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Cinderellas letztes Date

Cinderellas letztes Date

Titel: Cinderellas letztes Date
Autoren: RAVEN CROSS
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parkte ihre Suzuki in einer Seitenstraße, um sicherzugehen, dass zu später Stunde keine betrunkenen Studenten auf der Suche nach Randale ihr geliebtes Motorrad umstießen. Sie befestigte ihren Helm an der Lenkradstange, fuhr sich durch die platt gedrückten Haare, um den zerzausten Look wiederherzustellen, und ging zum Club. Sie war gerade am Ende der Warteschlange angekommen, als der Türsteher ihren Namen rief.
    „Hey, Ruby, komm her. Du stehst auf der Gästeliste.“
    „Seit wann?“ Überrascht lief sie an den neidisch blickenden Wartenden vorbei zum Eingang. Sie ging zwar gern aus und kannte viele Leute, aber auf der Gästeliste der Blue Marlins standen nur die absolut angesagten Jungs und Mädchen – und zu denen gehörte sie nicht.
    „Seit jetzt.“ Der Türsteher grinste sie verschwörerisch an, schob entschlossen die Partygänger, die unmittelbar vor der Absperrung standen, zur Seite und löste die dicke rote Samtkordel, die den Zutritt zum „Exil“ verwehrte, damit Ruby eintreten konnte.
    „Danke, Andy.“ Sie nickte dem Türsteher zu. Sie kannte ihn aus einem Unikurs, den sie im letzten Semester belegt hatte. Andrew „Andy“ Holmes, Ruby und zwei weitere Studenten hatten gemeinsam an einem Referat geschrieben. Die Gruppenarbeit war lustig gewesen. Wider Erwarten, denn Andy war ein wortkarger, einschüchternder Muskelprotz. Doch wenn man ihn näher kennenlernte, merkte man, dass er ziemlich schüchtern war. Aber sobald er zu anderen Vertrauen fasste, entpuppte er sich als Klassenclown. Ruby mochte ihn sehr. Aber nach Abschluss des Referats hatte sie – außer dem üblichen Hallo bei einer zufälligen Begegnung auf dem Campus – keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt. Und deshalb wunderte es sie, dass er sie wie einen VIP behandelte.
    Aber umso besser. So konnte sie sich in aller Ruhe einen Platz auf der Empore im Club suchen, von wo aus man die beste Sicht über Eingang und Tanzfläche hatte und Leute beobachten konnte. Sie holte sich am Tresen eine Cola und nahm in der ersten Reihe auf der Galerie Platz.
    DJ Pain, ein lokaler Musiker, legte im Vorprogramm House-Music auf. Die heißen Gogo-Tänzer und -Tänzerinnen in den Käfigen am Rande der Tanzfläche heizten den Feiersüchtigen zusätzlich ein und versetzten das Publikum sofort beim Betreten des Clubs in Partylaune. Die Tanzfläche füllte sich binnen Sekunden.
    Ruby checkte die Gäste ab. Seth poste im eigens für ihn abgesperrten VIP-Bereich für die Fotografen der örtlichen Presse und der Unizeitung. Er hielt links und rechts je eine der Cheerleaderinnen im Arm und paffte eine dicke Zigarre. Er gab den Möchtegern und hätte wirklich cool sein können, wenn er die Rolle mit Selbstironie gespielt hätte. Doch er nahm sie leider ernst und fand sich einfach unwiderstehlich.
    Ruby konnte über solche Macho-Allüren nur lachen und wunderte sich, dass Seths peinliches Gehabe bei vielen Mädchen ankam. Jede Menge kichernder und aufreizend gekleideter Studentinnen veranstalteten vor seiner VIP-Lounge ein Schaulaufen.
    Ruby schämte sich für ihre Geschlechtsgenossinnen und wandte den Blick ab. Sie entdeckte Emma auf der Tanzfläche. Ihre Mitbewohnerin warf ihre eine Kusshand zu. Und Ruby winkte zurück. Emma war manchmal ein bisschen aufbrausend. Zum Beispiel, wenn man zu lange das Bad blockierte oder das gemeinsame Zimmer zumüllte. Aber generell war sie okay. Sie war weder nachtragend noch nervig und hatte meist einen lustigen oder frechen Spruch parat. In Anbetracht der Tatsache, dass man sich im Studentenwohnheim seine Zimmergenossin nicht aussuchen konnte, sondern von der Heimleitung zusammengewürfelt wurde, hatte Ruby mit Emma Glück gehabt.
    Clarissa hatte es allerdings besser getroffen. Im Studentenheim ihrer elitären Kunstschule bewohnte jeder Student sein eigenes Zimmer und besaß somit bedeutend mehr Privatsphäre. Doch Ruby war keineswegs neidisch. Sie gönnte ihrer Schwester den Luxus. Außerdem wollte Ruby es nicht anders. Als sie zu Hause auszog, war ihr Plan, ein richtiges Studentenleben zu führen – und dazu gehörte es eben auch, ein Zimmer mit jemandem zu teilen.
    Sie nippte an ihrer Cola. Was ging denn da am Tresen ab?
    Sie blinzelte, um in dem flackernden Disco-Licht etwas erkennen zu können. Am rechten Ende der Bar stritten sich Melanie und ihr Freund Vincent. Melanie war Clarissas Tutorin und hatte ihr im ersten Semester zur Seite gestanden. Die Mädchen waren unzertrennlich gewesen, bis vor ein paar Monaten, als
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