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Chimären

Chimären

Titel: Chimären
Autoren: Alexander Kröger
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in der Mannschaftsbaracke und der Nächste im Brunnenhaus, Lux’ Beobachtungsstand.
      Der Letztere meldete atemlos: „Zwei Hubschrauber aus Richtung Hauptstadt kommend im Anflug.“
      „Okay – auf die Plätze!“ Lux trat an das mit zwei großblättrigen Grünpflanzen getarnte Fenster im ersten Stock. Einige seiner Getreuen lagen scheinbar ruhig auf dem Boden. Im Haus herrschte Stille.
      Dann näherte sich plötzlich knatternder Lärm, der sich mit einem Schlag ins Unerträgliche steigerte, als die zwei Helikopter über die Mauer schnellten, an Höhe gewannen und sich dann langsam auf den ehemaligen Exerzierplatz hinabsenkten.
      Lux sah mit großer Genugtuung, dass er richtig kalkuliert hatte. Nur dieser zentrale Platz kam für eine gefahrlose Landung von Helikoptern im Festungsbereich in Betracht.
      Die Flugzeuge standen, die Rotoren trudelten aus, nichts rührte sich.
      Dann, nach geraumer Zeit, stiegen aus jeder der Maschinen zehn Männer in dicken Watteanzügen und mit Schutzhelmen auf den Köpfen. Sie hielten Geräte in den Händen, deren Wirkprinzip Lux aus der Entfernung nicht erkennen konnte. Konservative Maschinenwaffen aber waren es nicht; es fehlten die Magazine, stellte er befriedigt fest.
      Die Angekommenen bildeten zwar wie weiland mittelalterliche Kriegsknappen zwei enge Kordons mit dem Kriegsgerät nach außen, aber sie standen zunächst unschlüssig und steif wie Zinnsoldaten – offenbar konzeptionslos.
      Dann, einen Befehl konnte Lux nicht hören, kam Bewegung in die Leute. Sie schwärmten aus, die eine Gruppe in Richtung des Zeughauses, die andere zur Mannschaftsbaracke, auf das Brunnenhaus zu.
      „Achtung, sie kommen“, rief Lux gedämpft. Er behielt jedoch seinen Beobachtungsposten am Fenster inne.
      Die Gruppen der Angreifer teilten sich erneut, strebten den verschiedenen Hauseingängen zu, stets zwei zu zwei.
      „Unsere Rechnung geht auf“, murmelte Lux befriedigt.
      Unterdessen hatten zwei Polizisten den Eingang des Brunnenhauses erreicht. Lux zog sich vom Fenster zurück, begab sich zur Tür und duckte sich zur Sprungstellung.
      Dann, unten am Haupteingang, ein kurzer Wehlaut, ein Fall, ein zweiter, Geknurre und Gerangel, dann Ruhe.
      Lux stieg vorsichtig die Treppe hinab. Dann, als er die Lage überblickte, befand er sich mit mehreren Sprüngen unten.
      Die zwei Männer lagen mit dem Gesicht nach oben am Boden. Über ihren Kehlen, die Zähne angesetzt, jeweils einer der Verteidiger. Charlie, der Schimpanse, hantierte mit Klebeband, fesselte den widerstandslos Daliegenden die Hände. Dann verklebte er ihnen die Münder und preschte wie ein Berserker aus dem Haus zur alten Kaserne.
      Lux ging zur Tür, sah vorsichtig hinaus. Am Zeughaus sah er Patty, seinen zweiten Schimpansen, von einem der geöffneten Fenster zum anderen hangeln.
      Aus der Hauptwache stürzte einer der Polizisten heraus, zwei Boxer setzten ihm mit mächtigen Sprüngen nach, rissen ihn um. Der Gestürzte schrie auf, als ihn ein Angreifer mit einem Biss in die Hand nachdrücklich nötigte, die Waffe loszulassen.
      Aber da kam ein zweiter Mann aus dem Haus, zielte kurz und löste aus. Der eine Boxer, der ihn erspäht hatte und zum Angriff übergegangen war, machte noch zwei Sätze, torkelte und brach zusammen. Aber da wurde der Schütze bereits von hinten niedergerissen, und Charlie kam auch schon mit seiner Klebebandrolle angehoppelt Ruhe trat ein, nur der Schimpanse rannte, nachdem er an den beiden Polizisten sein Werk vollendet hatte, zum nächsten Schauplatz, diesmal zur Mannschaftsbaracke.
      Plötzlich begannen sich in kurzem Abstand die Rotoren der Hubschrauber zu drehen. Dunkler Rauch und unerträglicher Lärm pufften aus den Motoren.
      „Verdammt“, rief Lux. „Charlie!“ Mit gewaltigen Sprüngen hetzte er zu der am nächsten stehenden Maschine. „Patty!“, schrie er.
      Schemenhaft sah er aus den Augenwinkeln, wie Charlie heraneilte.
      Der Rotor kam auf Touren.
      Charlie war heran.
      „Tür auf!“, schrie Lux.
      Es klappte nicht auf Anhieb.
      Die Kufen begannen sich von Boden abzuwippen.
      Lux sprang in die Kabine, riss dem Mann die rechte Hand von der Steuerung. Geistesgegenwärtig drosselte der den Motor, sackte im Sitz zusammen und setzte Lux’ Zerren keinen Widerstand entgegen.
      Der zweite Helikopter hatte sich bereits erhoben, Patty, der zweite Schimpanse, hing in der Tür, hieb aber mit den Beinen rhythmisch in
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