Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
Preis, der dafür verlangt würde: eine Seele.
    Nein. Bestimmt nicht. Sofort schämte ich mich für diesen Gedanken, und wie so oft war ich froh, dass meine – und nur meine – Gedanken für Edward unergründlich waren.
    Ich suchte seine Hand und seufzte, als seine kalten Finger meine fanden. Als er mich berührte, empfand ich eine eigenartige Erleichterung – als würde mir ganz plötzlich ein Schmerz genommen.
    »Hi.« Ich lächelte ein wenig über die zurückgenommene Begrüßung.
    Er hob unsere verschränkten Hände und strich mir mit dem Handrücken über die Wange. »Wie war der Nachmittag?«
    »Zog sich.«
    »Bei mir auch.«
    Er legte mein Handgelenk an sein Gesicht, unsere Finger waren immer noch miteinander verschränkt. Er schloss die Augen, als er meine Haut mit der Nase streifte, und lächelte leise, ohne die Augen zu öffnen. Er genoss das Bouquet, obwohl er dem Wein entsagte, wie er es einmal ausgedrückt hatte.
    Ich wusste, dass der Geruch meines Blutes – das für ihn so viel süßer roch als das anderer Menschen, wie Wein im Vergleich zu Wasser für einen Alkoholiker – bei ihm einen brennenden Durst auslöste, der regelrecht schmerzte. Das ließ ihn im Gegensatz zu früher jedoch nicht mehr zurückschrecken. Ich konnte nur ahnen, was für übermenschliche Kräfte diese einfache Geste ihn kostete.
    Es machte mich traurig, dass es so schwer für ihn war. Ich tröstete mich damit, dass ich ihm nicht mehr lange solche Schmerzen bereiten würde.
    Da hörte ich Charlie kommen, demonstrativ stampfend, um seine Abneigung gegen den Besuch zu betonen. Edward riss die Augen auf und ließ die Hand sinken, ohne meine loszulassen.
    »Guten Abend, Charlie.« Edward war immer ausgesprochen höflich, obwohl Charlie das gar nicht verdiente.
    Charlie grunzte etwas Unverständliches und blieb mit verschränkten Armen neben uns stehen. In letzter Zeit übertrieb er es mit der väterlichen Fürsorge.
    »Ich habe dir noch einige Bewerbungsformulare mitgebracht«, sagte Edward und hielt einen dicken braunen Umschlag hoch. Um den kleinen Finger trug er eine Rolle Briefmarken wie einen Ring.
    Ich stöhnte. Waren etwa noch Colleges übrig, die ich nicht angeschrieben hatte? Und wie schaffte er es, immer weitere zu finden, die noch Bewerbungen annahmen? Ich war so spät dran.
    Er lächelte, als könnte er meine Gedanken doch lesen; offenbar sprach mein Gesicht Bände. »Bei einigen ist die Frist noch nicht abgelaufen. Und manche sind bereit, eine Ausnahme zu machen.«
    Die Gründe dafür konnte ich mir schon denken. Und auch, welche Summen dafür geflossen waren.
    Edward lachte über mein Gesicht.
    »Sollen wir?«, sagte er und zog mich zum Küchentisch.
    Charlie schnaubte verärgert und ging uns hinterher, obwohl er sich über die Pläne für den heutigen Abend nicht beklagen konnte. Schließlich nervte er mich jeden Tag mit der College-Frage.
    Schnell räumte ich den Tisch ab, während Edward einen erschreckend hohen Stapel Formulare ordnete. Als ich Sturmhöhe auf die Anrichte legte, hob er eine Augenbraue. Ich wusste, was er dachte, aber ehe er eine Bemerkung machen konnte, sagte Charlie: »Ach Edward, apropos College-Bewerbungen.« Sein Ton war noch unfreundlicher als sonst – im Allgemeinen vermied er es, Edward direkt anzusprechen, und wenn es doch einmal sein musste, ärgerte er sich enorm. »Bella und ich haben gerade darüber gesprochen, wie es nach der Schule weitergeht. Hast du dich schon entschieden, wo du studieren willst?«
    Edward lächelte und sagte freundlich: »Noch nicht. Ich habe bereits einige Zusagen, doch die Entscheidung ist noch nicht gefallen.«
    »Wo bist du angenommen?«, wollte Charlie wissen.
    »In Syracuse … Harvard … Dartmouth … und heute bekam ich eine Zusage von der Universität Alaska Southeast.« Edward wandte leicht den Kopf und blinzelte mir zu. Ich unterdrückte ein Kichern.
    »Harvard? Dartmouth?«, murmelte Charlie. Er konnte seine Bewunderung nicht verhehlen. »Das ist ja ganz schön … das ist nicht übel. Na, aber die Universität Alaska … Die kommt ja wohl nicht ernsthaft in Frage, wenn du auf eine der Elite-Unis gehen kannst. Ich meine, dein Vater möchte doch bestimmt …«
    »Carlisle ist mit allem einverstanden, was ich mache«, sagte Edward gelassen.
    »Hmpf.«
    »Weißt du was, Edward?«, sagte ich fröhlich und spielte sein Spiel mit.
    »Was denn, Bella?«
    Ich zeigte auf den dicken Umschlag, der auf der Anrichte lag. »Ich hab auch gerade eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher