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Bis das Glück mich findet

Bis das Glück mich findet

Titel: Bis das Glück mich findet
Autoren: Sheila O'Flanagan
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alles gegeben für einen Rich-Girl-Look und jene Aura der Selbstsicherheit, die es ihr gestattet hätte, in die Liga der Stars ihrer jeweiligen Klasse aufzusteigen. Aber nur eine Handvoll Auserwählter konnte den beiden Nikkis das Wasser reichen oder Cara Bond oder gar der Bienenkönigin höchstpersönlich – Emma Walsh, die in regelmäßigen Abständen und mit einer unnachahmlichen Lässigkeit ihre kastanienbraune Mähne nach hinten warf, eine Geste, mit der sie es schaffte, ohne jede Anstrengung ihre Überlegenheit über jedes andere Mädchen in der Klasse zu demonstrieren.
    In ihrem fünften Jahr an der Oberschule zeichnete sich für Dominique ein Umschwung ab. Die Veränderung trat weder durch das plötzliche Verschwinden ihrer Flecken und Pickel ein (sie waren so hartnäckig wie eh und je) noch durch ein neues Haarpflegeprodukt, das ihr über Nacht eine wilde Lockenpracht beschert hätte (ihre Schnittlauchmähne widersetzte sich standhaft allen Maßnahmen, sich zu locken), sondern durch die Tatsache, dass sie unerwartet ins Rampenlicht gestoßen wurde, und zwar als Judas in der Schulaufführung von Jesus Christ Superstar. Am Morgen der Aufführung nämlich hatte Nikki Dunne wegen einer akuten Blinddarmentzündung in aller Eile ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, woraufhin man sich an ihre zweite Besetzung, sprich Dominique, wandte und ihr mitteilte, sie müsse kurzfristig einspringen. Als sie dies erfuhr, war es Dominique fast schlecht geworden. Es war eine Sache, bei den Proben zu singen, doch eine ganz andere, tatsächlich vor ein Publikum zu treten und dort ihrer Rolle entsprechend zu singen. Wäre das Stück wie geplant aufgeführt worden, hätte Dominique überhaupt nicht zu singen brauchen. Ursprünglich hatte man sie nämlich als Ticketverkäuferin eingeteilt.
    »Ach, mach dir mal keine Sorgen«, sagte Maeve Mulligan, ihre beste Freundin, während sie gemeinsam hinter der Bühne saßen. »Du spielst schließlich den Judas. Du bist ein ganz gemeiner Schurke. Falls du mal einen falschen Ton erwischst, spielt das überhaupt keine Rolle. Die Leute erwarten das ja geradezu von dir.«
    »Ja schon, aber sie wissen auch, dass ich normalerweise nicht dort oben stehen würde.« Vor Nervosität klapperten Dominique die Zähne. »Und Cara und Emma werden mich fürchterlich auslachen.«
    »Bestimmt nicht«, erwiderte Maeve. »So schlimm sind die beiden gar nicht. Außerdem wollen sie doch auch, dass die Aufführung ein Erfolg wird. Sie werden dir helfen.«
    »Jemand anders hätte die zweite Besetzung übernehmen sollen.« Dominique drückte an einem Pickel an ihrem Kinn herum. »Du weißt doch, dass sie mich nur ausgewählt haben, weil sie Mädchen wie uns auch irgendwie an der Aufführung beteiligen wollen.«
    Maeve nickte. Sie wusste, was ihre Freundin meinte. Die Mädchen mit dem makellosen Teint und dem seidig schimmernden Haar waren es, die stets für die Schulaufführungen auserwählt wurden. Jeder wusste das. Die anderen, die noch immer schüchtern oder pickelig oder unbeholfen waren, bekamen unweigerlich solche Aufgaben zugewiesen wie das Zusammenbauen der Kulissen oder den Ticketverkauf, obwohl auch sie ihre Rollen als zweite Besetzung hatten lernen müssen. Die meisten dieser Mädchen fügten sich den Tatsachen und akzeptierten, dass das Ganze nur dazu diente, ihnen ein besseres Gefühl zu geben und ihr Ego ein bisschen aufzuplustern. Und dass man eigentlich nicht von ihnen erwartete, vor einem richtigen Publikum aufzutreten.
    »Mann, du kriegst das schon hin«, redete Maeve ihr aufmunternd zu. »Und deine Stimme ist übrigens gar nicht mal so schlecht.«
    »Aber kein Vergleich zu der von Nikki.«
    »Wir werden dich alle anfeuern«, versicherte Maeve ihr. »Meine Mutter hat versprochen, wie verrückt zu applaudieren, sobald du nur den Mund aufmachst.«
    Dominique lächelte ein wenig gequält. »Tja, meine wird das bestimmt nicht tun. Ich bin mir nicht ganz sicher, was sie davon hält, dass ich ausgerechnet diese Rolle spiele. Judas Ischariot gehört ganz bestimmt nicht zu ihren Lieblingsheiligen.« Dominique drückte erneut an dem Pickel herum, und diesmal fing er sogar zu bluten an. »So ein Mist«, schimpfte sie. »Ich will schließlich keine Blutlache auf der Bühne hinterlassen.«
    »Wenn du nicht dauernd daran herumdrücken würdest, würden sie von selber wieder vergehen«, bemerkte Maeve.
    »Wenn ich nicht dauernd daran herumdrücken würde, würden es jeden Tag mehr werden«, widersprach
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