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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition)
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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verfolgen. Seit einigen Wochen ging das nun schon so. Permanent hatte er das Gefühl, verfolgt und beobachtet zu werden, bei allem was er tat. Geralds Anruf hatte seine Vermutung bestätigt. Er musste der Sache auf den Grund gehen und er musste den Rat einberufen.

     
    Natalie und Tina folgten Kingston, der sie einigen Leuten vorstellte, von denen er dem Anschein nach glaubte, sie seien wichtig. Bald taten Natalie die Mundwinkel und der Nacken weh, vor lauter krampfhaftem Lächeln und Nicken. Einmal mehr war sie froh, Tina an ihrer Seite zu haben. Mit ihren scharfzüngigen und zynischen Bemerkungen trieb Tina Kingston mehrmals die Schamesröte ins Gesicht. So kamen sie mit den Formalitäten rascher voran, als er es vermutlich geplant hatte.
    Nachdem sie in weniger als einer Stunde scheinbar der kompletten Wiener High Society, inklusive dem halben Parlament und sämtlichen Vertretern der Industriellenvereinigung die Hände geschüttelt hatten, brachte Kingston sie zum Buffet und entschuldigte sich.
    „Schon einen Knackpo entdeckt?“, fragte Natalie.
    „Hm, nein.“ Tina seufzte leise. „Und die wenigsten scheinen tatsächlich reich zu sein.“
    Natalie nickte. Dabei fiel ihr Blick auf einen jungen Mann, der etwas abseits in der Menge stand. Er hatte wild zersaustes Haar und wirkte mit seiner apathischen Miene mehr wie ein Punk, den seine Eltern in einen Anzug gestopft und zu dieser Party verdonnert hatten, als ein reicher Großaktionär mit Perspektive. Sie überließ den jungen Mann seinem Schicksal und nahm sich einen Teller. Diesen bedeckte sie mit einem halben Dutzend ansprechend dekorierter Schinkenschnittchen und ließ es sich schmecken.
    „Keinen Appetit?“, fragte sie Tina.
    „Der ist mir vergangen.“ Tina hielt sich eine Serviette vor den Mund. Ihr Blick deutete auf einen Partygast, der mit dem Salatbesteck gekochte Rindfleischscheiben auf seinen Teller lud und Tinas vegetarische Seele damit zutiefst verletzte.
    Natalie ließ sich den Appetit nicht verderben. Während sie aß, übernahm Tina die Aufgabe, Smalltalk mit Gästen zu führen, die ihnen zu ihrer wundervollen Arbeit und dem gelungenen Projekt gratulierten.

     
    Eine Weile saß André Barov am Schreibtisch und überdachte die auf ihn zukommenden Probleme. Doch unter die Gedanken rund um die beiden Verfolger, mischte sich immer wieder das Gesicht, das er durch Kingstons Augen gesehen hatte. Mehrmals drang André in den Kopf des Geschäftsführers ein, nur um enttäuscht festzustellen, dass dieser sich längst anderen Gästen zugewandt hatte.
    Während er das Glas in seinen Händen drehte, klopfte er mit dem schweren Goldring, in dem ein fingernagelgroßer, roter Jaspis eingefasst war, gegen den Rand. Er nahm einen Schluck von dem lauwarmen Wasser, stellte das Glas auf den Tisch und stand auf. Sein Blick schweifte über gerahmte Bilder, Zeitungsausschnitte und Auszeichnungen an der Wand, die Kingstons fragwürdige Karriere dokumentierten.
    Erneut trat er an die Glasfront, schaute hinunter ins Foyer, in der Hoffnung einen Blick auf die Innenarchitektin zu erhaschen. Ihr bloßer Anblick hatte wie ein Schürhaken in die Glut gestoßen und sein Verlangen geweckt. Er fragte sich, ob es nur die Ähnlichkeit zu Alessandra war, die ihn auf magische Weise anzog, oder ob da noch mehr sein konnte.
    Er riss sich los, wandte sich um und versuchte jeden Gedanken an diese Frau, deren Stimme wie eine perfekte Melodie geklungen hatte, aus seinem Kopf zu verbannen.
    Das sanfte Vibrieren des Bodens, Schritte, die sich der Bürotür näherten, verrieten ihm Kingstons Erscheinen, lange bevor sich die Silhouette des Geschäftsführers in der Milchglastür abzeichnete und sein Gesicht im Türspalt auftauchte. Mit einem beschämten Lächeln und dem gesenkten Blick eines unterwürfigen Hundes betrat Kingston das Büro.
    „Herr Barov?“
    „Ich sagte doch, ich möchte nicht gestört werden“, antwortete André mit scharfem Ton. Kingston zuckte zusammen.
    „Aber natürlich, Herr Barov, aber natürlich“, stammelte er, suchte nach Worten. „Ich … ich dachte nur … Sie möchten die Schöpferinnen persönlich kennen lernen.“
    „Schöpferinnen? Wovon reden Sie?“
    „Die beiden grandiosen Innenarchitektinnen dieses vorzüglichen Foyers.“
    „Ach?“ Es kostete André einige Überwindung, seine Haltung zu bewahren und nicht loszustürmen wie ein kleiner Junge, der die Glocke des Eisverkäufers hört. „Waren die beiden vor wenigen Stunden nicht noch
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