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Blutnächte - 2

Blutnächte - 2

Titel: Blutnächte - 2
Autoren: Emilia Jones
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Es war mehr eine Feststellung, als eine Drohung. Keines dieser Wesen der Nacht übte sich jemals in Geduld oder Zurückhaltung. Eine Tatsache, an die sich Alice wohl nie ganz gewöhnen würde.
    „Ja, ich weiß“, sagte sie. „Ich bin gleich zurück.“ Wie schmerzlich es für sie wäre, würde ihr Vampir sich im nächsten Moment in die Arme einer anderen begeben! Doch im Augenblick war es ihr gleichgültig. Sie musste wissen, was Isabella im Club tat.
    Seit Monaten beschäftigte sich ihre Kommilitonin mit dem Vampir-Mythos. Angefangen mit Filmen und Romanen, hatte sie bald begonnen, unzählige sogenannte Sachbücher zu wälzen. Sie war regelrecht besessen von der Idee, einen echten Vampir zu finden und dessen Existenz zu beweisen. Alice hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als sie an ihre Leichtsinnigkeit dachte, Isabella von dem Club zu erzählen. Wäre sie doch nur nie auf diese Studenten-Party gegangen! Nun hatte sie die Bescherung – denn Isabella knüpfte die ersten Kontakte. Alice konnte nur hoffen, dass ihre Kommilitonin keinen Holzpflock, Weihwasser oder irgendetwas anderes in der Art bei sich trug.
    ~~~
    Pierres Finger schlossen sich fest um Isabellas Handgelenk. Sein Griff war beinahe energisch. Dabei musste er nicht einmal befürchten, dass sie ihm entwischen könnte. Er besaß Kräfte, mit denen er sie notfalls gefügig machen würde. Bereits jetzt folgte sie ihm willenlos den dunklen Flur entlang, bis sie eine geheime Tür erreichten, hinter der eine Treppe in die Kellergewölbe des Club Noir hinabführte. Ein Ort mit grausamer Vergangenheit. Pierre hörte sein Blut rauschen, allein durch die Erinnerung an diese Zeit.
    Unglücklicherweise war er noch ein recht junger, unerfahrener Vampir gewesen, als Andrew die blutigen Zeremonien beendet hatte. Der ausgiebige Genuss dieser Spielchen blieb ihm somit bislang verwehrt. Es gab seitdem kein Ausbluten – keine Todesopfer – mehr. Schlimmer noch: Es stand unter Strafe. Nur kontrollierte Blutaufnahmen, wie Andrew es nannte, waren erlaubt. Die Vampire mussten gewisse Regeln beachten. Und die meisten nahmen diesen Zustand sogar widerstandslos hin. Sie erfreuten sich an den blutjungen Mädchen, die den Club über die Jahre hinweg in andauernder Regelmäßigkeit besuchten. Es gefiel ihnen, sich an der mittlerweile großen Auswahl zu berauschen. Manche Vampire verließen das Club-Gebäude nicht einmal mehr. Alles, wonach sich ihre dunklen Seelen sehnten, kam von ganz allein zu ihnen.
    Pierre hingegen fühlte sich seiner animalischen Triebe beraubt. Er wollte seine Natur ausleben. Zügellos und ohne Rücksicht auf die schwächlichen Menschen. Die anderen Vampire hatten ja keine Ahnung, in welch ekstatischen Zustand sie sich durch die alten Blutrituale versetzen könnten. Pierre selbst verfügte nur über die Vorstellung dessen. Oft hatte er den Erzählungen eines der Ältesten gelauscht. Doch dieser Vampir weilte längst nicht mehr unter ihnen. Er hatte sich mit seinen Handlungen strafbar gemacht, sich am Ende aber auch freiwillig seinem Schicksal gefügt. So weit wollte Pierre es nicht kommen lassen. Seine Planungen waren ausgefeilter. Er hatte sich rechtzeitig um Verbündete bemüht.
    Ein finsteres Lächeln streifte seine Züge, als sein Blick nun gierig über Isabellas wohlgeformten Körper glitt. Sie war perfekt für sein erstes Ritual. Sie sollte seine Gefangene sein, bis er die Nacht der Nächte herbei rief. Nun, da Andrew sich nicht in Brüssel aufhielt, wäre es ein Leichtes, seinen Trieben endlich nachgehen zu können.
    „Wohin gehen wir?“, hörte er Isabella plötzlich fragen. Sie war verwirrt – wusste nicht, wo sie sich befand.
    „Ich führe dich in meine Privatgemächer.“ Pierres Hand strich sanft über ihre Wange.
    Isabella strahlte keinerlei Angst aus. Es gab da vielmehr etwas anderes, was sein Misstrauen weckte. Er konnte einen Impuls auffangen, den er bei keinem Menschen zuvor wahrgenommen hatte. Etwas Unbekanntes schlummerte in ihr. Etwas, das sie selbst vielleicht nicht einmal kontrollieren konnte. Er würde sie genau beobachten müssen.
    „Ich will da nicht lang!“ Sie riss sich von ihm los, als sie das untere Ende der Treppe erreicht hatten. Tiefe Dunkelheit schloss sie ein. Sie konnte nichts erkennen. Ganz im Gegensatz zu Pierre. Sein Blick war nicht getrübt.
    „Ruhig.“ Er legte die Arme von hinten um ihre Taille.
    Ein Schauder durchfuhr Isabella. Wollte er sie etwa beschützen? Oder wollte er etwas ganz
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