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BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel

BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel

Titel: BattleTech 28: Ritter ohne Furcht und Tadel
Autoren: Donald G. Phillips
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hatte, die ebenfalls mit einem Kind in Andrews Alter auf Reisen war, eine Frau, die Shera ähnlich genug sah, um ihr etwas Zeit zu erkaufen, selbst wenn es nur Stunden oder gar Minuten waren. Momentan herrschte eine solche Konfusion angesichts des immer enger werdenden Kessels von Kerenskys Truppen, der immer neuen Gesetzen und Vorschriften, immer neuen Vorrangtransporten mit Truppen an die Front und zurück, daß sich kaum jemand um eine schäbig gekleidete Bäuerin und ihr Baby kümmern würde. Zumindest setzte Shera darauf ihre Hoffnung.
    Die Frau lachte unverschämt. »Ein Säufer, was? Oder vielleicht ein Schläger? Egal, mich kümmert's nicht, wovor du wegläufst. Alles ist besser als zu verhungern.«
    Dann stopfte sie sich das Geld und die Papiere in den Ausschnitt ihres schmutzigen Kleids, drehte sich um und wanderte davon. Auch Shera drehte sich um und überquerte die Straße in die andere Richtung. Andrew bewegte sich in den Decken, zappelte etwas in den Armen seiner Mutter. Überall waren Soldaten. Sie wußte, daß sie äußerst vorsichtig sein mußte.
    Sie hatte Stefan Amaris gehaßt, war nur unter Zwang seine Geliebte geworden. Er war vielleicht ein Imperator, aber gleichzeitig war er auch ein Wahnsinniger, der durch den Palast wanderte und mit der Laserpistole auf die Gemälde und Standbilder der Camerons und anderen hochgestellten Persönlichkeiten feuerte, die das Gebäude schmückten. Er hatte ihr befohlen, Vorkehrungen zu treffen, hatte sie gewarnt, er werde es nicht zulassen, daß sie ihm einen Bastard gebäre. Aber sie hatte ihm nicht gehorcht, und als sie erfuhr, daß sie schwanger war, die Flucht ergriffen. Shera hatte die Schrecken gesehen, die in Unity City, der einstigen Perle des Sternenbunds, alltäglich geworden waren. Sie hatte den wahren Amaris gesehen, seinen Wahnsinn erfahren. Er würde vor nichts zurückschrecken, um die Geburt eines möglichen Anwärters auf sein Erbe zu verhindern.
    Sie sah über die Schulter. Ein Trupp Soldaten hatte die Frau angehalten, mit der sie eben erst die Papiere getauscht hatte. Ihr Puls raste. Immer mehr Truppen tauchten in ihrer Nähe auf. Es war offensichtlich, daß sie auf der Suche nach ihr gewesen waren und sie jetzt nicht wieder entkommen lassen würden. Die Frau rief etwas, aber Shera konnte es durch den Straßenlärm nicht verstehen. Niemand blieb auch nur stehen. Alle wußten, Widerstand gegen AmarisTruppen brachte den Tod oder einen Aufenthalt in einem der »Umerziehungslager«. Sie wollte fliehen, aber etwas in ihr wollte sehen, was als nächstes geschah. Sie blieb einen Augenblick stehen, scheinbar, um das Obst an einem Verkaufsstand zu mustern, aber aus dem Augenwinkel beobachtete sie das Geschehen auf der Straße.
    Einer der Soldaten hatte die Papiere der Frau in der Hand, ein anderer griff nach dem Kind. Sie kreischte und preßte das Baby an sich, das jetzt ebenfalls vor Angst weinte. Der Kreis der Soldaten wurde immer enger. Plötzlich riß sich die Frau los, brach durch die Reihe und lief davon. Zwei der Infanteristen hoben ihre Lasergewehre und eröffneten ohne Rücksicht auf die übrigen Passanten das Feuer.
    Die Schüsse durchbohrten Frau und Kind, rissen sie im Laufen mitsamt dem Baby zu Boden. Sie drehte sich im Fallen und brach zusammen. Das Kind lag noch immer in ihren Armen, während sich um ihren Kopf eine Blutlache ausbreitete. Es blutete ebenfalls, und wie seine Mutter würde es nie mehr weinen oder sich bewegen. Zwei Passanten brachen ebenfalls zusammen, ganz in der Nähe von Shera. Die übrigen Leute auf der Straße sahen, was geschah, stockten kurz, und setzten ihren Weg dann umso hastiger fort. Sie alle hatten schon Folterung und Tod von mehr als genug Freunden und Angehörigen mitansehen müssen. Sie wußten, Widerstand gegen die Besatzer war zwecklos. Sie ließen die Fremde und ihr Baby in ihrem Blut auf der Straße liegen.
    Shera Moray atmete tief durch. Es war ihr eigener Tod gewesen, den sie beobachtet hatte, denn diese Schüsse hatten ihr und ihrem Sohn gegolten. Aber sie war noch einmal davongekommen, ob aus purem Glück oder durch eine Fügung des Schicksals, konnte sie nicht sagen. Es kam nur darauf an, daß sie noch lebte und ihr Sohn sicher in ihrem Arm lag. Und in diesem Augenblick schwor sie, daß ihr Kind oder seine Nachfahren eines Tages die Verbrechen seines Vaters vergelten würde.
1
    Shimgata Mesa, Shiro III
Herzogtum Andurien, Liga Freier Welten
    1. April 3057

    Lieutenant Hermann Bovos sah auf den
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