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Blutkult (German Edition)

Blutkult (German Edition)

Titel: Blutkult (German Edition)
Autoren: Uwe Siebert
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und glühten inmitten der Schwärze des Rauchs wie Sterne.
    Schützend beugte sich Larkyen über das Bündel. Kurz darauf brach die Decke über ihm zusammen und begrub ihn unter sich.
    Die Hitze stach wie Nadeln in sein Fleisch. Beinahe gleichgültig nahm er zur Kenntnis, als seine Haare und Kleidung in Brand geraten waren.
    Der glühend heiße Schmerz der ihn heimsuchte, während sein Fleisch verbrannte, war der schlimmste, den er sich je hatte vorstellen können.
    Sein Herz hämmerte, sein Körper zitterte. Er verspürte den Drang, laut aufzuschreien, aber er biss die Zähne aufeinander und rang um Selbstbeherrschung. Denn er wusste, dass dieser Moment nicht das Ende war.
    Endlich bäumte er sich auf und stieß die brennenden Trümmer von sich. So schnell er konnte, trat er aus der Feuersbrunst heraus und ließ auch die letzten Rachschwaden hinter sich.
    Der beißende Gestank seines eigenen verbrannten Fleisches umgab ihn.
    Seine Hände, die das nur leicht angesengte Bündel hielten, waren wie auch seine Unterarme bis auf die Knochen verbrannt.
    Die Frau trat ihm mit zaghaften Schritten entgegen. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen.
    „ Bitte … bitte gib mir mein Kind“, flehte sie.
    Larkyen übergab ihr das Bündel.
    Die Hände der Frau zitterten heftig, als sie ihr weinendes Kind empfing.
    Sie wickelte es aus dem Stoff des Umhangs und drückte es fest an sich.
    „ Den Göttern sei Dank“, keuchte sie. „Den Göttern sei Dank!“
    Die Mutter ahnte nicht, wie nahe sie der Wahrheit gekommen war. Und während sie Larkyen betrachtete, wollte das Entsetzen nicht aus ihren Augen weichen.
    Larkyen gab einen furchtbaren Anblick ab. Seine rußigen Finger strichen über sein Gesicht. Er ertastete die Knochen von Wangen und Kiefer, jedoch keine Haut.
    Die grausigen Wunden begannen sich unter dem Bann seiner Selbstheilungskräfte zu schließen, versengte und verbrannte Haare wuchsen nach. Binnen weniger Atemzüge war Larkyen wieder völlig unversehrt und rief bei der Mutter blankes Erstaunen hervor.
     
    „ Was bist du?“ flüsterte sie.
    Ohne ihr zu antworten, trat Larkyen auf die im Gras liegende Person zu. Er beugte sich zu ihr herab und sah einen bärtigen Mann mit aufgeschlitzter Kehle.
    „ Mein Mann ist tot“, erklärte die Mutter, Tränen rannen über ihre Wange, und ihre Stimme wurde zu einem Winseln. „Sie haben ihn getötet.“
    Ein Gedanke überkam Larkyen, der Gedanke an einen Wunsch, der einst in ihm aufgekeimt war, als er sein Weib Kara tot in ihrem Blut vorgefunden hatte. Es war damals sein sehnlichstes Begehren gewesen, diese Frau, die er so sehr geliebt hatte, wieder ins Leben zurückzuholen. Doch niemand besaß diese Macht.
    „ Es tut mir leid“, sagte Larkyen. „Wer waren die drei Männer? Räuber?“
    Die Mutter nickte.
    „ Bis heute blieben sie immer oben in den Bergen, es war das erste Mal, dass sie ins Tal kamen. Mein Gemahl stellte sich ihnen entgegen, da haben sie ihn getötet.“
    Mehrere Reiter näherten sich rasch dem Gehöft.
    „ Die Städter“, rief die Frau. „Sie müssen den Rauch gesehen haben.“
    Larkyen streifte sich den Umhang wieder über die Schultern und stieg zurück auf sein Pferd. Er wusste, dass er hier und jetzt nichts mehr für die Mutter und ihr Kind tun konnte. Andere würden sich ihrer annehmen. Larkyen aber wollte sich jetzt um die Räuber kümmern.
    „ Bitte, bleib noch“, sagte die Mutter. „Mein kleiner Sohn verdankt dir sein Leben, und ich kenne noch nicht einmal deinen Namen. Ich bin Etain, und mein Junge heißt Verus.“
    „ Mein Name ist Larkyen.“
    „ Ich danke dir, Larkyen!“
     
    Larkyen ergriff die Zügel und folgte der Spur der Räuber im vollen Galopp.
    Ein alter Zorn kochte in ihm hoch.
    Vielleicht war es die Erinnerung an ein vergangenes Ereignis und die Narben, die es bei ihm hinterlassen hatte, die diesen Zorn nährten, vielleicht auch sein Sinn für Gerechtigkeit.
    Der kedanische Hengst brachte ihn den Räubern mit rasender Geschwindigkeit näher.
    Er konnte bereits die Staubwolken erkennen, die die Hufe ihrer Pferde aufwirbelten.
    Ihr Ziel waren die Berge, aus denen sie gekommen waren.
     
    Die Sonne versank bereits hinter den Bergwipfeln im Westen, als Larkyen die Räuber am Rande eines Waldes eingeholt hatte.
    Ihre Pferde waren an den Ästen eines Baumes festgebunden. Larkyen schlich zu Fuß durch die Dunkelheit. Baumstämme und Sträucher boten ihm Deckung, so dass er sich den Räubern unbemerkt nähern und sie
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