Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
zwar schwierig, sich darauf zu besinnen, wenn ich in seiner Nähe war, aber ich zwang mich, es im Hinterkopf zu behalten.
    »Mir geht es gut, wie du siehst.« Mit einer Geste wies er an seiner prachtvollen Erscheinung herab; doch zu seiner Ehrenrettung sei angemerkt, dass er meine Aufmerksamkeit sicher einfach nur auf seinen völlig unverletzten Zustand lenken wollte. »Und du bist wunderschön, wie immer.«
    Elfen drücken sich oft auch ein bisschen blumig aus – es sei denn, sie leben schon seit langer Zeit unter den Menschen, so wie Claude.
    »Ich dachte, du wärst hinter den versiegelten Portalen verschwunden.«
    »Ich habe das Portal in deinem Wald vergrößert«, sagte er so, als wäre diese Tat die Folge einer zufälligen Laune. Nach dem großen Aufhebens, das er darum gemacht hatte, das Elfenvolk zum Schutz der Menschheit einzusperren, all seine geschäftlichen Beziehungen zur Menschenwelt zu kappen und so weiter, hatte er jetzt einfach eine Öffnung vergrößert und war durch diese zurückgekommen … um sich nach meinem Wohlergehen zu erkundigen? Dass daran etwas oberfaul war, konnte ja wohl selbst die liebevollste Urenkelin nicht übersehen.
    »Ich wusste, dass es dieses Portal gibt«, erwiderte ich, weil mir nichts anderes einfiel.
    Er neigte den Kopf. Sein weißblondes Haar bewegte sich wie ein Satinvorhang. »Warst du es, die die Leiche dort hineingeschoben hat?«
    »Tut mir leid. Ich wusste nicht, wohin sonst damit.« Die Beseitigung von Leichen war nicht mein größtes Talent.
    »Sie wurde vollständig vertilgt, falls das deine Absicht war. Aber lass das in Zukunft bitte sein. Wir wollen uns dort nicht dauernd um das Portal versammeln«, sagte er in milde tadelndem Ton, gerade so als hätte ich ein Haustier vom Abendbrottisch gefüttert.
    »Tut mir leid«, wiederholte ich. »Also – warum bist du hier?« Ich nahm die Unverblümtheit meiner Worte wahr und spürte, wie ich rot anlief. »Ich meine, womit habe ich die Ehre deines Besuches verdient? Kann ich dir etwas zu trinken oder zu essen anbieten?«
    »Nein, vielen Dank, Liebes. Wo warst du heute Abend? Du riechst nach Elfen und nach Menschen und nach noch vielen anderen Dingen.«
    Ich holte einmal tief Luft und versuchte, den Damenabend im Hooligans zu erklären. Mit jedem Satz kam ichmir immer mehr wie ein Dummkopf vor. Nialls Miene war gar nicht zu beschreiben, als ich ihm erzählte, dass Menschenfrauen einmal in der Woche dafür bezahlten, Männern dabei zuzusehen, wie sie sich die Kleidung auszogen. Er verstand es einfach nicht.
    »Machen Männer das auch?«, fragte Niall. »In Gruppen in spezielle Häuser gehen und dafür bezahlen, dass sie Frauen beim Ausziehen zusehen?«
    »Ja«, bestätigte ich. »Männer machen das noch viel öfter als Frauen. Das ist genau das, was an allen anderen Abenden der Woche im Hooligans stattfindet.«
    »Und Claude verdient damit Geld«, sagte Niall verwundert. »Warum bitten die Männer die Frauen nicht einfach, sich die Kleider auszuziehen, wenn sie ihre Körper sehen wollen?«
    Ich holte noch einmal tief Luft, atmete aber wieder aus, ohne noch einen weiteren Erklärungsversuch zu unternehmen. Manche Themen sind einfach zu kompliziert, um mal eben so schnell erklärt zu werden, vor allem einem Elf, der nie in unserer Welt gelebt hat. Niall war ein Tourist, kein Ansässiger. »Können wir das ganze Thema nicht ein anderes Mal diskutieren, oder vielleicht auch niemals? Es gibt doch bestimmt etwas viel Wichtigeres, worüber du mit mir reden möchtest«, sagte ich.
    »Natürlich. Darf ich mich setzen?«
    »Sei mein Gast.« Wir setzten uns aufs Sofa, aber einander zugewandt, sodass wir uns ins Gesicht sahen. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Elf, der einen taxiert, um sich jedes einzelnen Makels, den man hat, bewusst zu werden.
    »Du hast dich sehr gut erholt«, sagte er zu meiner Überraschung.
    »Stimmt«, erwiderte ich und versuchte, den Blick nicht auf meine Oberschenkel zu senken, so als würden all meine Narben durch die Kleidung hindurchschimmern. »Es hat aber eine Weile gedauert.« Niall meinte, ich würde gut aussehen für jemanden, der gefoltert worden war. Denn zwei berühmt-berüchtigte Elfen, deren Zähne so spitz gefeilt gewesen waren wie die der Kobolde, hatten mir so einige ernsthafte körperliche Schäden zugefügt. Niall und Bill waren gerade noch rechtzeitig gekommen, um meinen Körper und meine Seele zu retten, wenn auch nicht all mein Fleisch. »Danke, dass ihr rechtzeitig da wart«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher