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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Crossan
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anfangen?«
    »Super, perfekt!«, strahlt Silas.
    »Was, um Himmels willen, hört ihr da eigentlich?«, fragt Harriet und reibt sich die Schläfen.
    Gideon schnappt sich die Fernbedienung und schaltet ab. »Puh, ich brauch ’nen kühlen Drink und was zu essen«, sagt er und schaut Silas an, der sich sofort in die Küche trollt. Ich folge ihm und hole einen Kuchen aus dem Gefrierfach. In der Wohnung ist es jetzt ganz ruhig. Gideon und Harriet dösen auf dem Sofa.
    »Warum hast du es ihnen nicht erzählt?«, flüstere ich.
    »Sie haben schon genug Sorgen. Wenn wir merken, dass uns das Ministerium tatsächlich im Visier hat, sagen wir’s ihnen. Bis dahin …« Er bewegt seine Finger vor dem Mund, als zöge er einen Reißverschluss zu.
    Ich nicke und wickele den Kuchen aus dem Wachspapier. Solange wir nichts Gegenteiliges hören, wird es Abel gut gehen und wir müssen uns keine Sorgen machen. So in etwa lautet die Überlegung, mit der ich mir selbst in die Tasche lüge.

BEA
    Als würde ein Riese mit seinen Fingern auf die Kuppel trommeln – so klingen der Hagelsturm und der Regen. Nach der Schule hocke ich auf einer schmalen Bank an der Straßenbahnhaltestelle und warte auf Quinn. Ich wäre jetzt gerne auf der Aussichtsplattform, wie gestern, um mir anzusehen, was das Wetter mit der Welt macht: wie der Regen in den Senken Pfützen bildet und in Sturzbächen von den Hügeln fließt. Was auch immer für ein Wetter draußen herrscht, die Kuppel schirmt uns davon ab: kein Regen, kein Schnee, keine Hitze oder Schwüle. Die Temperatur ist immer ideal, die Luft immer klar, die Kuppel schützt uns vor den tosenden Elementen und bewahrt uns vorm Erstickungstod.
    Quinn kommt etwas zu spät. Ich sehe ihn, wie er sich durch die Menschenmenge auf dem Straßenbahnsteig drängt, bevor er mich bemerkt. Als er es endlich bis zu mir geschafft hat, lässt er seine Tasche fallen und quetscht sich neben mich auf die Bank. Und noch bevor ich ihn fragen kann, was für eine Laus ihm über die Leber gelaufen ist, legt er auch schon los.
    »Kannst du mir sagen, warum ich mich gegen Grüne Grippe impfen lassen soll, wenn kein Schwein Grüne Grippe hat? Ich jedenfalls kenne niemanden. Du?«
    »Hast du die Mitteilung nicht gelesen?«, frage ich.
    Er krempelt seine Ärmel hoch und verschränkt die Arme. »Du bist jetzt schon die Zweite, die mir das heute unter die Nase reibt. Nein. Und selbst wenn, darin erklären sie einem doch auch nicht, warum wir gegen Krankheiten geimpft werden, die keiner hat.«
    Das stimmt. Die Impfungen sind Pflicht, aber auch ich kenne niemanden, der irgendeine der Grippen hatte, vor denen wir andauernd geschützt werden. Trotzdem finde ich nicht, dass man das Risiko eingehen und auf den Impfschutz verzichten sollte.
    »Jedenfalls kannst du an der Grünen Grippe sterben und sie wird über die Luft übertragen. Solange du also nicht draußen leben willst«, ich zeige zum Glashimmel, »wirst du dich wohl impfen lassen müssen.«
    Die Straßenbahn kommt und wir ergattern die hinteren Plätze, von denen aus man einen besonders guten Blick auf die Bildschirme ein paar Reihen weiter vorn hat. Eine Frau zwängt sich gerade noch hinein, bevor sich die Türen schließen.
    »Uhrzeigerrichtung?«, fragt sie.
    »Nein, entgegengesetzt«, antwortet jemand.
    »Mist.« Seufzend lehnt sie sich gegen das Gepäcknetz.
    »Wo warst du den ganzen Tag? Ich hab dir ’ne Million Nachrichten geschickt«, sagt Quinn.
    »Hab nicht auf mein Pad geguckt. Stimmt was nicht?Hast du schon was von Felling gehört?« Ich kenne Quinn zu gut, ich weiß, dass unmöglich nur die Impfungen ihm die Laune verhagelt haben können. Da muss noch was anderes dahinterstecken. Vielleicht ist er durchgefallen? Als er nicht antwortet, sondern einfach nur auf die schmuddeligen Mietskasernen starrt, stupse ich ihn mit dem Ellbogen an. »Quinn?«
    »Nee, hab noch nichts gehört. Du?« Er schaut mich an und seine Wut scheint für den Moment verraucht.
    »Ich bin durchgefallen. Also …« Ich muss ihm nicht erklären, was das für mich und meine Familie bedeutet.
    »Was?! Das kann doch nicht sein! Oh Gott, Bea  – das tut mir so leid!« Er legt seine Hand auf mein Knie. Mein Magen verkrampft sich, während ich darauf warte, dass mehr passiert. Aber es passiert nichts. Quinn sitzt ruhig da, die Hand auf meinem Knie, und schaut mich an. Mehr wird auch nicht passieren, heute nicht und überhaupt nie. »Das muss ein Verwaltungsfehler sein! Los, komm, wir gehen zum Institut
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