmten Schriftsteller die Schulbank gedrückt zu haben.«
    »Das bezweifle ich ernsthaft«, antwortete Sam und dachte dabei an Barry Barnes und seine Schlägertruppe. Die waren wohl  kaum stolz auf ihn.
    Die restliche Flugzeit bis Chicago, Illinois, unterhielten sie sich überraschend angeregt und kurzweilig, und die Zeit verging buchstäblich wie im Flug. Aber das Allerbeste an der Sache, dachte Sam und konnte sich ein erleichtertes Grinsen nicht verkneifen, war, dass die Boeing nicht abgestürzt war.
    Am O´Hare International Airport von Chicago verabschiedeten sich die beiden. Sam wartete auf seinen Anschlussflug nach Lincoln, ehe eine kleine Cessna von dort weiterfliegen und schließlich auf dem Jim Kelly Field Airport in Lexington landen würde.
    In Lincoln machte sich der Jetlag bereits bemerkbar und setzte sich in Sams Knochen fest. In Deutschland hätte es jetzt eigentlich bereits Nachmittag sein sollen, doch hier war es immer noch vormittags und dieses scheinbare Stillstehen der Zeit machte seinem Körper schwer zu schaffen. Sam fühlte sich erschlagen, matt und wusste, dass sich dieses Unwohlsein noch verschlimmern würde, bis er endlich in Flagstaff angekommen wäre.
    Sam wunderte sich, dass sein Gepäck heil war und nicht eine unfreiwillige Abzweigung in einen anderen Teil der Staaten unternommen hatte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass seine Koffer abhanden gekommen wären. Zwei waren im Laufe der letzten Jahre verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Das bedeutete wahrscheinlich, dass in diesem Moment irgendwer mit seinen Klamotten durch die Gegend lief.
    Der Flug mit der kleinen Maschine von Lincoln nach Lexington gab Sam schließlich den Rest. Doch seine Lebensgeister erwachten, als er aus dem Fenster blickte. Unter ihm erstreckten sich die weiten, unendlich scheinenden Mais- und Weizenfelder wie Kontinente, in deren Zentren sich die Farmgebäude erhoben. Der Staub, der von den Landwirtschaftsmaschinen aufstob, wirkte wie gewollte, die Kreativität akzentuierende Patzer eines Malers in einem perfekten Gemälde. Der Mais wurde erst vor zwei Monaten gesät, sodass die Stauden noch nicht einmal kniehoch aus der Erde ragten. Doch in drei Monaten wären sie so hoch gewachsen, dass man sich leicht zwischen ihnen verstecken könnte, was Sam in seiner Kindheit auch oft getan hatte.
    Die Felder erstreckten sich schier bis zum Horizont und vermutlich noch darüber hinaus. Anders als in Deutschland oder sonst wo in Europa bedurfte es hier in den USA oft Stunden, um zur nächsten Farm zu gelangen, geschweige denn in die nächste Stadt. Das weite Land erwärmte Sams Herz und augenblicklich fühlte er sich wie der verlorene Sohn, der nun zurückkehrte.
    Die Maschine landete auf dem Jim Kelly Field in Lexington. Als Sam die Gangway hinuntergegangen war und seine Füße den Boden Nebraskas (heilige Erde!, schoss es ihm durch den Kopf) berührten, war es um ihn geschehen. Er war ins Land seiner Jugend zurückgekehrt. Seine Euphorie wurde jedoch dadurch gedämpft, dass er sich wünschte, diesen erhebenden Augenblick mit Saskia und den Kindern teilen zu können.
    Eine sanfte Nebraska-Brise streifte sein Gesicht und er hatte das Gefühl nie weg gewesen zu sein. Gänsehaut überströmte Sams Körper.
    Vielleicht war es auch bloß ein Gefühl von Sentimentalität, oder aber er verwechselte diese Emotion von Vertrautheit mit den Jetlagstrapazen.
    Er zuckte die Schultern. Was es auch war, jetzt benötigte er erst einmal Ruhe. Seine Entscheidung, zwei Tage vor dem Klassentreffen anzureisen, war richtig gewesen. So hatte Sam ausreichend Zeit sich auf die neue Situation einzustellen. Bei der Einreiseabfertigung hatte Sam verwundert festgestellt, dass er bereits so lange in Deutschland lebte, dass er es normal erachtete auch Deutsch zu reden. Da ihn natürlich niemand verstand, wechselte er ins Englische.
    Mit dem Koffer in der Hand irrte Sam ein wenig auf dem Flughafengelände umher, bis er die wie an einer Perlenkette aufgereihten Taxis endlich fand. 
    Er
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