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Damon Knight's Collection 05 (FO 09)

Damon Knight's Collection 05 (FO 09)

Titel: Damon Knight's Collection 05 (FO 09)
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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Zwirnspule …
    Er erinnerte sich, träumte, wie er seinen ersten Zahn verlor, und der Zwirn, den seine Mutter darum gebunden hatte, ihr sanftes Bestehen darauf, daß er ihn selbst herausziehen sollte, und ihr Versprechen, nach einem Blick des Erstaunens und der Belustigung, daß, ja, sie würden ihn seinem Vater schicken. Er glitt aus der Traumphantasie und war hellwach, dachte über seinen Vater nach, der ein guter Mann gewesen war, gütig und weise, ein Oberst in der Armee. Er stieg aus dem Bett und durchmaß sein kleines Zimmer heftig rauchend, aber das Bild von seinem Vater, nackt und geschunden, kahlgeschoren, einen Fuß nachschleifend, während er humpelnd eine Straße hinabgezerrt wurde, in der sich orientalische Gesichter, haßerfüllte Fratzen, drängten, dieses Bild blieb, geradeso wie er es im Fernsehen mitbekommen hatte. Ein guter Mann, wiederholte er nüchtern. Aber er könnte die Dinge getan haben, deren sie ihn anklagten. Er könnte.
    Er schluckte eine Tablette und kehrte ins Bett zurück und fand sich selbst wiederholend: Zwirnspule, Zwirnspule. Er wollte wieder aufstehen, aber die Tablette wirkte schnell, und er fühlte, wie ihn Müdigkeit überfiel. Er würde Schmerzen haben am Morgen, er hatte immer Schmerzen, wenn er zu Schlaftabletten griff. Zwirnspule …
    Er träumte widersprüchliche, bedeutungslose Träume, Phantasien ohne Bezug zur Wirklichkeit. Und schlief tiefer und war weniger ruhelos in seinem einsamen Bett.
     
    Wir gehen durch das Museum, Arm in Arm, und Paula führt uns, obwohl sie in der Mitte geht. Ihre Schritte sind leicht und schnell, und sie redet unaufhörlich. Sie unterbricht vor den Gemälden des neuen Künstlers, Stern, und sie blinzelt und wiegt ihren Kopf hin und her, dann zieht sie uns weiter zum nächsten. Sie ist jetzt verändert, ihr Haar noch lang und glatt, aber hell glänzend, und sie hat irgend etwas an ihrem Gesicht gemacht, aber so unmerklich, daß ich nicht entscheiden kann, was. Ich überrasche mich, wie ich sie wieder und wieder anstarre, und sie lächelt mir zu, und für einen Moment erkenne ich das wilde Mädchen, das vor fünf Jahren nur für den Ozean lebte. Dann ist es vorbei und sie sagt: »Es ist so witzig. Es ist wunderbar. Seht ihr nicht?« Es sind fünfzig Gemälde, zusammengefügt zu Gruppierungen, die sich berühren und miteinander verbunden sind, so daß es schwierig ist, keine Gruppe zu wiederholen. Kein Pfeil weist den Weg, keine Nummern an den Gemälden, aber Paula hat uns hindurchgeführt bis zum Ende, und sie lacht vor Freude. Der Künstler ist da und betrachtet Paula mit tiefem und eindringlichem Interesse. Sie läuft zu ihm und küßt ihn auf seine bärtige Wange und sagt: »Danke schön. Ich werde nichts verraten.« Und sie verrät nichts. Gregory geht an den Anfang zurück und arbeitet sich noch einmal langsam zu uns durch, und als er zurückkommt, teilt sein Auge ihre Fröhlichkeit, aber er will auch nichts verraten. Ich weiß, daß er es erklären kann, obwohl sie es nicht kann, aber er brauchte sie, daß sie ihm sagte, daß da etwas zu erklären war. Ich kehre später zurück und studiere die Bilder längere Zeit allein, und ich weiß nicht, was sie gefunden haben. Ich bin dort verloren. Die Gemälde sind grotesk, scheußlich und bedeutungslos, und das Arrangement zielt eher darauf ab zu verwirren, denn zu erklären.
    Paula liebt die Stadt, wie sie einst die Strände liebte. Sie läuft und tanzt freudig durch die Straßen, schmeckend, was sonst niemand schmeckt, riechend, was sonst niemand anders riecht, sehend, was für meine Augen nicht zu sehen ist. Sie singt in der Stadt wie eine frische Brise vom Ozean.
    Paula plant, die Schule im Frühjahr zu verlassen. Sie will … Sie weiß nicht, was sie will, aber es ist jedenfalls nicht in der Schule. Sie will reisen, vielleicht heiraten. Ich fühle einen Kloß in der Kehle, und ich frage, ob sie mich heiraten will, und sie hält an, eisig erstarrt, und sagt schließlich nach einer ganzen Weile nein. Ich bin ärgerlich über sie und stapfe weg. Gregory sagt, daß sie wie ein Vogel ist, und daß sie hierhin und dorthin fliegen muß, bevor sie anhält und Liebe sie anhielte. Ich hasse beide, ihre Nähe, ihre beidseitige Gegenwärtigkeit beieinander. Ich möchte sie beide umbringen. Besonders Paula. Meine Hände sind Fäuste, wenn sie mir nahe kommt, und die erstickenden Wellen der Haßliebe lähmen mich an einer Stelle, wo die Qual unerträglich ist.
    Sie weiß. Paula ist dann wie ein
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