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Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Dark Swan - Mead, R: Dark Swan

Titel: Dark Swan - Mead, R: Dark Swan
Autoren: Richelle Mead
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konnte mir vorstellen, was Dorian im Kopf herumging– beziehungsweise wie verwirrt er war. Dass Kiyo kurz davorstand, mich zu töten, ergab keinen Sinn. Nach dem Grund zu fragen entsprach nicht der allwissenden Aura, mit der Dorian sich zu umgeben pflegte. Außerdem zählten Kiyo und ich im Moment nicht gerade zu seinen besten Freunden. Auf einen von uns einzugehen bedeutete ein Zugeständnis, das Dorian nicht machen wollte.
    „Seid gegrüßt!“
    Eine unerwartete, krächzende Stimme ließ mich zusammenfahren, und selbst Dorian zuckte leicht zusammen. Masthera kam aus der Menge geeilt. Ihre weißen Haare wehten, ihre Augen waren größer als je zuvor. Entschlossen kam sie näher und fiel zu meiner absoluten Verblüffung vor mir auf die Knie. Sie starrte zu mir herauf, aber nicht mit dem üblichen verstrahlten Blick. Ehrfurcht stand in ihren Augen, Verzückung. Verehrung sogar.
    „Seid gegrüßt, Königin von Vogelbeere und Rauchdorn. Seid gegrüßt, Ihr, die Ihr Leben bringt, Leben schenkt. Ich sehe es– ich sehe das Leben, das in Euch heranwächst, in der Mutter, von der die Prophezeiung spricht!“
    Sie streckte eine Knochenhand nach meinem Bauch aus, und ich fuhr zurück. „Rühr mich nicht an!“, entfuhr es mir.
    „Ich sehe es“, rief sie. „Ihr leuchtet, Königin von Vogelbeere und Rauchdorn. Ihr tragt den Thronerben unter Eurem Herzen. Er lässt Euch leuchten.“
    „Dorian!“, rief Kiyo und lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf sich. Seine Miene hatte sich verfinstert. Dass Mastheras Worte alles enthüllten, wollte er nun gar nicht. „Übergib sie mir! Halte dich da raus!“
    Ich sah Dorian wieder flehend an. „Er wird versuchen, mich zu töten. Wenn du mich hinauswirfst, dann hetzen er und Maiwenn mich. Bitte stelle uns unter dein Gastrecht.“
    Dorian war– wie fast alle hier im Saal– sprachlos über Mastheras Verkündung. Er setzte mit viel Mühe wieder ein neutrales Gesicht auf, aber der Blick, den er mir zuwandte, war so hart und durchdringend, dass es mich fast wieder auf die Knie schlug.
    „Ist das wahr?“, fragte er mit so leiser Stimme, dass es wahrscheinlich nur Jasmine hörte. „Bist du schwanger?“
    Ein Abstreiten oder eine ausweichende Antwort brachten nichts. Ich nickte knapp.
    Seine nächste Frage brach mir fast das Herz. Er bemühte sich so sehr darum, dass seine Stimme Ruhe und Stärke ausdrückte, aber ich hörte ihr die Gebrochenheit an, die Sehnsucht und Verzweiflung. „Ist es– könnte es möglicherweise– ist es–“
    Er brachte den Satz nicht zustande, aber das war auch nicht nötig. Er wollte wissen, ob er der Vater war. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Wäre alles anders gekommen, wenn wir bei unserem letzten Mal tatsächlich miteinander geschlafen hätten? Wäre ich dann jetzt von ihm schwanger gewesen statt von Kiyo? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Sex führte nicht immer zur Schwangerschaft, zumal bei Feinen nicht. Ich hätte immer noch mit Kindern von Kiyo enden können oder mit einem talkshowtauglichen Vaterschaftsstreit. Wenn es Dorian gewesen wäre, der mich geschwängert hätte, dann wäre meine Zukunft besiegelt gewesen. Er hätte Himmel und Erde in Bewegung gesetzt für meine Sicherheit. Wahrscheinlich reichte dafür sogar jetzt noch eine Lüge meinerseits. Die Feinen kannten keine Vaterschaftstests. Es hätte das Ganze vereinfacht– aber das kam nicht infrage.
    „Nein“, sagte ich sanft.
    Dorians Gesicht wurde starr, und eine überraschende Woge von Bedauern und Reue stieg in mir auf, eine Umkehrung der Kaskade von Gefühlen, die gerade in ihm vorgehen musste. Er hatte keinen Grund, mir beizustehen, nicht nach dem, was er als meinen Betrug ansah. Und ganz gewiss nicht, wo ich mit den Kindern von jemand anders schwanger war.
    „Bitte“, sagte Jasmine. Ihre blaugrauen Augen waren groß und voller Verzweiflung. Ich hatte sie noch nie so bescheiden und demütig erlebt. Und ich hatte bestimmt nicht damit gerechnet, dass sie um meinetwillen so sein würde. „Bitte steht uns bei. Bitte stellt uns unter Euer Gastrecht, Eure Majestät.“
    Mein Blick war immer noch mit Dorians verschränkt, mir brach immer noch das Herz wegen des Schmerzes, den ich ihm verursacht hatte. Weiter drüben warnte Kiyo ihn wieder: „Das ist eine Sache zwischen Eugenie und mir. Überlass sie mir, und das hier hat ein Ende. Wenn nicht, werden Maiwenn und weiß Gott wer noch alles mit hineingezogen.“
    „Es tut mir leid“, sagte ich zu Dorian. Meine Stimme
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