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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer
Autoren: Helmut Vorndran
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Hafengebiet lotste er den Laster zum Kai, an dem die »Carolin« auf
sie wartete.
    Schon von Weitem konnte er
das Flussschiff aus Holland erkennen. Erregung stieg in ihm hoch. Gleich hatte
er es geschafft. Sie bogen um die Ecke und fuhren auf den großen Kran zu, der
neben dem Schiff in die Höhe ragte, als Pechmann kreidebleich wurde. Da vorn
liefen Polizisten umher, und überall auf dem Gelände wimmelte es von
Einsatzfahrzeugen mit Blaulicht.
    »Drehen Sie um!«, schrie
Pechmann in heller Panik. »Drehen Sie sofort um, da sind ja lauter Bullen!«
Heftig zerrte er am Ärmel des Fahrers, sein Gesicht war schweißgebadet. Doch
der Angestellte der Spedition schaute nur mit zusammengekniffenen Augen nach
vorn und meinte ungerührt, während er weiterfuhr: »Naa, des sin kaa Bullen,
ganz bestimmt net. Ich erkenn die doch, wenn ich welche seh.« Der Lastwagen
holperte ungebremst weiter Richtung Blaulichter, und sein Fahrer schmunzelte
unmerklich.
    »Dochdochdoch, das sind
Bullen!«, kreischte Pechmann. »Ja, haben Sie denn keine Augen im Kopf, Sie
hirnloser Idiot! Wir müssen hier verschwinden. Sofort!« Seine linke Hand
krallte sich wie ein Schraubstock um den Arm des Fahrers, der nun endlich den
Lastwagen zum Stehen brachte. Allerdings hatten die Beamten das Fahrzeug
bereits bemerkt und kamen nun gemächlich und lächelnd darauf zu. Einer der
Polizisten führte merkwürdigerweise ein kleines Schwein an der Leine mit sich.
Pechmann wollte in die Jackentasche greifen, um seine Waffe zu ziehen, wurde
aber von Lagerfelds Dienstwaffenmündung, in die er nun mit großen Augen
schaute, daran gehindert.
    Der Kommissar zog die
Baseballkappe vom Kopf und lächelte grimmig. »Da haben Sie aber wirklich
falschgelegen, großer Meister. Das da draußen ist der Zoll und nicht die
Polizei. Die Bullen sind nur Beiwerk. Aber ich bin einer von ihnen.« Dann griff
er sich die Kladde vom Armaturenbrett und hielt sie Pechmann vor die bleich
gewordene Nase. »Unterschreiben«, knurrte er ihn an. »Ordnung muss sein, du
Lackaffe.«
    Haderlein sah, wie Pechmann
mit hoch erhobenen Händen aus dem Laster stieg. Lagerfeld kam in seiner
Speditionsverkleidung direkt hinterher.
    Als Pechmann vor ihm stand,
ergriff Haderlein dienstlich und offiziell das Wort. »Herr Pechmann, Sie sind
verhaftet wegen Mordverdacht an Dr. Christian Rosenbauer. Und jetzt abführen!«
Er wandte sich an die beiden Beamten der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe
Rauschgift. Die Männer legten Pechmann Handschellen an und wollten ihn gerade
zu einem der bereitstehenden Kleinbusse bringen, als plötzlich laut Lagerfelds
Stimme erschallte.
    »Einen Moment noch, Herr
Pechmann.« Haderlein drehte sich fragend um. Lagerfeld hatte einen klasse Job
gemacht, aber der war jetzt erledigt. Was wollte er also noch?
    Sein Kollege ging auf
Pechmann zu und legte dem verwirrten Zweimetermann freundschaftlich den Arm auf
die Schulter. »Hör amal, du Gauner. Dei Roller da, der MP 3, taugt der was? Ich mein, der geht ja ab wie Harry.
Tätst du den vielleicht verkaufen? Du brauchst den ja jetzt eh nimmer die
nächsten«, er überlegte kurz, »na, ich würd sagen, so die nächsten
fünfundzwanzig Jahr.«
    Pechmann schaute ihn an, als
würde der Weihnachtsmann mit sechs Elchen vor ihm stehen.
    »Jetzt sei halt net so
bockich«, feilschte Lagerfeld weiter. »Ich geb dir auch zweihundert Euro. Hab
ich grad frisch verdient. Damit kannst du dir im Knast fei einen Haufen Kondome
kaufen, für alla Fäll.« Erwartungsvoll grinste Lagerfeld ihn an und wedelte mit
den Scheinen vor seiner Nase herum.
    Leonhard Pechmanns Augen
flackerten unstet, und seine Beine zitterten merklich. Dann spuckte er vor
Lagerfeld auf den Boden, und die Zollbeamten führten ihn ab.
    »Das war wohl eher ein
Nein«, meinte Haderlein lachend, während hinter ihnen Chinesen aller Größen und
Altersklassen aus dem Lastwagen und dem Schiff geführt wurden. »Übrigens haben
es die SEK ler mit Verspätung auch
geschafft, aus dem Tunnellabyrinth zu finden. Manche sind allerdings verletzt.
Apropos Verspätung, schon Viertel vor sieben«, meinte er nachdenklich zu seinem
Kollegen. »Wer macht wohl das Verhör mit Pechmann? Du oder ich?« Er grinste,
weil er die Antwort darauf schon wusste, aber erst einmal würde er seine
Manuela anrufen, um ihr den glücklichen Ausgang der heutigen Polizeiarbeit
mitzuteilen.
    Als Lagerfeld in die
Dienststelle kam, standen alle auf und klatschten. Fidibus kam mit einer seiner
Zigarren in der Hand strahlend
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