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Blow Out (German Edition)

Blow Out (German Edition)

Titel: Blow Out (German Edition)
Autoren: Uwe Laub
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langsam und allmählich, sondern mit einem gewaltigen Ruck, begleitet von ohrenbetäubendem Krach, kippte die Westseite der Bohrinsel ab. Für den Bruchteil einer Sekunde wurde Emma der Boden unter den Füßen weggezogen, und gemeinsam mit Donovan, der ihr Handgelenk trotz allem unerbittlich umklammerte, rutschte sie hilflos auf den Rand der Plattform zu.
    Neben ihr kreischte María auf. Verzweifelt trat Emma mit den Füßen nach Donovan. Vergeblich. Anstatt ihr Handgelenk loszulassen, bleckte er die Zähne und fixierte sie mit einem irren Blick.
    Unaufhaltsam rutschten sie weiter dem Abgrund entgegen.
    Entsetzt sah Emma, wie Agent Laymon, mit dem Gesicht voraus, frontal auf ein Stahlrohr fiel, das sich durch seine Brust bohrte und den Agent aufspießte.
    Das Ende der Plattform kam immer näher. Mächtige schwarze Wellen brachen sich schäumend nur wenige Meter unterhalb des Sicherheitszauns am Plattformrand. Unter ihr knallte Nick gegen die stählerne Umzäunung. Nur noch wenige Meter, und sie und Donovan würden ebenfalls dagegenprallen. Sie betete, dass der Zaun hielt und ihn das Gewicht der vielen Personen, die jetzt nach und nach auf ihn stürzten, nicht einfach mit in die Tiefe riss.
    Sie landete halb auf Nick, halb knallte sie mit dem Rücken gegen eine Eisenstrebe. Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen. Donovans Landung schien ähnlich schmerzhaft zu verlaufen. Er grunzte und ließ endlich ihr Handgelenk los. Sofort rückte sie von ihm ab und verpasste ihm mit dem Absatz ihres Schuhs einen Tritt gegen den Kopf. Trotz der Kakophonie des knirschenden Stahls hörte sie seinen Kiefer deutlich knacken.
    Ein Marine rutschte auf sie zu, knallte auf Donovan und begrub ihn unter sich. Zu Emmas Freude rührte sich Donovan nicht mehr. Sie beugte sich über Nick. Seine Augenlider flatterten. War das nun gut oder schlecht? Sie verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, schüttelte ihn, brüllte ihn an, endlich aufzuwachen.
    Zu ihrer grenzenlosen Freude öffnete er die Augen. »Scheiße«, mehr brachte er nicht heraus, aber immerhin sagte er überhaupt etwas.
    »Mehr als das.« So gut es ging, versuchte sich Emma zu orientieren. Die Plattform hing unverändert schräg im Wasser. Direkt über ihnen zeigte der Bohrturm wie ein riesiger Finger ebenso schräg in den Himmel. Mehrere Marines waren von der Umzäunung aufgefangen worden. Einige Meter weiter entdeckte sie Collins, der sich unter Schmerzen aufrappelte. Franklin lag mit geschlossenen Augen zusammengekrümmt neben ihm. Unmöglich zu erkennen, ob er noch lebte.
    Eine weitere Welle erschütterte die Plattform. Emma spürte, wie die Umzäunung wackelte und allmählich ächzend nachgab. Nichts wie weg von hier!
    Mit hektischem Blick suchte sie die Umgebung nach einem Fluchtweg ab, doch dann gab es plötzlich hoch über ihren Köpfen eine ohrenbetäubende Detonation.
    Emma warf den Kopf in den Nacken.
    Eine Feuersäule, so hoch wie der Bohrturm, schoss hinauf in den schwarzen Himmel. Mitten aus der Feuersäule löste sich ein brennender Ball.
    Emmas Blut gefror zu Eis.
    Der Armeehubschrauber, der am entgegengesetzten Ende der Plattform auf dem Ableger geparkt hatte, rutschte lichterloh brennend und mit halsbrecherischer Geschwindigkeit direkt auf sie zu.
    121
    Aus den zerbrochenen Fenstern des auf sie zutrudelnden Hubschraubers schlugen Flammen. Zwei der drei Rotorblätter waren verschwunden, das dritte brach nach einer Kollision mit einem Aggregat ab, schoss wie ein Bumerang um sich selbst wirbelnd davon und teilte auf dem Weg ins Meer einen Marine in zwei Hälften.
    »Hier rüber!«, schrie Nick und riss Emma am Arm mit sich unter einen Verteilerkasten, von dem er hoffte, dass er so massiv war, wie er aussah. Er umfasste ein Rohr und hielt sich daran fest.
    Keine Sekunde später brach das flammende Geschoss knapp neben ihm durch die Umzäunung und riss sie mit sich, dazu alles und jeden, der sich in diesem Augenblick noch dort aufhielt. Schreiend stürzten mehrere Männer in die Tiefe.
    Ohne die schützende Umzäunung tat sich unter Nicks Füßen plötzlich ein gähnender Abgrund auf. Frei in der Luft hängend, beobachtete er, wie der Hubschrauber mitsamt den Marines im Meer landete und von den Wellen verschluckt wurde. Er blickte nach oben. Lange würde dieses Rohr ihn und Emma nicht halten, und den Schutzzaun gab es nicht mehr.
    Rund um den Plattformrand verlief ein etwa fünf Zentimeter breites Bord, gerade breit genug, um mit den Absätzen darauf zu stehen.
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