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Bel Ami (German Edition)

Bel Ami (German Edition)

Titel: Bel Ami (German Edition)
Autoren: Guy de Maupassant
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zeigte.
    Georges trug eine Bauernbluse, die er sich im Dorfe beim Kaufmann erstanden hatte. Er machte mit Suzanne Ausflüge entweder zu Fuß am Fluß entlang, oder im Boot. Sie küßten sich jeden Augenblick. Suzanne in voller Unschuld, er bereit, seiner Begierde zu unterliegen. Doch er nahm sich zusammen, und als er ihr sagte: »Morgen kehren wir nach Paris zurück, Ihr Vater versichert mir Ihre Hand«, da meinte sie ganz naiv:
    »Schon, es hat mir soviel Spaß gemacht, Ihre Frau zu sein!«

X.
    Es war dunkel in der kleinen Wohnung auf der Rue Constantinople, denn Georges Du Roy und Clotilde de Marelle hatten sich am Eingang getroffen und waren schnell hineingetreten und sie fragte, ohne ihm Zeit zu lassen, die Vorhänge zurückzuziehen:
    »Also du heiratest wirklich Suzanne Walter?«
    Er gab es sanft zu und sagte dann:
    »Wußtest denn du das gar nicht?«
    Sie stand wütend und entrüstet vor ihm.
    »Du heiratest Suzanne Walter!« versetzte sie zornig. »Das geht schon zu weit! Das geht schon zu weit! Seit drei Monaten bist du so scheinbar lieb mit mir, damit ich nichts merken sollte. Alle Welt weiß es, nur ich nicht. Mein Mann hatte es mir gesagt.«
    Du Roy grinste, trotzdem war er etwas verlegen. Er legte seinen Hut auf eine Kaminecke und setzte sich in einen Lehnstuhl.
    Sie blickte ihm fest ins Gesicht und sagte dann leise mit gereizter Stimme:
    »Seitdem du dich von deiner Frau scheiden ließest, bereitest du diesen Streich vor; und für die Zwischenzeit behieltst du mich nett und liebenswürdig als deine Geliebte! Was bist du doch für ein Schurke!«
    »Wieso?« fragte er. »Ich hatte eine Frau, die mich betrog, ich habe sie überrascht. Ich habe die Scheidung durchgesetzt und nun heirate ich eine andere. Was ist denn dabei?«
    Sie flüsterte zitternd:
    »Oh, wie du raffiniert und gefährlich bist!«
    Er begann wieder zu lächeln:
    »Natürlich. Die Dummen und die Schwachköpfe fallen immer herein.«
    Doch sie ließ von ihren Gedanken nicht ab:
    »Ich hätte dich von Anfang an durchschauen müssen. Nein, aber für einen so gemeinen Schurken habe ich dich doch nicht gehalten.«
    Er nahm eine würdevolle Miene an:
    »Ich bitte dich, auf die Worte zu achten, die du gebrauchst!«
    Sie empörte sich gegen seine Dreistigkeit:
    »Was? Willst du etwa, daß ich dich mit Handschuhen anfassen soll? Du benimmst dich mir gegenüber, seitdem ich dich kenne, wie ein Lump, und nun verlangst du, daß ich es dir nicht sage? Du betrügst und beutest alle und alles aus; du nimmst dir Geld und Vergnügen überall, wo du es findest, und du willst, daß ich dich als einen ehrlichen Mann behandle?«
    Er stand auf und sagte mit bebenden Lippen:
    »Schweig, oder ich werfe dich hinaus!«
    Sie stammelte:
    »Mich hinauswerfen ... mich hinauswerfen ... du willst mich von hier hinauswerfen ... von hier ... du ... du?«
    Sie konnte nicht weitersprechen, sie erstickte direkt vor Zorn, und auf einmal schrie sie in einem jähen Wutausbruch hervor:
    »Hinauswerfen? Du vergißt, daß ich das hier seit dem ersten Tage bezahlt habe. Ah! Du hast sie ab und zu auf deine Rechnung übernommen. Aber wer hat sie gemietet ... ich war es ... Wer hat sie behalten? ... Ich ... Und du willst mich hinauswerfen? Schweige, du Taugenichts. Glaubst du etwa, ich wüßte nicht, wie du Madeleine die Hälfte ihrer Vaudrecschen Erbschaft gestohlen hast. Glaubst du, daß ich nicht weiß, wie du mit Suzanne geschlafen hast, um sie zu zwingen, dich zu heiraten.«
    Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie:
    »Sprich nicht von der. Ich verbiete es dir!«
    Sie schrie:
    »Du hast doch mit ihr geschlafen, ich weiß es.«
    Er hätte vieles sich gefallen lassen, doch diese Unwahrheit brachte ihn außer sich. Die Wahrheiten, die sie ihm schreiend ins Gesicht geschleudert hatte, ließen für den Augenblick sein Herz vor Zorn erbeben, aber das, was sie fälschlich über das kleine Mädchen sagte, die seine Frau werden sollte, ließ seine Hand zusammenzucken, in dem wütenden Verlangen, zu schlagen.
    Er wiederholte:
    »Schweig ... nimm dich in acht ...! Schweige du! ...«
    Und er schüttelte sie hin und her wie man einen Baumzweig mit Früchten rüttelte.
    Mit verwirrtem Haar und irrem Blick, den Mund weit aufgerissen, heulte sie:
    »Du hast mit ihr geschlafen!«
    Er ließ sie los und gab ihr solch einen Schlag ins Gesicht, daß sie gegen die Wand taumelte. Doch sie wandte sich gegen ihn, hob die geballten Fäuste und schrie von neuem mit aller Kraft:
    »Du hast mit ihr
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