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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga
Autoren: James A Michener
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die Zuckerrübenindustrie am South Platte. Wir brauchen Sie als einfühlsamen, intelligenten Mann und verlangen von Ihnen lediglich ein paar Briefe, in denen Sie uns Ihre Auffassung von allem mitteilen, was sich zwischen 1844 und 1974 in Centennial, Colorado, abgespielt hat. Schreiben Sie uns einfach ein paar Briefe, so als wären wir Ihre Freunde. Freunde, die sehr an dem Thema interessiert sind.«
    Die beiden anderen bestätigten, das sei genau das, was sie wollten, und dann machten wir uns auf den Weg zum Lunch - alle vier fest davon überzeugt, daß das Projekt gut laufen würde. Doch bei Toots Shor, einem Restaurant, in dem ich noch nie zuvor gewesen war, stand mir eine Reihe von Überraschungen bevor, die meine Ansicht über das Projekt grundlegend änderten.
    Als wir das Restaurant betraten, kam der Besitzer auf Harry Leeds zu und rief mit Stentorstimme: »Na, Harry, alter Gauner, hat man Sie immer noch nicht rausgeschmissen?«
    Leeds nahm das gutmütig hin. Toots Shor wandte sich an mich und packte mich bei den Jackettaufschlägen. »Lassen Sie sich von diesem Nichtsnutz bloß nicht für seine Dreckarbeit einspannen. Er ist bekannt als der literarische Zuhälter der Sixth Avenue.« Damit führte er uns zu dem Tisch, an dem James Ringold bereits wartete.
    »Der hat sich den Kanal schon vollaufen lassen«, warnte mich Shor. »Wie dieser Säufer seine Zeitschrift in Schuß hält, werde ich nie begreifen.«
    Damit verschwand er, und Ringold fragte Leeds: »Alles klar?«
    »Alles klar«, antwortete Leeds. »Zufriedener könnten wir gar nicht sein. Habe ich recht?« Wright und Endermann, an die seine Frage gerichtet war, nickten zustimmend.
    »Dann ist es nur noch eine Frage des Geldes. Wenn Sie Ihren eigenen Wagen benutzen, zahlen wir Ihnen zwölf Cent pro Meile. Wir bezahlen auch Ihre Hotelrechnungen, aber nehmen Sie sich bitte keine Suite im >Brown Palace<. Sie können jedes Transportmittel benutzen, das Sie wollen, aber Flugzeuge, Planiermaschinen und Hundeschlitten sollen Sie nicht chartern. Unter gar keinen Umständen dürfen Sie auch nur einen einzigen Penny Ihres eigenen Geldes ausgeben, höchstens einmal für ein
    Bordell. Dafür verlangen wir allerdings detaillierte Spesenabrechnungen und verlangen genaue Belege.« Ich war es gewohnt, Dean Rivers um dreißig Dollar für einen neuen Atlas zu bitten. All das schlug so schnell über mir zusammen, daß ich die Einzelheiten gar nicht recht registrieren konnte, doch der junge Wright machte sich, wie ich bemerkte, eifrig Notizen. »Er wird Ihnen eine Kopie zuschicken«, beruhigte mich Ringold sofort.
    »Nun aber zum Honorar«, sagte er. »Sie sind einer der hervorragendsten Historiker von Georgia. Sie sind eine Menge Geld wert, und ich bin überzeugt, daß man Sie nicht Ihrem Wert gemäß bezahlt. Also werde ich nicht kleinlich sein. Wir beanspruchen zwei Quartale Ihrer Zeit, das wäre ein halbes Jahresgehalt. Wir geben Ihnen achtzehntausend Dollar.«
    Ich wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. Nachdem ich einen Löffel Consomme geschluckt hatte, sagte ich jedoch etwas, was zu meinem nächsten Schock führen sollte. »Mr. Ringold«, sagte ich, »das ist sehr großzügig, das wissen Sie. Wenn Sie aber so viel auf dieses spezielle Thema setzen - was, wenn ich krank werde? Wenn ich das Manuskript nicht liefern kann?«
    Etwas verwundert sah er mich an. »Haben Sie es ihm nicht gesagt?« fragte er Leeds.
    »Habe gar nicht daran gedacht«, antwortete Leeds, und die beiden anderen zuckten die Achseln, als hätten sie es ebenfalls schlicht vergessen.
    »Professor«, erklärte Ringold mitfühlend, »wir haben den Artikel bereits geschrieben - bis zum allerletzten Wort. Die Arbeit an Illustrationen und Landkarten hat begonnen. Wir könnten nächste Woche in Druck gehen. Was wir von Ihnen brauchen, ist nur noch die Bestätigung, daß wir uns auf dem richtigen Weg befinden.«
    Seine Worte erschütterten mich. Ich wurde also nicht gebraucht, um einen wohlformulierten Artikel zu schreiben, der unter meinem Namen erscheinen würde, sondern lediglich als Verfasser eines Hausberichts zur Bestätigung einer bereits fertiggestellten Arbeit - eines Berichtes, der womöglich nie publiziert, ja vielleicht nicht einmal benötigt wurde. Wenn der Artikel in der Zeitschrift erschien, vermutlich bestenfalls eine recht dürftige Angelegenheit, würde unter der Überschrift lediglich der Vermerk stehen: Verfaßt mit Unterstützung von Professor Lewis Vernor, Historisches Institut, Georgia
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