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Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)

Titel: Blick in die Ewigkeit: Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen (German Edition)
Autoren: Eben Alexander
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Element des Zweifels darüber ins Spiel, was dies alles zu bedeuten hatte. Nicht etwa, dass ich Zweifel an dem gehabt hätte, was mit mir geschehen war. Das war unmöglich, und ich hätte genauso gut an meiner Ehe mit Holley oder meiner Liebe zu meinen Kindern zweifeln können. Aber die Tatsache, dass ich ins Jenseits gereist war, ohne meinen Vater zu sehen, und stattdessen meine schöne Begleiterin auf dem Schmetterlingsflügel getroffen hatte, die ich nicht kannte, machte mir noch immer zu schaffen. Warum war mir angesichts der hochgradig emotionalen Natur meiner Beziehung zu meiner Familie und meines Mangels an Selbstwertgefühl, weil ich als Kind wegge geben worden war, diese alles entscheidende Botschaft, dass ich geliebt wurde und niemals verstoßen werden würde, nicht von jemandem übermittelt worden, den ich kannte? Von jemandem wie meinem Vater?
    Denn ich hatte mich tatsächlich mein ganzes Leben lang auf einer tiefen Ebene »verstoßen« gefühlt – und das, obwohl meine Familie ihr Bestes getan hatte, um dieses Gefühl mit ihrer Liebe zu heilen. Mein Vater hatte mir oft geraten, mir nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen, was mit mir passiert war, bevor er und Mama mich aus dem Kinderheim geholt hatten. »Du würdest dich ohnehin an nichts von dem erinnern, was so früh in deinem Leben passiert ist«, sagte er. In dem Punkt hat er nicht Recht behalten. Mein Nahtoderlebnis hatte mich davon überzeugt, dass ein geheimer Teil von uns auch noch den letzten Aspekt unseres irdischen Lebens aufzeichnet, und dass dieser Aufzeichnungsprozess schon ganz nah am Anfang beginnt. Auf einer präkognitiven und präverbalen Ebene hatte ich mein ganzes Leben lang gewusst, dass ich weggegeben worden war, und auf einer tiefen Ebene mühte ich mich noch damit ab, diese Tatsache zu vergeben.
    Solange diese Frage offen blieb, würde eine ablehnende Stimme bleiben. Eine Stimme, die mir eindringlich und sogar hinterhältig sagte, dass meinem Nahtoderlebnis trotz seiner Perfektion und seines Wunders etwas gefehlt hatte, dass etwas »faul« daran war.
    Im Prinzip hatte ein Teil von mir immer noch Zweifel an der Echtheit jener verblüffend realen Erfahrung, die ich im tiefen Koma gemacht hatte, und damit auch an der Existenz des ganzen Reiches, das damit in Verbindung stand. Für diesen Teil von mir ergab das Ganze aus wissenschaftlicher Sicht auch weiterhin »keinen Sinn«. Und diese kleine, aber eindringliche Stimme des Zweifels bedrohte nach und nach das gesamte neue Weltbild, das ich langsam aufzubauen begann.

35
    Das Foto
    Dankbarkeit ist nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter von allen.
    Cicero (104–48 vor Christus)
    Vier Monate nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus kam meine leibliche Schwester Kathy endlich dazu, mir ein Foto unserer gemeinsamen Schwester Betsy zu schicken. Ich war oben in unserem Schlafzimmer, wo meine Odyssee begonnen hatte, als ich den übergroßen Briefumschlag öffnete und ein gerahmtes Hochglanzfarbfoto der Schwester herauszog, die ich nie gekannt hatte. Sie stand, wie ich später herausfinden sollte, an der Anlegestelle der Balboa Island Ferry in der Nähe ihres Hauses in Südkalifornien. Im Hintergrund sah man einen wunderschönen Westküsten-Sonnenuntergang. Betsy hatte lange braune Haare und tiefblaue Augen, und ihr Lächeln, das Liebe und Freundlichkeit ausstrahlte, ging mir durch und durch, während mein Herz schmerzte und gleichzeitig weiter wurde.
    Kathy hatte ein Gedicht über dem Foto befestigt. David M. Romano hatte es 1993 geschrieben und es hieß »When Tomorrow Starts Without Me«* (Wenn morgen ohne mich beginnt).
    Wenn morgen ohne mich beginnt,
Und ich es nicht mehr sehen kann,
Wenn die Sonne aufgeht und deine Augen
Meinetwegen in Tränen schwimmen,
Dann wünsche ich mir so sehr, dass du nie mehr
So weinst wie heute,
Wenn du an die vielen Dinge denkst,
Die wir nicht mehr sagen konnten.
    Ich weiß, wie sehr du mich liebst,
So sehr, wie ich dich liebe,
Und jedes Mal, wenn du an mich denkst,
Weiß ich, dass du mich auch vermisst.
Doch wenn morgen ohne mich beginnt,
Versuche zu verstehen,
Dass ein Engel kam, mich beim Namen rief,
Mich bei der Hand nahm
Und mir sagte, weit oben im Himmel
Sei ein Platz für mich bereit.
Und dass ich alle zurücklassen müsse,
Die ich so sehr liebte.
    Doch als ich gerade gehen wollte,
Rollte mir eine Träne über die Wange.
Mein ganzes Leben dachte ich,
Ich wolle nicht sterben.
Ich hatte so viel, für das sich zu leben
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