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Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
Autoren: Christin Thomas
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verschmiert, dass man kaum mehr erkannte, ob draußen Tag oder Nacht war.
    »Ihr werdet auch bedroht«, sprach der Seher auf einmal und lächelte gehässig.
    Failon löste seinen Blick von der Wand und blickte zu dem Hexer.
    »Ich habe es gesehen«, fuhr Gerus fort. »Die Zeichen gedeutet. Sie sind hinter euch her.«
    Der Seher nahm die Hände aus dem verschmutzten Waschbecken und lachte, als hätte er sich einen furchtbaren Scherz erlaubt. In Failon begann es zu brodeln. Gerus spielte gern mit dem Unwissen seines Gegenübers und das brachte den Priester zur Weißglut. Er wollte den Hexer am liebsten packen und alles aus ihm herausschütteln, was er wusste. Drohend hob er sein Messer. »Spielt keine Spielchen mit mir, Gerus!«, sagte er mit einem warnenden Unterton. »Ihr werdet mir jetzt sagen, was ich wissen will! Die Brut Vortex’ ist zurückgekehrt. Was bedeutet das? Und wer besitzt den fehlenden Teil des Schriftstücks, wegen dem ich hergekommen bin? Ich gehe nicht, ehe ich Antworten habe, und wenn ich diese aus Euch herausschneiden muss!«
    Auf einmal knallte es laut und Regen prasselte gegen die Scheibe. Draußen tobte ein Gewitter, dessen Blitze den Raum erleuchten ließen. Gerus hob vorsichtig einen Stuhl auf. der umgefallen war. Failon beobachtete ihn und verstand plötzlich, was vor sich ging.
    »Ihr seid nervös!«, erkannte er. »Was habt Ihr gesehen? Raus mit der Sprache!«
    Ängstlich setzte der Hexer sich und bat Failon das Messer wegzustecken. Doch der Obscura umfasste es nur fester. Noch war er sich nicht sicher, was Gerus als nächstes tun würde.
    Der Seher blickte den Priester mit angstgeweiteten Augen an und sagte: »Es verfolgt euch und es wird euch eines Tages finden. Ich kann Euch nichts über das Schicksal Cataneos verraten, denn es würde für Euch den Tod bedeuten, sobald Ihr aus dieser Tür tretet. Keiner vermag über das zu sprechen, was vor uns allen liegt. Das Wissen darüber könnte Euch nicht helfen. Um genau zu sein: Euch kann keiner helfen. Kein Volk Cataneos kann das aufhalten, was kommt, um das Gleichgewicht der Welt wiederherzustellen.«
    Failon blickte auf den Tisch, auf dem plötzlich das Huhn fehlte, das vor wenigen Augenblicken noch dagewesen war. »Wo ist es?«, schreckte der Priester mit schriller Stimme zurück.
    Der Hexer kniff die Augen zusammen. »Es ist längst hier«, murmelte er und begann, nervös auf dem Stuhl vor und zurück zu wippen.
    Auf Failons Stirn bildeten sich Schweißperlen. Niemand außer ihm und dem verrückten Seher war im Zimmer. Einen Moment lang stieg Panik in ihm auf, doch dann atmete er tief ein und schüttelte seine Angst ab. Er stand auf, griff nach dem Hexer und zog ihn vom Stuhl. Der Obscura war sicherlich einen ganzen Kopf größer als Gerus, der bitterlich zu weinen begann. Aufgebracht schrie Failon den Seher an, er wolle endlich wissen, wer ihn verfolgte und wer den anderen Teil der Schriftrolle besaß. Gerus kam ins Stottern. Er faselte immer wieder dieselben Worte, sprach von einer Kreatur und dass er nichts von einer Schriftrolle wusste. Der Obscura sah dem Hexer prüfend in die Augen, dann ließ er von dem verängstigten Mann ab und trat ohne ein weiteres Wort zur Tür hinaus. In den Augen des Hexers hatte er erkannt, dass dieser die Wahrheit sprach. Gerus wusste nichts über die Schriftrolle, somit konnte sie keine große Bedeutung in der Zukunft spielen. Welche Kreatur jedoch dem Seher solch eine Angst einfloss, dass er davon beinahe wahnsinnig wurde, war das, was ihn den ganzen Heimweg über beschäftigte. Am Himmel zuckten immer wieder Blitze und der Donner krachte wie ein Steinschlag am Himmelszelt. Regen peitschte gegen die Kutte des Obscuras. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, etwas war bei ihm, das spürte er. Seine Füße trugen ihn schneller über die steinerne Straße. Irgendetwas war ihm vorher ins Haus des Hexers gefolgt und was auch immer es gewesen war, es hatte sich das Huhn geschnappt ohne bemerkt zu werden. Das war beinahe unmöglich, denn Obscuras verfügten normalerweise über eine sehr intensive Wahrnehmung. Sie konnten besser riechen und hören als jedes andere Wesen Cataneos. Und doch war etwas dort gewesen und vermutlich noch immer in der Nähe. Failons Augen tasteten die Umgebung ab und seine Ohren lauschten auf das kleinste Geräusch. Erst als er beim Tempel ankam, ließ die Anspannung von ihm ab. Hinter den festen Gemäuern fühlte er sich sicher. Das unangenehme Gefühl, das er die ganze Zeit gehabt hatte,
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