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Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)

Titel: Cvon (Ushovar-Zyklus) (German Edition)
Autoren: Guido Krain
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stört dich dann?“, fragte er freundlich.
    Doch Cvon hörte ihn kaum. Wie erstarrt glotzten ihre sonst so unerschütterlichen Augen den Hünen an. Ein Hauch von Ewigkeit strich über ihre Seele.
    Sie hatte dieses Lächeln schon einmal gesehen. Als hätte jemand eine Truhe voller Erinnerungen vor ihre Füße geschüttet, kamen Bilder aus einer Vergangenheit hoch, die nicht die ihre sein konnte. Einen Herzschlag lang saß sie an einem Lagerfeuer, das vor Äonen einmal in irgendeinem traumhaften Wald gebrannt haben mochte. Lauer Wind spielte mit langem blauschwarzem Haar in ihrem Gesichtsfeld ... mit ihrem langen schwarzen Haar. Noch nie in ihrem Leben hatte Cvon lange Haare gehabt!
    Ein bulliger Ork mit brutal aus dem Unterkiefer stehenden Hauern schenkte ihr ein ebenso warmes Lächeln, wie Loric es gerade tat. Liebe war es, die aus seinen Augen sprach und kaum zu bändigende Kraft lag in seiner Körperhaltung. Und dann war da diese Elfin ... Haare wie goldene Seide flossen über schmale Schultern und umrahmten ein geheimnisvolles Gesicht, in dem immer lebhafte Augen aus blauem Feuer brannten. Bis auf ein dünnes Tuch war sie vollkommen unbekleidet, sodass Cvon deutlich die tätowierte Rose erkennen konnte, die sich um ihren gesamten Körper rankte und auf geheimnisvolle Weise zu bewegen schien.
    Viel beunruhigender war jedoch das Gefühl, das diese Bilder begleitete. Es war warm und frei. Voller Vertrauen war die Andere. Und voller unbeschwerter Fröhlichkeit, die sie erschreckend fremd und beneidenswert zugleich erscheinen ließ.
    „Cvon? Geht’s dir gut?“, riss Loric sie aus der Vergangenheit. Seine Stimme klang so besorgt, dass sogar Hrokis Vortrag verstummte. Was zum Henker war das? Verwirrt schaute sie den Ork an und übersah sogar seine Hand, die schwer auf ihrer Schulter lag.
    „Cvon? Träumst du?“
    „Ja...“, stammelte sie. „Ich bin nur nicht sicher ... ob ich jetzt wach bin.“
     

     
    Haut. Warme weiche Haut bildet den Gegensatz zu einer rauen Decke. Das grobe Leinen ist körnig wie ausgetrocknete Erde. Tote werden mit Erde bedeckt.
    Ist sie tot?
    Nein, die Haut neben ihr sprüht vor Leben. Tiefe regelmäßige Atemzüge ziehen rauen Stoff über ihren Körper. Sie liegt unter einer löchrigen Decke und Stroh sticht in ihren Rücken. Doch der Körper neben ihr wärmt sie. Der Geruch feuchten Holzes vermischt sich mit dem Geschmack des wilden blonden Haares, das den größten Teil ihres Gesichtes bedeckt. Sie ist in einem Keller ... ein geborstenes Kellerfenster – nicht mehr als ein Loch in der Wand – erfüllt den schäbigen Raum mit grauem Licht.
    Das Schwert! Wo ist es? Die hässliche Klaue der Panik greift nach ihr, doch bevor sie zupacken kann, ist ihr Beschützer bei ihr. Wie das Leben selbst heißt sie seine Kälte willkommen. Mit einem Satz ist sie aus dem Bett, doch ihre Beine können sie nicht tragen. Unbeholfen wirft sie einen Kistenstapel um. Irgendwo schreit eine jung klingende Stimme erschreckt auf. Doch sie nimmt weder Stimme noch Kisten wahr. Selbst ihre eigene Schwäche ist bedeutungslos, denn sie fällt auf ihren Beschützer. Zusammen mit Plunder und Abfall liegt er auf dem Boden und sehnt sich nach ihrer Hand.
    Irgendjemand hat die wunderbare Klinge mit schmutzigem Stoff umwickelt. Der Tod in Lumpen.
    Schmutz und Stoff sind ihr egal; Erleichtert reißt sie das Schwert an sich. Kraft und Kälte fließt in sie zurück und erfüllen sie mit Sicherheit. Sie findet zurück in die Wirklichkeit. Mit ihr kommt die Erinnerung und diese bringt das Entsetzen zurück. Mit ganzem Herzen hasst sie die Tränen, die ihr über die Wangen laufen. Nie wieder wird Lecune für sie lächeln und es gibt nichts, was sie tun kann, um ihre Liebe zurückzugewinnen. Es hat sie nie gegeben.
    Plötzlich wird sie sich der Augen bewusst, die sie anstarren. Wie Stahlfedern reißen ihre eben noch so schwachen Beine sie auf die Füße. Instinktiv hebt sich das Schwert zum tödlichen Schlag. Niemand starrt sie an; sie erlaubt das nicht. Es gibt nichts anzustarren!
    Das Mädchen sitzt stocksteif auf den Strohsäcken, auf denen sie zusammen geruht haben. Als könne sie sie schützen, zieht sie die löchrige Decke an sich. Cvon kann ihre Angst riechen. Ihr Gesicht sieht aus wie der Tod. Kalkweiß ist es und ihre Augen liegen in tiefen schwarzen Höhlen. Selbst ihre Lippen glänzen schwarz und leblos.
    Doch die Farbe ist ein Trick; die Haut ihrer Schultern ist geschmeidig und gesund. Cvon hat oft gesehen, wie sich
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