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Damon Knight's Collection 11 (FO 29)

Damon Knight's Collection 11 (FO 29)

Titel: Damon Knight's Collection 11 (FO 29)
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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werden konnte. Und das Unterbrechen würde schwer sein – war schwer.
    Die Sonne schien, und die Felder, an denen sie vorbeifuhren, verwandelten sich, wie immer, durch ihr zeitliches Aneinanderrücken. Alles um ihn herum war wunderschön. Es war, als könnte er durch das Busfenster alles mit einer Intensität sehen, die es normalerweise nicht gab. Es war, als wären sie zusammen ein Wesen und er ohne sie weniger als eine halbe Person. Aber es gab noch vier weitere Menschen, die von ihr ebenso abhängig waren. Zwei kleine Jungen, ein kleines Mädchen und ein erwachsener Mann. Eine Familie ist ebenfalls eine vollständige Einheit. Später einmal würde er zu ihrem Heim in West Cutford gehen, um sie mit ihren Kindern zu sehen, und er würde sich selbst als eine unheilbringende Gewalt empfinden, als wildes destruktives Element, das nicht dorthin gehörte, und dennoch, er würde gleichzeitig ein Bild dessen sehen, was hätte sein können; wie nahe kam jene Realität derjenigen, die er ersehnte.
    Als der Bus von der Autobahn abbog, war es nur noch eine halbe Stunde bis Leicester und fünfundvierzig Minuten, bevor sie zusammen sein würden. Ihr Abstand hatte eine astronomische Bestimmtheit, ebenso unumstößlich wie die Planetenbahn der Erde. Die wäßrige Januarsonne schien auf die braunen Ziegelhäuser, die ihm sagten, daß er bald an ihrem Treffpunkt anlangen würde – der Busstation in Southgate Street. Dieser Ort hatte eine besondere Bedeutung für ihn – wie die Szenerie eines großen historischen Ereignisses. Aber so war es fast überall; nicht das Hotel, wo das Kommen und Gehen der anderen Menschen die Bedeutung ihres Kommens verdunkelte, aber zum Beispiel ihre kleine Hütte in Groby Pond, ihr Zimmer unter dem Dach eines Hauses in West London. Alle diese Orte verdienten eine Art Unsterblichkeit.
    Jetzt war die Spannung sehr stark; alle Muskeln seines Körpers waren angespannt, und seine Hände zitterten. Der Bus fuhr an einigen Ampeln vorbei, bog links ein, holperte über unebenes Pflaster und fuhr eine unfreundliche Straße hinunter voll halbzerstörter Häuser. Weiter unten gab es Häuser aus rotbraunen Ziegeln, ausgenommen ein modernes Pub gegenüber einem großen Platz, der von einem eisernen Geländer eingefaßt war. Hier bog der Bus ein, denn das war die Southgate Street. Als der Bus die Fahrt verlangsamte, begannen die wenigen Leute aufzustehen, ihre Mäntel anzuziehen und ihr Gepäck zusammenzusuchen. Er schaute gespannt durch die Fenster, um zu sehen, ob sie schon da war. Sie war noch nicht da. Der Bus war zu früh; es war erst viertel nach zwölf. Es blieben noch sechseinhalb Stunden vom Tag. Dies war immer die schwierigste Zeitspanne. Vorher fühlte er, daß er sich zu ihr bewegte, daß die Entfernung zwischen ihnen sich verringerte. Aber jetzt lag jegliche Bewegung bei ihr, und das konnte er nicht mehr direkt spüren.
    Er kletterte aus dem Bus und ging auf die andere Straßenseite, um die Ankunft ihres Wagens zu erwarten. Wenn er über die Busstation blickte, wußte er, daß er diese Stelle den Rest seines Lebens nicht mehr vergessen würde, was immer auch geschehen würde. In einem Monat, siebzehn Tagen und sechs Stunden würden sie sich zum letzten Mal Leb wohl sagen.
    Autos fuhren gruppenweise vorbei; zwischendurch war nichts auf der Straße zu sehen, und dann kamen wieder zwanzig Wagen auf einmal, und seine Augen flogen von einem zum anderen. Ein kalter Wind blies, und er zitterte unkontrolliert. Eine Gruppe Mädchen lief auf der anderen Straßenseite vorbei. Sie sprachen und lachten miteinander. Es näherte sich ein Wagen, der wie ihrer aussah, aber drinnen saß ein großer, weißhaariger Mann. Das war unmöglich. Er drehte sich um und ging zum Eingang des Pubs. Es war das Shakespeare , ebenso genannt wie ein anderer Pub, der in ihrem Leben eine Rolle gespielt hatte. Es war, als wäre ihr ganzes Dasein von gewöhnlichen Dingen gekennzeichnet, die alle Kryptogramme waren und alle eine verborgene Bedeutung hatten. Ihre Liebe machte alles viel wirklicher und verwandelte die Welt gleichzeitig in eine unechte Sammlung von Symbolen.
    Er stieß die Tür zum Pub auf und ging in die Bar. Er bestellte einen Drink und setzte sich dann hinüber ans Fenster. Wenn er aufstand und durch die Gardine schaute, konnte er einen Teil der Busstation überblicken. Draußen parkte ein Wagen, aber von hier sah er nicht wie der ihrige aus. Er setzte sich und betrachtete die glänzende Oberfläche des Tisches vor
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