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Black Dagger 05 - Mondspur

Black Dagger 05 - Mondspur

Titel: Black Dagger 05 - Mondspur
Autoren: J.R. Ward
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angezündet und war so glücklich gewesen, allein sein zu dürfen … Doch das waren böse Erinnerungen, böse Bilder. Sie erinnerten sie an ihr altes Leben, an ihre Mutter … an ihren Bruder.
    Lieber Himmel, Rehvenge. Rehv hatte sie wahnsinnig gemacht mit seiner Bevormundung, doch er hatte recht
behalten. Wäre sie bei ihrer Familie geblieben, hätte sie niemals Mary kennen gelernt, die menschliche Frau, die nebenan wohnte. Und niemals wäre sie in jener Nacht über die Wiese zwischen ihren Häusern gelaufen, um sicherzugehen, dass bei Mary alles in Ordnung war. Und niemals wäre sie dem Lesser in die Arme gelaufen … also wäre es niemals so weit gekommen, dass sie gleichzeitig tot und am Leben war.
    Wie lange ihr Bruder wohl nach ihr gesucht hatte? Hatte er inzwischen aufgegeben? Vermutlich. Nicht einmal Rehv konnte so lange ohne jede Hoffnung weitermachen.
    Sie wäre jede Wette eingegangen, dass er nach ihr gesucht hatte, doch in gewisser Weise war sie froh, dass er sie nicht gefunden hatte. Obwohl er ein hochgradig aggressiver Vampir war, blieb er doch ein Zivilist und wäre sehr wahrscheinlich verletzt oder getötet worden, wenn er zu ihrer Rettung käme. Diese Lesser waren stark. Brutal und kraftvoll. Nein, um sie zurückzuholen, bedurfte es eines Kriegers, der dem Monster ebenbürtig war, das sie gefangen hielt.
    Ein Bild von Zsadist tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, so deutlich wie ein Foto. Sie sah seine wilden schwarzen Augen. Die Narbe, die über sein Gesicht lief und seine Oberlippe verzerrte. Die tätowierten Sklavenfesseln um Hals und Handgelenke. Sie erinnerte sich an die Narben der Peitschenstriemen auf seinem Rücken. Und die Piercings in seinen Brustwarzen. Und seinen muskulösen, viel zu schlanken Körper.
    Sie dachte an seinen bösartigen, kompromisslosen Willen und an all seinen schnell entflammbaren Hass. Er war Furcht einflößend, eine düstere Legende ihrer Rasse. Nicht nur gebrochen, ein Wrack, in den Worten seines Zwillingsbruders. Er allein könnte dem Lesser die
Stirn bieten. Zsadists Brutalität war vermutlich das Einzige, was sie noch retten konnte, wenn sie auch nicht ernsthaft damit rechnete, dass er nach ihr suchen würde. Sie war nichts als eine gewöhnliche Vampirin, der er zweimal begegnet war.
    Und beim zweiten Mal hatte sie ihm schwören müssen, nie wieder in seine Nähe zu kommen.
    Wieder überfiel sie die Angst; um das Gefühl im Zaum zu halten, redete sie sich ein, Rehvenge suche immer noch nach ihr. Und dass er der Bruderschaft Bescheid geben würde, wenn er irgendeinen Hinweis auf ihren Aufenthaltsort fände. Vielleicht käme Zsadist dann, um sie zu suchen, weil es zu seinem Job gehörte.
    »Hallo? Hallo? Ist da jemand?« Die zittrige männliche Stimme klang gedämpft, blechern.
    Der neueste Gefangene, dachte sie. Anfangs versuchten sie immer, Kontakt aufzunehmen.
    Bella räusperte sich. »Ich bin … hier.«
    Eine Pause entstand. »Gütige Jungfrau der Schrift … bist du die Frau, die sie entführt haben? Bist du … Bella?«
    Ihren Namen zu hören, war ein Schock. Scheiße, der Lesser nannte sie schon so lange seine Frau, dass sie ihren eigenen Namen beinahe schon vergessen hatte. »Ja … ja, das bin ich.«
    »Du lebst noch.«
    Zumindest schlug ihr Herz noch. »Kenne ich dich?«
    »I-ich war auf deiner Beerdigung. Mit meinen Eltern, Ralstam und Jilling.«
    Bella fing an zu zittern. Ihre Mutter und ihr Bruder … hatten sie zu Grabe getragen. Andererseits war das nicht verwunderlich. Ihre Mutter war tief religiös und glaubte fest an die alten Traditionen. Wenn sie vom Tod ihrer Tochter überzeugt war, hatte sie mit Sicherheit auf der
richtigen Zeremonie bestanden, damit Bella in den Schleier eintreten konnte.
    O … lieber Himmel. Zu glauben, dass sie aufgegeben hatten, und es zu wissen, waren zwei ganz unterschiedliche Dinge. Niemand würde sie retten. Niemals.
    Da hörte sie plötzlich etwas Seltsames. Und merkte, dass sie schluchzte.
    »Ich werde fliehen«, sagte der Vampir mit Nachdruck. »Und dich nehme ich mit.«
    Bella ließ ihre Knie nachgeben und glitt an der welligen Blechwand des Rohrs entlang bis ganz nach unten. Jetzt war sie wirklich tot, oder? Tot und begraben.
    Wie grausam passend, dass sie in der Erde feststeckte.

2
    Zsadists wuchtige Stiefel trugen ihn durch eine Seitenstraße der Trade Street, die schweren Sohlen zerstampften gefrorenen Matsch und zermalmten das eisverkrustete Profil von Reifenspuren. Er war allein, und es war stockdunkel, da
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