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Club Noir - 1

Club Noir - 1

Titel: Club Noir - 1
Autoren: Emilia Jones
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der Straße her auf das Haus zugingen und darin verschwanden. Der Eingang blieb offen und eine Art Türsteher war nun zu erkennen. Er sah genau in Jesses Richtung. Viel mehr noch! Er fixierte sie eindringlich mit seinem Blick. Sie konnte gar nicht anders. Eine geradezu magnetische Anziehungskraft ging von diesem Haus aus. Es war vollkommen zwecklos, sich dagegen zu wehren. Sie musste dort hinein, aus welchem Grund auch immer.
    Je näher sie dem Gebäude kam, umso deutlicher trat der Schriftzug über der Tür hervor. „Club Noir“ stand dort. Ein Vergnügungsclub? Eine Bar? Sie wusste es nicht.
    Als Jesse eintrat, spürte sie ein leichtes Unwohlsein in sich aufsteigen. Die Bar war düster, wie schon ihr Name angekündigt hatte. Ein schwaches rotes Licht deutete die Umrisse der vielen anwesenden Gäste an. Nur diejenigen, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe befanden, konnte sie tatsächlich erkennen. Umrahmt wurde die merkwürdige Szenerie von dumpfen, in die Länge gezogenen Tönen, die wohl eine romantische Melodie wiedergeben sollten. Bei Jesse verursachten sie allerdings genau das gegenteilige Gefühl. Ein Schauer krabbelte ihr vom Nacken her den Rücken hinab.
    Ganz langsam bahnte sie sich ihren Weg an die Theke, ohne dabei irgendjemanden allzu offensichtlich anzusehen. Sie hielt ihren Blick vielmehr verschämt zu Boden gerichtet, um kein Gespräch zu provozieren. Jetzt, da sie sich schon einmal in diese Lokalität gewagt hatte, wollte sie nicht wie ein verschrecktes Tier gleich wieder flüchten. Zumindest einen Drink würde sie nehmen, sagte sie sich selbst, und danach sofort gehen.
    Wie in Trance erreichte sie einen freien Platz an der Theke. Ihre Finger krallten sich in die glatte, klebrige Oberfläche, als suchten sie dringend nach einem festen Halt. Unentschlossen betrachtete sie die Menschen rechts und links von sich – düstere Gestalten, die Jesse Angst einjagten.
    Ihre Kehle fühlte sich seltsam trocken an. Sie drehte sich halb herum und wollte etwas zu trinken bestellen. Doch ehe sie sich auch nur an den Barkeeper wenden konnte, stellte dieser schon ein Glas mit rotem Inhalt vor ihr ab. Ein schwarzer Strohhalm steckte darin und reckte sich beinahe auffordernd in ihre Richtung.
    „Eine Bloody Mary für Mademoiselle.“ Der schlanke Mann mit dem langen kastanienbraunen Haar zwinkerte ihr zu. Sein Lächeln war umwerfend und verschlug ihr die Sprache.
    „Aber ich …“
    „Spezialität des Hauses“, fügte er erklärend hinzu, worauf er nur einen weiteren fragenden Blick von Jesse erntete. „Kommt von der Dame dort drüben.“ Er deutete auf eine Frau am Ende der Theke.
    Sie entdeckte ein aufreizend gekleidetes Wesen, dessen schwarzes Lackoutfit allein durch einen unanständig tiefen Ausschnitt Aufsehen erregte. Mit ihren Armen, die auf der Thekenoberfläche ruhten, presste sie gegen ihre üppige Oberweite und brachte sie so noch um ein ganzes Stück mehr zur Geltung. Ihr helles, beinahe weißes Gesicht wurde von einer goldenen Lockenpracht umrahmt. Doch am meisten bestach sie mit ihren dunklen Augen, die Jesse in geradezu obszöner Weise musterten. Nun, da sich die Fremde vollkommener Aufmerksamkeit bewusst war, brachte sie ihre Zungenspitze ganz sacht zum Vorschein und fuhr sich damit genüsslich über die Oberlippe. Sie rekelte sich kurz, bevor sie sich lasziv vorlehnte und den Mund zu dem schwarzen Strohhalm ihrer eigenen Bloody Marys führte. Bewusst langsam saugte sie daran, ohne dabei den Augenkontakt zu Jesse abzubrechen. Im nächsten Augenblick trat erneut ihre Zunge hervor und fuhr den Halm hinab, spielte mit ihm und verfiel in ein sehnsuchtvolles Liebkosen. Die Blicke der Frau wurden eindringlicher. Sie zogen Jesse in ihren Bann und ließen sie in die Fänge eines ungewohnten Verlangens stürzen. Die Zeit schien still zu stehen und die Situation zu eskalieren, in der nur noch diese beiden Frauen eine Rolle spielten.
    Doch plötzlich tauchte ein rothaariger Vamp auf, der die aufkeimenden Gefühle jäh zum Ersterben brachte. Sie war ebenso bleich und in Lack gekleidet wie ihre blonde Freundin. Ihre blutroten Lippen verzogen sich angriffslustig und brachten spitze, strahlend weiße Zähne zum Vorschein. Ein böses Funkeln trat aus ihren Augen und traf Jesse mit voller Wucht. Sie zuckte unwillkürlich zusammen. Bildete sie es sich nur ein oder hatte sie die Rothaarige soeben tatsächlich fauchen gehört?
    Taumelnd musste sie sich an einem Barhocker festhalten. Verwirrt sah sie, wie die
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