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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schlussfolgerungen überzeugen.«
    Â»Tut mir leid«, log Kriminalkommissar Kroll, »ich bin gerade unterwegs in Sachen Bahnhofsmord. Sie werden das schon allein schaffen. Aber erklären Sie mir doch bitte das mit der Betondecke.«
    Â»Gern. Klarer Fall. Sie werden wissen, dass man die Betondecke der A 20 wieder hat aufreißen müssen wegen der Fahrbahngeräusche. Dabei hat ein Baggerfahrer eine weibliche Leiche im Sandbett unter der Fahrbahndecke entdeckt. Nackt, ohne Identitätsmerkmale und übel zugerichtet. Verwesungserscheinungen und aufgeschlitzter Bauch. Klarer Fall von Sexualverbrechen. Ich denke, den werden wir schnell gelöst haben. Ich werde im Büro die Dateien unserer Sado-Maso-Sextäter durchforsten. Eine kurze DNA-Analyse, und unser Kunde ist im Netz.«
    Â»Nun mal langsam mit den jungen Pferden. Warten wir erst den Obduktionsbericht ab. Währenddessen können Sie gern das machen, was Sie vorhaben, Dateien durchsuchen und die Alibis der Sexualtriebtäter überprüfen. Aber darüber hinaus möchte ich Sie bitten, festzustellen, wann und von welcher Firma der Brüllbeton gelegt wurde. Ich erwarte Ihren Bericht übermorgen im Büro. Und noch eins: Lassen Sie von unserem Polizeizeichner ein einigermaßen menschenwürdiges Bild vom Gesicht der Toten anfertigen. Das wird uns bei der Fahndung mehr helfen als ein reales Foto von der Leiche.«
    Kroll legte auf. Er war während des Gesprächs ins Wohnzimmer gegangen. Heute am Sonntag hatte er keine Lust, am Tatort vorbeizuschauen. Sein Assistent Hopfinger würde das Wesentliche schon allein hinbekommen. Außerdem graute es ihm vor dem Anblick der Leiche. Trotz seiner vielen Dienstjahre hatte er es immer noch nicht gelernt, seine Opfer mit der notwendigen nüchternen Distanz zu betrachten. Stets fühlte er sich wie jemand, der erfolglos gegen die Seekrankheit ankämpft.
    Er ließ sich in seinem Sessel nieder, von wo aus er seinen Nachbarn im Garten hantieren sehen konnte. Kann Musik töten?, waren dessen letzte Worte gewesen. Blöde Frage, ging es Kroll durch den Kopf. Extremer Schalldruck würde nur das Gehör schädigen, nicht töten. Musik kann allenfalls psychisch Kranke zum Suizid motivieren.
    Aber töten im Sinne von morden? Unmöglich.

    *

    Eine Woche später.
    Kriminalhauptkommissar Kroll fand, dass der Tag viel zu schön war, um ihn in seinem muffigen Büro im Behördenhochhaus zu verbringen. So war er schon recht früh am Vormittag in die Innenstadt, genauer gesagt in die Wahmstraße geflüchtet, wo er ab und zu in einem Café sein zweites Frühstück zu sich nahm. Ein Durchgang zwischen zwei Dielenhäusern mit ihren charakteristischen Renaissance-Giebeln führte in einen beschaulichen Innenhof. Er hätte sich dort niederlassen können. Platz war genug. Nur ein junger Mann saß dort einsam an einem der Gartentische und schenkte ihm einen kurzen, scheuen Blick. Während der Dienstzeit wollte Kroll nicht öffentlich in Erscheinung treten, also stieg er im Hinterhaus die steile Holztreppe hinauf, wo sich im ersten Stock das eigentliche Café befand.
    Es roch verführerisch nach frischem Kaffee und selbstgebackenem Kuchen. Kroll setzte sich an einen der hinteren Tische, von wo er einen guten Blick auf den Hof hatte. Der junge Mann da unten kam ihm wie ein Schüler vor, der den Unterricht schwänzte. Er nippte nervös an einem Glas Cola und bewegte seinen Kopf unruhig hin und her, als warte er auf jemanden. Als er nach oben schaute, konnte Kroll für einen kurzen Moment seine Züge erkennen. Sein blasses, schmales Gesicht wurde von langen schwarzen Haaren umrahmt, die ihm bis zu den Schultern reichten und ihm die Ohren und fast die Augen verdeckten. Ab und zu strich er die Strähnen mit einer fahrigen Handbewegung zur Seite.
    Höchstens 18 Jahre alt, vermutete Kroll. Was sucht der an einem Vormittag in einem gutbürgerlichen Café?
    Die Serviererin unterbrach den Hauptkommissar in seinen Beobachtungen und brachte ihm einen Cappuccino und eine Schnitte Obstkuchen. Nach dem zweiten Bissen griff Kroll zum Handy und beorderte seinen Assistenten Hopfinger zu sich. »Und bringen Sie bitte alle Unterlagen zum Fall Brüllbeton mit.«
    Kurz darauf erschien der junge Kriminalbeamte, der sich ein stilles Mineralwasser bestellte. »Ich bin Sportler», entschuldigte er sich bei der Bedienung. Er legte ein Bündel
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