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Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Carte Blanche - Ein Bond-Roman

Titel: Carte Blanche - Ein Bond-Roman
Autoren: Jeffery Deaver
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Uhr morgens durch den elektronischen Weckton seines Mobiltelefons geweckt. Seine Augen richteten sich auf die weiße Decke des kleinen Schlafzimmers. Er blinzelte zweimal und rollte sich aus dem Doppelbett. Die Schmerzen in Schulter, Kopf und Knien schob er beiseite. Er wollte unbedingt die Fährten von Noah und dem Iren aufnehmen.
    Die Kleidung vom Vortag lag auf dem Hartholzboden. Bond verstaute die taktische Ausrüstung in einer Sporttasche, hob die restlichen Sachen auf und warf sie in die Wäschetonne. Er wollte May, seiner schottischen Haushälterin, nicht zumuten, seine Klamotten vom Boden aufzusammeln. Sie war ein echter Schatz und kam dreimal pro Woche, um seine Wohnung in Ordnung zu bringen.
    Bond ging nackt ins Badezimmer, stellte die Dusche so heiß, dass er es gerade noch aushielt, und schrubbte sich mit unparfümierter Seife ab. Dann schaltete er auf kaltes Wasser um und blieb darunter stehen, bis er auch das nicht mehr aushielt, trat aus der Dusche und trocknete sich ab. Er untersuchte die Verletzungen vom letzten Abend: zwei große auberginefarbene Blutergüsse am Bein, ein paar Kratzer und die Schulterwunde von dem Granatsplitter. Nichts Ernstes.
    Er rasierte sich mit einem schweren Rasierhobel, dessen Griff aus hellem Büffelhorn gefertigt war. Bond benutzte dieses edle Gerät nicht etwa, weil es umweltverträglicher war als die Einwegrasierer aus Plastik, die von den meisten Männern bevorzugt wurden, sondern einfach weil die Rasur gründlicher ausfiel – und etwas Geschick erforderte. James Bond suchte auch die kleinen Herausforderungen.
    Um Viertel nach sieben war er angezogen: ein marineblauer Anzug von Canali, ein weißes Hemd aus Sea-Island-Baumwolle und eine burgunderfarbene Grenadine-Krawatte, die letzteren beiden von Turnbull & Asser. Dazu schwarze Slipper. Bond trug nie Schnürsenkel, außer bei Einsatzkleidung oder wenn das Handwerk es erforderte, etwa um einem Agentenkollegen mittels der Form der Schleife eine stumme Nachricht zu übermitteln.
    Aufs Handgelenk schob Bond sich seine stählerne Rolex Oyster Perpetual, das 34mm-Modell, mit einer Datumsanzeige als einziger Komplikation. Er brauchte weder die Mondphasen zu wissen noch den exakten Zeitpunkt des höchsten Flutwasserstands bei Southampton. Und er vermutete, dass auch sonst kaum jemand Verwendung für solche Spielereien hatte.
    Das Frühstück – seine Lieblingsmahlzeit – nahm er meistens in einem kleinen Hotel in der nahen Pont Street ein. Hin und wieder bereitete er sich auch selbst eines der wenigen Gerichte zu, die er beherrschte: drei Eier, sanft verrührt mit irischer Butter. Dazu gab es Speck und knusprigen Vollkorntoast mit noch mehr irischer Butter und Marmelade.
    Heute jedoch saß ihm der Vorfall Zwanzig im Nacken, und es blieb keine Zeit fürs Essen. Stattdessen begnügte er sich mit einem ultrastarken Jamaica Blue Mountain Kaffee, den er aus einem Porzellanbecher trank und dabei Radio 4 hörte, um herauszufinden, ob die Zugentgleisung und die nachfolgenden Todesfälle es in die internationalen Nachrichten geschafft hatten. Sie hatten es nicht.
    Seine Brieftasche und sein Geld steckten bereits in seiner Tasche, sein Autoschlüssel ebenfalls. Er nahm die Plastiktüte mit den Gegenständen, die er aus Serbien mitgebracht hatte, sowie die verschlossene Stahlkassette mit seiner Waffe und Munition, die er innerhalb Großbritanniens nicht legal am Körper tragen durfte.
    Dann eilte er die Treppe seiner Etagenwohnung nach unten. Früher waren dies zwei geräumige Ställe gewesen. Er schloss die Tür auf und betrat die Garage. Hier war gerade genug Platz für die beiden Wagen sowie einige Ersatzreifen und Werkzeuge. Er stieg in das neuere der Fahrzeuge, einen aktuellen Bentley Continental GT , der Lack im charakteristischen Granitgrau der Firma, der Innenraum in geschmeidigem schwarzem Leder.
    Der W12-Turbomotor erwachte leise zum Leben. Bond schaltete mit der Lenkradwippe in den ersten Gang, bog auf die Straße ein und ließ seinen anderen Wagen hinter sich zurück, einen weniger leistungsstarken, aber dafür temperamentvolleren und ebenso eleganten 1960er Jaguar E-Type, der seinem Vater gehört hatte.
    Er reihte sich in den Verkehr nach Norden ein, zusammen mit Zehntausenden anderen, die genau wie er am Beginn einer neuen Woche zur Arbeit in die Londoner Innenstadt fuhren – obwohl Bonds Tätigkeit natürlich alles andere als durchschnittlich war.
    Und das Gleiche galt für seinen Arbeitgeber.
    Drei Jahre zuvor hatte
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