Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
Vom Netzwerk:
paar Kabel, die nur mit schwach flackernden Stromsparbirnen bestückt waren. Die Tische wurden von tropfenden Kerzen beleuchtet, die in leeren grünen Weinflaschen steckten. Draußen über der Tür hatte Katharina ›Café Krass‹ gelesen. Krass sah es hier tatsächlich aus. Vor etlichen Jahren hatte das sicher mal alles sehr szenig gewirkt. Heute hatte Katharina aber eher den Eindruck, als kenne der Besitzer nicht den Unterschied zwischen Café und Spelunke. Nun denn, jetzt war sie halt hier gelandet.

    Katharina überlegte kurz, wo sie sich hinsetzen sollte. Einer der Krankenhaustische war noch frei. Am Bartresen war niemand. Nur ein halb leeres Bierglas stand dort verloren herum. Sie entschied sich für den Tresen und dachte, dass sie noch vor ein paar Monaten das Bierglas als halb voll bezeichnet hätte. So änderten sich die Zeiten. Sie konnte sich später selber nicht erklären, warum, aber sie stellte sich genau an die Stelle des Tresens, an der das einsame Glas stand.
19.23 Uhr
    Er knöpfte sich seine Jeans zu und drückte die Spültaste. Hier hatte sich in den letzten acht Jahren tatsächlich nichts verändert. Es standen sogar noch dieselben bekloppten Klosprüche an den Kacheln über dem Pissoir. Und es waren ein paar neue hinzugekommen. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, sie zu entfernen. Einer war mit Bene unterschrieben. Er stammte von ihm selbst. ›Julie forever! Bene 2003‹ hatte er damals mit einem fetten Edding aus Jux an die Wand gekliert. Er konnte sich noch gut daran erinnern. Kurze Zeit später hatte er Lüneburg den Rücken gekehrt und sein Glück in Berlin gesucht. Ohne Julie. Bene drehte sich in dem engen Raum zum Waschbecken um und wusch sich die Hände.

    Was wohl aus Julie geworden war? Sicher lebte sie immer noch in dem kleinen Häuschen im Stadtteil Oedeme, das sie von ihrer Großmutter geerbt hatte. Ob sie ’ne feste Beziehung hatte oder sogar verheiratet war? Was sie wohl sagen würde, wenn sie erfuhr, dass er wieder hier war? Er war sich selbst nicht sicher, was er davon halten sollte, aber das Angebot vom Hotel Heideglanz war einfach zu verlockend gewesen, um es auszuschlagen. Morgen würde er den neuen Job antreten und den reichen Gästen seine Cocktail-Variationen kredenzen. Bisher hatte er noch niemandem Bescheid gegeben, dass er seit einer Woche wieder hier war. Noch nicht einmal seine Eltern oder sein Bruder wussten davon. Nur Gerry, der Besitzer vom Krass, bei dem er jeden Abend aufgelaufen war. So wie auch heute.

    Julie war seine längste Beziehung gewesen. Oder besser, die einzige richtige Beziehung überhaupt. Er war einfach nicht der Typ, der sich eng an jemanden binden mochte. Das erinnerte ihn zu sehr an das langweilige Leben seiner Eltern – und täglich grüßt das Murmeltier . Als Julie damals anfing, mit ihm einen auf häuslich machen zu wollen, konnte er nicht anders. Er musste einfach weg. Na ja, und dann war da auch noch dieses krumme Ding gewesen, durch das er sich ganz schön in die Klemme gebracht hatte. Mist! Hier war noch nicht mal Papier zum Händetrocknen. Wirklich alles wie früher. Er schüttelte das Wasser von seinen Händen und seine Gedanken über die Vergangenheit gleich mit ab – damals hatte er sich wirklich nicht mit Ruhm bekleckert und er schämte sich noch immer dafür. Er atmete einmal tief durch, zuckte mit den Schultern und dann ging er wieder zurück ins Lokal.

    An seinem Platz am Tresen stand eine schlanke Gestalt. Auffallend war jedoch weniger die gute Figur, sondern vielmehr die langen roten Haare, die ihr sanft gelockt über die Schultern flossen. Lecker. Bene konnte sich nicht erinnern, jemals eine Rothaarige gehabt zu haben, aber er glaubte mal gelesen zu haben, dass die ziemlich leidenschaftlich sein sollen. Na, das wär doch ein prickelnder Einstand für seine Rückkehr in die Heimat. Er setzte sein oft erprobtes Charming-Lächeln auf und ging die wenigen Schritte zu seinem Bier.

Der Schmerz um Liebe, wie die Liebe, bleibt
    Unteilbar und unendlich. Fühl’ ich doch,
    Welch ungeheures Unglück den betrifft,
    Der seines Tags gewohntes Gut vermisst.
    (Johann Wolfgang von Goethe)

Kapitel 2: Montag, 02. Mai 2011
07.30 Uhr
    Ein paar Minuten noch, dann würde sie ihren neuen Arbeitsplatz erreichen. Katharina hatte sich mit sehr gemischten Gefühlen auf den Weg gemacht, denn für den ersten Arbeitstag hatte sie sich selbst die ungünstigsten Voraussetzungen geschaffen. Als sie am Vorabend die Wohnung verlassen hatte, war sie mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher