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Bei Landung Liebe

Bei Landung Liebe

Titel: Bei Landung Liebe
Autoren: Andrea Beetz
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fünfzig Paar Schuhe im Wert von einem Kleinwagen, in einem eigens dafür angelegtem Wandschrank“, witzelte Markus und zeigte dabei auf den Bildschirm, wo Carrie gerade mit der Frage beschäftigt war, ob sie sich für die roten oder die blauen High Heels entscheiden sollte. Mein Bruder verdrehte abermals die Augen.
    „Wo ist denn euer neuer Mitbewohner?“, wollte Julia gerade wissen, als Ryan das Wohnzimmer betrat.
    Er trug beige Cargoshorts, ein blaues T-Shirt mit einem Brustprint und ein Paar Sneaker. Seine Hände steckten lässig in den Hosentaschen. Ryan warf einen kurzen Blick in die Runde und begrüßte Julia mit einem zuckersüßen Lächeln, bei dem eine Reihe schneeweißer Zähne zum Vorschein kam, die für Zahnpastawerbung wie geschaffen waren. Was für ein mieser Schleimer er doch war. Finster blickte ich zum Fernseher, wo inzwischen die Wiederholung eines Fußballspieles lief. Mein Bruder war wirklich flink, wenn es darum ging, das Programm zu wechseln.
    „Sieht aus, als könntest du etwas Unterstützung brauchen Markus“, meinte Ryan und ließ sich neben Julia aufs Sofa sinken.
    Damit war unser Frauenabend wohl beendet. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! War mir denn gar kein Abend mehr ohne Ryan vergönnt?
    Von meinem nächsten Gehalt würde ich mir einen kleinen Fernseher für mein Zimmer anschaffen. Solange Ryan hier wohnte, hatte ich wohl, außer in meinem Zimmer keinerlei Privatsphäre mehr. Nicht mal im Bad war ich sicher. Wenn ich nur daran dachte, wie rücksichtslos er gestern dort hinein gestürmt war, wurde ich wütend. Nun musste ein Notfallplan her. Vielleicht konnten wir zu Julia gehen, um dort unser gemütliches Beisammensein fortzusetzen. Ich warf meiner Freundin einen kurzen, und wie ich hoffte, telepathischen Blick zu, um ihr mitzuteilen, dass ich sie mal unter vier Augen sprechen musste, doch Julia war unfähig, ihre Augen von Ryan zu lösen. Sie hing förmlich an seinen Lippen, strich sich die Haare über die Schulter und grinste von einem Ohr zum anderen.
    Was war denn plötzlich mit meiner Freundin los? So kannte ich sie gar nicht. Hoffentlich erinnerte sie sich daran, dass sie in festen Händen war. Einfach unglaublich! Ryan bezirzte sogar meine beste Freundin.
    „Ich muss mal kurz ins Bad“, sagte ich schließlich lauter als unbedingt nötig und puffte meinen Bruder in die Rippen, damit er mich vorbei ließ.
    Markus murmelte etwas und rückte ein wenig zur Seite, ohne seine Augen vom Bildschirm abzuwenden.
    Im Bad wusch ich mir als Erstes mit kaltem Wasser das Gesicht. Meine Wangen glühten. Ich hoffte, Julia würde mir folgen, damit wir ungestört reden konnten, doch scheinbar waren meine telepathischen Fähigkeiten, falls überhaupt vorhanden, nicht ausreichend gewesen.
    Ich setzte mich auf den Wannenrand und wartete noch ein paar Minuten, musste dann aber doch einsehen, dass Julia wohl nicht mehr kommen würde. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, waren sie und Ryan in ein Gespräch vertieft. Aus dem Fernseher dröhnte irgendeine Chartshow und mein Bruder schlief sitzend auf dem Sofa, den Kopf in den Nacken gelegt.
    Was ging denn hier vor? Julia zwinkerte mir verschwörerisch zu, als sie mich bemerkte, und klopfte Ryan kurz auf den Oberschenkel.
    „War schön dich zu sehen, Ryan“, zirpte sie und stand auf.
    „Die Freude war ganz meinerseits“, erwiderte Ryan und schenkte ihr ein übertrieben freundliches Lächeln.
    Julia errötete und ging aus dem Zimmer.
    Verärgert begleitete ich sie zur Tür. Ryan hatte es tatsächlich geschafft, innerhalb kürzester Zeit meine beste Freundin um den Finger zu wickeln! Sie drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und flüsterte mir ins Ohr: „Er ist hinreißend. Ich melde mich.“ Dann eilte sie die Stufen hinunter.
    Hatte ich da eben richtig gehört? Sogar Julia schien mir in den Rücken zu fallen. Erkannte denn niemand, wie widerwärtig dieser Typ war? Und warum verließ Julia jetzt so fluchtartig die Wohnung? Nachdenklich ging ich in mein Zimmer. Da Markus im Wohnzimmer eingeschlafen war, konnte ich auf keinen Fall zurück, so lange Ryan dort saß. Ohne eine dritte Person, die als Puffer oder schlimmstenfalls auch als Zeuge vor Gericht herhalten konnte, würde ich mich nicht mit ihm in einem Zimmer aufhalten. Falls ich Ryan einen Arm oder was auch immer brach, brauchte ich schließlich jemanden der bestätigen konnte, dass ich aus reiner Notwehr gehandelt hatte. Aber warum sollte ich auch mit ihm reden? Ich wollte,
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