Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
Zeremonien vorbehaltenes Schmuckgerät.
Zenturio Macro leckte sich die Lippen, hob die Amphore hoch und brachte einen Trinkspruch aus. »Auf den Oberzenturio Lucius Batiacus Bestia, ein harter Kerl, aber gerecht. Ein guter Soldat, der für seine Kameraden, seine Legion, seine Familie, sein Geschlecht und für Rom eine Ehre war.« Macro nahm einen tüchtigen Schluck des erlesenen Caecuban-Weins, und sein Adamsapfel geriet in wilde Bewegung, bevor er die Amphore wieder absetzte und mit den Lippen schnalzte. »Absolut großartiger Tropfen. Koste mal.«
Cato nahm die Amphore entgegen und hob sie über der Leiche des Oberzenturios hoch, wobei die Geste ihn leicht befangen machte: »Auf Bestia.«
Macro hatte Recht. Der Wein war ungewöhnlich schmackhaft, voll und fruchtig mit einem winzigen Hauch Moschus, im Abgang aber trocken. Köstlich. Und berauschend.
»Lass uns einen Blick auf dein Schwert werfen.«
»Ja, Herr.« Cato reichte ihm das Schwert. Nach einem flüchtigen Blick auf die Scheide packte Macro den Elfenbeingriff mit dem reich verzierten Goldknauf und zog die Klinge heraus. Sie war gut getempert, fein poliert und glänzte wie ein Spiegel. Macro hob in ehrlicher Bewunderung die Augenbrauen, während er vorsichtig mit dem Finger die Schneide entlangfuhr. Für ein Schwert, das im wesentlichen als Stichwaffe diente, war sie ungewöhnlich scharf geschliffen. Er spürte dem Gewicht nach und lobte murmelnd die feine Ausgewogenheit von Knauf und Schneide. Dieses Schwert war mühelos zu schwingen und belastete das Handgelenk viel weniger als das übliche Kurzschwert. Kein Römer stellte so etwas her. Seit Generationen machten die gallischen Schmiede die besten Schwerter. Wie war Bestia an dieses hier gekommen?
Dann fiel ihm die Inschrift auf, eine kurze Wortfolge nahe der Parierstange, in dem Alphabet verfasst, das er inzwischen als griechisch erkannte.
»Hier. Was steht da?«
Cato nahm das Schwert und übersetzte lautlos für sich: »Von Germanicus für L. Batiacus, seinen Patroclus.« Cato überlief ein Schauder des Erstaunens. Er blickte auf das abscheulich entstellte Gesicht des Oberzenturios. War dieser Mensch einmal ein anziehender junger Mann gewesen? So anziehend, dass er die Zuneigung des großen Generals Germanicus gewonnen hatte? Kaum zu glauben. Cato hatte Bestia nur als einen harten, grausamen Zuchtmeister erlebt. Doch wer kennt schon die Geheimnisse eines Sterbenden? Manche nimmt er mit sich in die Unterwelt, und andere werden enthüllt.
»Nun?«, fragte Macro ungeduldig. »Was steht da?«
Cato, der die Empfindlichkeiten des Zenturios kannte, dachte rasch nach. »Es ist ein Geschenk von Germanicus.«
»Germanicus? Der Germanicus?«
»Ich glaube schon, Herr. Mehr steht nicht da.«
»Ich hatte gar keine Ahnung, dass der alte Junge so gute Verbindungen hatte. Das ist noch einen Schluck wert.«
Cato reichte ihm widerstrebend die Amphore und zuckte schmerzlich zusammen, als Macro noch mehr von dem erlesenen Wein in sich hineinschüttete. Als Cato die Amphore zurückbekam, fühlte sie sich enttäuschend leicht an. Um nicht den Rest des ihm vermachten Weins an den Zenturio zu verlieren, brachte auch Cato nochmals einen Trinkspruch auf Bestia aus und schluckte so viel hinunter, wie er auf ein Mal schaffte.
Macro stieß auf. »N-na, Bestia muss eine ganz schöne Heldentat geleistet haben, um sich dieses kleine Schmuckstück da zu verdienen. Ein Schwert von Germanicus! Das ist schon was, wirklich.«
»Ja, Herr«, stimmte Cato ruhig zu. »Das ist gewiss richtig.«
»Gib gut auf diese Klinge Acht, Junge. Die ist mit Geld nicht zu bezahlen.«
»Das werde ich tun, Herr.« In dem heißen, engen Zelt spürte Cato nun allmählich die Wirkung des Weins, und plötzlich sehnte er sich nach frischer Luft. »Ich denke, wir sollten ihn jetzt allein lassen, Herr. Möge er in Frieden ruhen. «
»Er ist tot, Cato. Er schläft nicht.«
»Einfach eine Redewendung. Ich muss hier jedenfalls raus, Herr. Ich brauche frische Luft.«
»Ich auch.« Macro zog das Leichentuch wieder über Bestia und folgte dem Optio nach draußen. Der Regen hatte aufgehört, und nachdem die Wolken nun davonzogen, flackerten die Sterne trübe durch die feuchte Luft. Cato schöpfte die Luft in tiefen Atemzügen. Er spürte den Wein jetzt sogar noch stärker und fragte sich, ob er sich zu seiner Schande würde erbrechen müssen.
»Lass uns zum Zelt zurückgehen und die Amphore austrinken«, meinte Macro fröhlich. »Das sind wir dem alten
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