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Blutskizzen

Titel: Blutskizzen
Autoren: Norbert Horst
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Winkel, ein Kühlschrank, weiter, Schluss.
    »Alles sauber.«
    Durchatmen. Die beiden anderen auch. Die Hand tut weh, Stechen im Magen, der Rücken ist nass.
    »Sieh dir das an.« Ernst zeigt in den Raum.
    An den Wänden zwei Bilder von nackten Männern, auf dem Tisch eine Messingfigur mit einem Riesenständer. Es ist der Wahnsinn, Oli hatte recht.
    »Ich schlage vor, wir sehen uns nur flüchtig um, ob uns im ersten Augenblick was auffällt, was uns bei der Fahndung weiterhilft, und lassen es dann lieber, wegen der Spuren. In den Raum mit dem Teppich würde ich überhaupt nicht gehen. Hast du Handschuhe?«
    Ernst schüttelt den Kopf.
    »Siehst du, ein bisschen was hab ich auch dabei.«
    Er nimmt ein Paar, streift sie über, Heinz hat eigene.
    Ernst macht doch einen Schritt Richtung Bett, bückt sich, streicht über ein paar dunkle Flecken im Teppichboden.
    »Blut?«
    »Schwer zu sagen, könnte aber sein.« Er richtet sich wieder auf, kommt mit zur Küchenzeile.
    In den Hängeschränken nur Gläser, kein Geschirr. Ernst zieht eine Schublade auf, Besteck, Korkenzieher, drei größere Messer. Nächste Schublade. Klebeband, Schnur, große Kabelbinder. Er sieht auf, atmet hörbar durch die Nase aus, nickt.
    Im Kühlschrank nur Flaschen. Wein, Sekt, Wasser, in der Tür zwei Sorten Schnaps. Drei-Sterne-Gefrierfach. Aufmachen. Eine Form für Eiswürfel, daneben eine Plastiktüte. Ist die leer? Rausnehmen. In der Tüte drei andere Plastiktüten. Was ist das? Ganz vorsichtig. Die sind leer. Oder? Nein. Einmal gegen das Licht halten. Wie eine Mondsichel krümmt sich eine dünne Locke darin.
    »Blut im Auswurf, oder was hat Klöpper immer gesagt?«
    Ernst kommt einen Schritt, guckt mit zusammengekniffenen Augen, schüttelt ungläubig den Kopf.
    »Ich verwette mein linkes Ei darauf, dass ich weiß, wessen Haare das sind.«
    »Du sollst nicht meine Sprüche klauen, Ernst.«
    »Er nimmt, verdammt noch mal, die Haare seiner Opfer.« Kopfschütteln. »Man lernt nie aus. Raus hier, los. Das ist unser Tatort, jede Wette.«
    Die Tüten zurück in den Kühlschrank, vorsichtig raus in den Flur. Heinz kommt aus dem Bad, zeigt Richtung Fenster.
    »Seht euch den mal genau an.«
    Unter dem Badezimmerfenster steht das Gestell eines Putzwagens. Über dem Gestänge ein blauer Müllsack, ein Kittel, im oberen Fach stehen Plastikflaschen mit Putzmitteln.
    »Keine Ahnung, was meinst du?«
    Er geht wieder vorsichtig hinein, zeigt auf verschiedene Stellen am Gestänge.
    »Das sind Schweißnähte. Er hat das Ding mit verschiedenen Streben verstärkt.« Heinz macht ein Alles-klar?-Gesicht. »Damit kann man auch ganz schwere Müllsäcke transportieren, ohne dass es zusammenknickt. So hat er die Opfer hier rausgekriegt. Ganz unauffällig, als Reinigungsmann. Damit kannte er sich ja aus. Mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage und ab.«
    Er kommt zurück, geht vorsichtig mit raus, zieht die Tür bis auf einen Spalt zu.
    Ernst wählt schon auf seinem Handy.
    »Ulla? Hier ist Ernst. Wir sind reingegangen in die Wohnung. Michels ist nicht hier und war es wahrscheinlich auch nicht. Aber es ist unser Tatort, ziemlich sicher. Wir brauchen dringend den ED, den Fotografen und einen für den Tatort.«
    Er hört zu, nickt, brummt Zustimmung.
    »Reinkommen, entscheiden wir da. Gut, machen wir das so.«
    Er drückt das Gespräch weg.
    »Ihr habt mitgehört. Heinz und Edda bleiben hier und warten auf den ED und den Fotografen. Wir bleiben so lange hier, bis Mark und Sonja kommen, falls Michels doch noch aufkreuzen sollte. Fahren dann rein und besprechen, was noch zu machen ist.«
    Heinz nickt, einverstanden.
    Die Tür hat in der Nähe des Knaufs einen Riss.
    Ich hab’s gewusst. Immer.

20 Uhr 07
    Ulla streicht sich mit den Fingern durch die Haare, versucht Unmögliches.
    »Eine Wäsche würde helfen.«
    Sie streckt die Zunge raus.
    »Weiß ich auch, Konni.« Dann doch mit Lächeln. »Aber wenn ich Misswahlen gewinnen könnte, wäre ich nicht zur Polizei gegangen.« Sie schlägt mit der Hand auf den Tisch. »Los jetzt, Leute, sucht euch einen Platz und kommt zur Ruhe.«
    Der Rest der Mannschaft setzt sich hin, einige holen noch schnell einen Kaffee.
    »So, als Info für alle, wer es noch nicht mitbekommen hat: Wir sind sehr sicher, dass wir den Tatort für die Tat an Werner Kunz gefunden haben. Ist eine Wohnung am Kapellenweg. Der ED ist seit zwei Stunden da, Edda macht den Tatort, und ein Team erste Befragungen im Haus. Wir sind ebenfalls sicher, dass Michels unser
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