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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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mit einem Komponisten – dem nun nämlich zwei blöde Gören seine Sinfonie versauen wollten.
    "Änderungen? Jetzt? Ich wollte gerade den Reaktor hochfahren!"
    "Dann fährst du ihn eben ein bisschen später nach oben." Ohne sich umzudrehen, schnippte Mara nach Elis. "Die Liste, bitte!" Elis reichte sie Mara. Mara reichte sie Alvin. Alvin reichte es jetzt.
    "Ihr spinnt!" Er las einige der Punkte, dann war er sich sicher: "Ihr spinnt wirklich!" Statt einer Antwort wedelten die Mädchen still weiter mit ihrem Papier. Alvin wandte sich ab.
    "Ich muss wenigstens die Auftraggeberin kontaktieren", befand er und durchwühlte die Unterlagen auf einem kleinen Schreibtisch, der ein paar Schritte weiter in die Wand eingelassen war. Mara stellte sich hinter ihn.
    "Frau Siebenring weiß, dass wir hier sind mit der Liste. Deshalb hat sie uns die Vollmacht gegeben. Sie will nicht gestört werden und lässt durch uns Grüße ausrichten", sagte sie zu seinem Hinterkopf. Langsam richtete Alvin sich auf. Er drehte sich um und sah Mara an. Dann sah er das Blatt an, mit dem Elis noch immer wedelte. Es war schon richtig, dass die Siebenring eine vielbeschäftigte Frau war, vor allem, weil sie nach dem Tod ihres Mannes nicht wieder geheiratet hatte. Sie führte eine ganze Handelsflotte fast allein. Sie war ihm obendrein recht sympathisch gewesen, als er sie einmal getroffen hatte. Musste man die jetzt mit Formalitäten nerven? Er schien unschlüssig. Also warf sich Mara ihm um den Hals und blies in einer konzentrierten Alkoholwolke ihr Anliegen in das Ohr des Ingenieurs:
    "Büüüttee!" Gegen seinen Willen verfärbte aufsteigendes Blut Alvins Ohrspitzen rot. "Wir geben dir auch einen aus, wenn du das mit der Liste heut' noch machst." Er schien tatsächlich darüber nachzudenken, was Mara ermutigte: "Es tut uns echt leid, dass wir dich so kurz vor knapp damit nerven, aber wir haben die Nachricht selber eben erst gekriegt, als wir gemütlich einen trinken waren." Alvin seufzte tief. "Na gut", sagte er schließlich resigniert. "Na gut, ich mach's ja." Mara schenkte ihm ihr liebstes Lächeln und ihre dickste Umarmung, dann ließen sie ihn stehen.
    Verdammt, dachte Alvin, als er allein war. Er war viel zu gutmütig, er konnte nicht entschieden seinen Standpunkt vertreten, der in diesem Fall auf ein klares, unmissverständliches, ja: unfreundliches Nein hinausgelaufen wäre. Nein, nein, nein, nein, nein, haut ab, fragt den Chef, fragt einen Beamten, fragt einfach jemand anderes, das hätte er sagen sollen. Doch Olz war außer gutmütig noch sehr gewissenhaft, deshalb stand für ihn fest, dass er sein nun mal gegebenes Versprechen zu erfüllen hatte. Nochmals seufzend zog er die alte Bestellung für diesen Felligen unter einer Kaffeetasse hervor und hielt sie neben die neue Liste. Die alte Bestellung schien ihm komplex, doch er mochte Herausforderungen. Die neue Liste hingegen schien ihm einfach dämlich. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er die gute Frau Siebenring ausführlich aufklären lassen über die Möglichkeiten und Nichtmöglichkeiten der Zucht und Konditionierung. Diese neuen Sonderwünsche konnten seiner Expertenmeinung nach gar nicht gutgehen. Schon in der ursprünglichen Fassung hatte er einige Wünsche über Limiter lösen müssen, obwohl diese durch ihr punktuelles Begrenzen einzelner Fähigkeiten oft ein unausgewogenes Charakterbild hervorriefen. Olz mochte es nicht, mit zu vielen Limitern zu arbeiten. Andererseits war es normal, dass Kunden diese wünschten. Was zählte, war Funktion. Wen interessierte schon Charakter? Die neue Fassung würde einige Limiter mehr brauchen. Olz fiel in eine seiner Konstrukteurs-Trancen. Ihm kamen mehrere Ideen auf einmal, wie die Probleme zu lösen seien, teils recht aufwendig, aber immer von einer gewissen Eleganz – eine Eigenschaft, die Olz für sein beinahe künstlerisches Schaffen fundamental wichtig schien. Nun gut, er würde den gesamten Wachstums- und Konditionierungsprozess von Grund auf neu aufziehen müssen, andererseits musste er ohnehin Teile der genetischen Prädisposition ändern. Derart inspiriert machte er sich an die Arbeit, wieder einmal ein maßgeschneidertes neues Leben zu erschaffen.
    Einige Monate später zeigte sich in einer der Hallen der weitläufigen Produktionsanlagen ein selten beachtetes Ergebnis bei der Lebensschaffung: Tod. Eine ganze Menge davon. Fellige aller Wachstumsstadien lagen in einem großen Container, ihre missgebildeten Gliedmaßen durch unsanfte
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