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Circus

Circus

Titel: Circus
Autoren: Alistair MacLean
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erwischen.« Was zweifellos eine richtig Behauptung war, aber dummerweise hatte er, während er mit ihm sprach, seine ganze Aufmerksamkeit auf Bruno konzentriert, und für einen Mann von der Schnelligkeit Manuelos war diese kurze Zeitspanne eine halbe Ewigkeit – Sergius starb so schnell, daß er es nicht einmal bemerkte, das Messer bis zum Griff in seinem Hals.
    Zwei Sekunden später lagen Van Diemen und Harper ebenfalls auf dem Boden – Van Diemen mit der Kugel in der Brust, die eigentlich Bruno zugedacht war, und Harper mit einem Pfeil in der Wange. Angelo stieß einen tierischen Schrei aus und stürmte außer sich vor Wut los, wobei er die riesige Keule über dem Kopf schwang. Kan Dahn, der sich noch schneller bewegte, fing den Schlag ab, riß Angelo die Keule aus der Hand und warf sie verächtlich in eine Ecke. Der Kampf, der folgte, war ebenso eindrucksvoll wie kurz: Angelos Genick brach mit einem Geräusch, das an einen Axtschlag in morsches Holz erinnerte.
    Bruno schlang einen Arm um die Schultern des zitternden Mädchens und den anderen um die Schultern der entsetzten, fassungslosen alten Frau.
    »Hervorragend«, sagte er. »Erledigt. Alles ist vorüber, und ihr seid alle in Sicherheit. Ich glaube, wir sollten jetzt allmählich gehen. Ich glaube nicht, daß du sehr an diesem Haus hängst, Vater?«
    Der alte Mann schaute auf die am Boden liegenden Gestalten hinunter und antwortete nicht. Bruno fuhr fort, diesmal jedoch an niemand bestimmten gewandt: »Um Van Diemen tut es mir leid. Aber vielleicht ist es das beste so. Für ihn gab es nirgendwo mehr einen Platz.«
    »Nirgendwo?« fragte Kan Dahn.
    »In seiner Welt schon. Aber nicht in meiner. Er war vollkommen amoralisch – nicht unmoralisch –, sonst hätte er niemals eine so entsetzliche Waffe entwickelt. Ein Mensch ohne jedes Verantwortungsgefühl. Ich weiß, daß es grausam klingt, aber die Welt wird sehr gut ohne ihn auskommen.«
    »Warum hat Dr. Harper mich geholt?« fragte Maria. »Er sagte immer wieder, daß sein Funkgerät und seine Tonbänder aus seinem Zugabteil verschwunden seien.«
    »Ja, das kann schon sein, Roebuck hat die Sachen gestohlen. Man kann diesen Amerikanern eben nicht trauen.«
    »Du traust mir auch nicht gerade übermäßig.« In ihrer Stimme klang kein Vorwurf mit, nur eine gewisse Verständnislosigkeit. »Aber vielleicht kannst du mir sagen, was passieren soll, wenn Dr. Harper wieder zu sich gekommen ist.«
    »Tote kommen im allgemeinen nicht wieder zu sich. Jedenfalls nicht auf unserem Planeten.«
    »Tote?« Ihr Vorrat an Emotionen war erschöpft.
    »Die Spitzen der Geschosse waren vergiftet. Wahrscheinlich mit einer verfeinerten Form von Curare. Ich sollte ein paar von ihren eigenen Leuten töten. Glücklicherweise mußte ich die Waffe beim erstenmal gegen einen Wachhund richten. Dieser Hund ist tot.«
    »Ihre eigenen Leute töten?«
    »Es hätte sehr schwarz für mich ausgesehen – und auch für Amerika –, wenn ich ein paar von den Wachen hier getötet hätte und in flagranti erwischt worden wäre. Ja, ihre eigenen Leute. Menschen wie Harper und Sergius haben kein Herz und keine Seele. Wenn es ihren eigenen politischen Zielen nützte, würden sie sogar ihre eigenen Eltern erschießen. Dein Tod war übrigens auch eingeplant. Man hatte mich natürlich instruiert, Van Diemen nicht mit der Pistole unschädlich zu machen, die die angeblichen Betäubungsgeschosse enthielt – offiziell wegen seines schwachen Herzens. Nun, damit hat er jetzt wenigstens keine Sorgen mehr. Harper hat es mit seiner Kugel endgültig lahmgelegt.« Er sah Maria an. »Du weißt, wie man mit dem Apparat umgeht, den Roebuck hier in seinem Beutel hat?« Sie nickte. »Ausgezeichnet. Dann sende bitte jetzt das Signal.« Er wandte sich an Kan Dahn, Manuelo und Roebuck. »Bringt meine Leute langsam hinunter, okay? Sie können nicht so schnell. Ich warte unten auf euch.«
    »Wo gehst du denn hin?« fragte Kan Dahn mißtrauisch.
    »Der Eingang ist mit einem Zeitschloß versehen, also muß irgend jemand unsere Besucher hereingelassen haben, und dieser Jemand wird sich sicherlich immer noch dort unten herumtreiben. Euch bringt man nach wie vor nicht mit dieser ganzen Sache in Verbindung, und ich möchte, daß das so bleibt.« Er hob die Schmeisser vom Boden auf und sagte: »Ich hoffe, ich muß sie nicht benutzen.«
    Als die anderen etwa fünf Minuten später im Parterre mit ihm zusammentrafen, hatte Bruno schon alles erledigt. Kan Dahn beäugte die beiden
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