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Back to Paradise (German Edition)

Back to Paradise (German Edition)

Titel: Back to Paradise (German Edition)
Autoren: Simone Elkeles
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bleibt mir keine Wahl. Ich würde praktisch alles tun, um die erste Option zu vermeiden. Selbst wenn es bedeutet, Zeit mit meinem alten Eingliederungscoach zu verbringen.
    Wir reden nicht viel auf der anderthalbstündigen Fahrt nach Redwood. Er versucht, mir Fragen zu stellen, und ich gebe mein Bestes, ihnen auszuweichen. Als wir in die Einfahrt eines einstöckigen Zweifamilienhauses biegen, sagt er: »Du schläfst heute bei mir und lernst den Rest der Gruppe dann morgen Nachmittag kennen.«
    Drinnen lasse ich meinen Matchbeutel neben einer Couch mit verblichenem Karomuster fallen. Auf dem Sims über dem Kamin steht das Bild von Damon mit einem kleinen Jungen von ungefähr acht Jahren in einer Pfadfinderuniform.
    »Ist das Ihrer?«, frage ich ihn und wundere mich, wie dieser Typ dazu kommt, allein in einer Kleinstadt am Ende der Welt zu leben. Paradise liegt nicht allzu weit von hier entfernt.
    »Ja.«
    So wie die Hütte aussieht, ist es offensichtlich, dass er hier allein lebt. An den weißen Wänden hängen keine Bilder. Es ist nicht wie bei mir zu Hause in Paradise. Dieses Haus ist viel zu kahl und unbewohnt, als würde er nur zum Schlafen herkommen, und das war’s.
    »Sind Sie geschieden?«, frage ich.
    »Kannst du endlich aufhören, Fragen zu stellen? Da hat mir dein Schweigen auf der Herfahrt fast besser gefallen.«
    Nachdem uns Damon ein überraschend gutes Abendessen aus Reis und Hühnchen gezaubert hat, das mich an die Kochkünste meiner Mutter erinnert, verschwindet er einen schmalen Flur runter in sein Bett. Es ist still im Haus. Eine solche Stille bin ich nicht gewohnt. Bei Rio war ständig Party und Leute kamen und gingen zu jeder Tages-und Nachtzeit. Mir machte das nichts aus, weil ich sowieso nicht viel penne.
    Ich mache das Licht aus, obwohl ich weiß, dass ich heute Nacht nicht viel Schlaf bekommen werde. Es wird so sein wie üblich … ich werde alle fünfzehn Minuten aufwachen, die Decke anstarren und beten, dass mich der Schlaf endlich überfällt. Das tut er, aber immer nur für sehr kurze Zeit, sodass ich mich frage, wie es wäre, eine ganze Nacht ohne Unterbrechung durchzuschlafen. Das ist mir seit Jahren nicht vergönnt … seit dem Unfall.
    Am Morgen esse ich irgendein gesundes Vollkornmüsli, als Damon in die Küche kommt. Ich kann mir nicht verkneifen zu fragen: »Wieso helfen Sie mir?«
    »Weil ich dich für einen guten Jungen halte«, sagt er. Er hat mir den Rücken zugewandt, während er am Herd steht und Eier brät. »Du musst nur noch lernen, klügere Entscheidungen zu treffen.«
    Am späten Nachmittag werfen wir unsere Taschen ins Auto. Damon hält am Gemeindezentrum von Redwood, wo ein weißer Kleinbus auf uns wartet. Er wird in das Gebäude gerufen und befiehlt mir, beim Van zu bleiben und mich dem Rest der Gruppe vorzustellen. Es stehen noch zwei andere Typen und drei Mädchen mit ihrem Gepäck beim Wagen und warten.
    Als eines der Mädchen zur Seite tritt und ich einen Blick auf die Person erhasche, die bis dahin hinter ihm verborgen stand, wird mein Körper vollkommen taub.
    Maggie.

 
    2 Maggie
    Ich sehe meinen Proteinriegel in Zeitlupe auf den Asphalt plumpsen, und das Stück in meinem Mund, das ich gerade abgebissen habe, schmeckt wie Staub. Was macht Caleb hier? Wo ist er die letzten acht Monate gewesen? Er hat die Stadt nach unserer kurzen, verrückten Beziehung ohne Hinweis, wohin, verlassen. Wieso hat er sich nie bei mir gemeldet oder mich wenigstens wissen lassen, dass er noch lebt?
    Er hat dieselben blauen Augen, dieselben wie gemeißelt wirkenden Gesichtszüge und unter seinem T-Shirt zeichnen sich dieselben schlanken Muskeln ab. Er ist real und er lebt und er kommt direkt auf mich zu.
    Ich kann den Blick nicht von ihm abwenden, obwohl ich mir das verzweifelt wünsche.
    Er atmet hörbar aus und sagt: »Das ist irgendwie seltsam, hm?« Seine Stimme klingt vertraut und doch anders. In ihr schwingt eine Härte mit, die noch nicht da war, als wir uns das letzte Mal gesehen haben.
    »Ja«, gelingt es mir zu krächzen. Ähm …
    »Wie ist es dir ergangen?«
    Ich kann diese Frage nicht beantworten. Sie ist zu verlogen. Wenn es ihn interessiert hätte, wie es mir geht, hätte er einen Weg gefunden, mich zu treffen oder mich anzurufen. Er hat mich vor Weihnachten verlassen, vor Silvester, vor dem Valentinstag, vor meinem Geburtstag, vor dem Abschlussball und der Abschlussfeier. Er hat mich verlassen, bevor ich erfuhr, dass ich den Rest meines Lebens hinken werde, ohne Hoffnung
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